Interview mit Talon von Rev 16:8

Mit ihrem zweiten Album, „Ashlands“ wussten die Schwedischen Black Metaller REV 16:8 erst unlängst überzeugen. Eigentlich eine gute Ausgangssituation und damit Gelegenheit für ein Interview, sollte man meinen… dass Sänger Talon das genauso sieht, darf jedoch zumindest angezweifelt werden… doch lest selbst:

Sers! Zunächsteinmal danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Wie geht es dir?
Ich bin wie immer ziemlich mit musikbezogenen Dingen beschäftigt… alles mögliche, vom beantworten von Interviews wie diesem hier über das schreiben von neuem Material und Texten und so weiter… es ist ein nie endender Prozess.

Gratulation zu eurem neuen Album, „Ashlands“ – die CD gefällt mir wirklich sehr gut. Ich nehme an, ihr habt schon erste Pressereaktionen bekommen? Wie fallen die so aus, und seid ihr damit soweit zufrieden?
Ich habe bisher erst einige wenige Reviews gesehen. Einige sind gut ausgefallen, einige schlecht… du kannst es eben nie allen recht machen. Gute Reviews machen meinen tag aber auch nicht grüner, das gleiche gilt andersherum für die schlechten. Ich weiß, wann ich meinen Job gut gemacht habe, und darum geht es – immer auf der Suche sein nach einer befriedigenden Arbeit.

Wenn du „Ashlands“ in einem Satz beschreiben solltest…wie würde dieser lauten?
Es ist eine Reise durch innere Folgerungen und äußere Interpretationen zur Feier der schönen Bedeutungslosigkeit des Lebens.

Ok, dann lass uns da doch gleich mal ins Detail gehen. Was ist deine Interpretation des Titelbegriffs, „Ashlands“?
„Ashlands“ ist zugleich die Vision des Lebens aus einer inneren Perspektive, die Vision oder Auffassung davon, was du wirklich bist, was dich umgibt, der Eindruck aller äußeren Elemente. „Ashlands“ ist was alles immer war, Asche und Staub. In diesem speziellen Kontext ist das Konzept der Zeit bedeutungslos, fast schon ein Ärgernis. Die Straße der Asche ist bereits gepflastert und wartet nur…

Für gewöhnlich sagen Musiker in Interviews immer, dass das neue Album ihr bestes überhaupt ist. Könntest du uns gleich etwas genauer erklären, was „Ashlands“ besser macht als seinen Vorgänger?
Ich glaube, wir haben es diesmal geschafft, alle Elemente besser zu verbinden, was zu einer stärker gebündelten Kernaussage führt; wir sind näher an dem Bild, das wir uns als Endergebnis ausgemalt hatten, wenn du es mit dem ersten Album vergleichen willst. Ansonsten denke ich, ist der Gesamtsound ein Schritt nach vorne, da die sauberere Produktion eine Menge Details nach vorne bringt.

Hast du einen Lieblingssong von dem Album, und wenn ja, welchen und warum?
Ich würde sagen „Coal Mirror“. Musik und Text zusammen schaffen es erfolgreich, das angestrebte zum Ausdruck zu bringen.

Ist „Ashlands“ textlich denn ein Konzeptalbum, und wenn ja, könntest du uns etwas über die generelle Idee hinter dem Konzept, Albumtitel und Texten erzählen?
Ja, es ist ein Konzeptalbum. Das neue handelt vom Leben, den verschiedenen Sichtweisen von verschiedenen Standpunkten. Von Erfahrungen, Gedanken und Schlüssen, um den Bogen zu schließen. Musik und Texte gehen dabei eine Symbiose ein, jeder Text hat eine direkte Verbindung zu einem Bereich oder Aspekt des Lebens. Das Szenario dreht sich um einen Charakter und ist aus Sicht eines Ich-Erzählers geschrieben. Der Albumtitel bezieht sich auf die Antwort auf die vorige frage bezüglich der Interpretation des Begriffes „Ashlands“.

Die Band, die man heute als REV 16:8 kennt, hieß früher ja Bloodshed, noch früher Scythe. Warum habt ihr sogar zweimal den Namen gewechselt?
REV 16:8 ist eine neue Band, und hat nichts mit den von dir genannten Projekten zu tun. Natürlich, alle Mitglieder waren irgendwann mal bei Bloodshed involviert, aber musikalisch gibt es nur sehr wenig Ähnlichkeiten, und auch das Konzept ist ein komplett anderes.

Warum habt ihr die Revelation 16:8 („Und der vierte Engel goss aus seine Schale über die Sonne; und gegeben wurde ihr, zu versengen die Menschen mit Feuer.“ ) ausgesucht, um eure Band danach zu benennen?
Es ist ein Name, der Erlösung schreit. Es gibt kein gut oder böse, es gibt nur Menschen, und die Menschheit ist der Feind. Der Name passt gut zu den misanthropischen und generell pessimistischen Ansichten der Band. Die Passage selbst dient als Matra und passt perfekt für diesen Anlass.

Würdest du REV 16:8 als satanistische Black Metal-Band einstufen, dich selbst als Satanist bezeichnen?
Nein. Eher als lebensverneinende Black Metal-Band. Ich würde mich selbst nicht Satanist nennen, eher Misanthrop oder Apocalyptiker.

Für viele Bands ist Black Metal auch heute noch fest mit dem Satanismus verbunden. Wie siehst du das? Können Bands, die mit Satanismus nichts am Hut haben, dennoch als echte Black Metal-Bands angesehen werden?
Jeder kann darüber diskutieren, was wirklich Black Metal ist, was „true“ ist und was nicht, und welche Art von Produktion ein Black Metal-Album haben sollte, damit sie in das Genre passt und so weiter… Aber sich über das Image zu hypen, mit Corpsepaint und satanischen Texten, macht deine Band noch lange nicht zu einem Black Metal-Act. Ich denke, der Stil deiner Musik ist es, der Bände spricht und dich zur Black Metal-Band macht.

Ich weiß nicht, wie das in Schweden ist, aber ich denke, zumindest in Deutschland spielt das Christentum keine wirklich einflussreiche Rolle mehr… Ist das Christentum, gegen das immernoch so viele Black Metal-Bands wettern, nicht ein veraltetes Feindbild?
Das ist definitiv der Fall, zumindest oberflächlich… aber sie hatten immer irgendwo Einfluss. Ein erbärmliches Beispiel dafür, dass die Christenheit immernoch Präsenz zeigt, ist die amerikanische Politik. Christliche Ansichten waren immer ein wichtiger Teil der Gesellschaft und des Amerikanischen Lebensstils. Für uns ist das verwenden anti-religiöser Symbole eine Art, unsere Emanzipation von kollektiven Ideen und Gesetzen auszudrücken. Der religiöse Hass als solcher sollte auf einen Ort konzentriert werden, wo er erwas ausrichten könnte.

Wäre der Islam heutzutage nicht das viel geeignetere Feindbild? Immerhin kämpft der radikale Islam gegen Meinungsfreiheit und unterdrückt ganze Länder. Aber bisher hat das ausser Taake, die das Thema mit einem „Anti-Islam“ Shirt, in Anlehnung an das klassische Antichrist-Gehabe aufgegriffen haben, keiner thematisiert. Sollte Black Metal nicht gegen jede Art von Religion sein? Warum, denkst du, nimmt keiner dieses Thema auf?
Definitiv sollte jede Religion das Ziel sein, wenn du antireligiös unterwegs bist. Mir erscheint das Ganze seit langer Zeit wie eine lahme Verfolgung… der Großteil der Christen heutzutage sind pazifistische Pussys ohne bedeutende Meinung… was gibt es da zu kämpfen? Religiosität in den eigenen vier Wänden stört niemanden, die Schwachen sollen das machen, wenn ihnen das hilft. Organisierte Religionen, vorallem die Abrahamischen Religionen, haben durch Verfolgung Ungläubiger und Fanatismus über die Jahrhunderte unzählige Leben zerstört – mehr als alle viralen Pandemien oder Naturkatastrophen zusammen. Religion ist die bei Weitem größte Katastrophe für jeden Freund der Menschheit. Ich denke, sie sollte genau deshalb unterstützt werden.

Ok, lass uns noch ein wenig über eure Herangehensweise reden: Wie entstehen Songs, wie läuft das Recording allgemein ab?
In einem gewissen Rahmen ist alles Teamwork: Manchmal haben wir Stücke fertig, so dass die Gesangsarrangements anfangen können. Wenn einem Stück etwas fehlt, überlegen wir zusammen um herauszufinden, was noch fehlt, und in welche Richtung es sich entwickeln soll. Der Aufnahmeprozess ist sehr traditionell, zuerst die Drums, dann Gitarren und zuletzt der Gesang. Für beide Alben haben wir die Gitarren in einem separaten Studio eingespielt, das Necromorbus-Studio haben wir also nur für Drums und Gesang aufgesucht.

Ihr werdet dieses Jahr auf dem Summer Breeze auftreten. Was können wir uns von diesem Auftritt erwarten?
Erwartet personifizierte Angst.

Wird es darüber hinaus weitere Live-Aktivitäten geben, um das Album zu promoten, beispielsweise eine Club-Tour oder derlgeichen?
Nein, darüber hinaus ist nichts geplant. Wir werden sehen, was sich ergibt…

Ok, das war meine letzte direkt auf REV 16:8 bezogene Frage.
Ein Thema, an dem man dieser Tage dennoch kaum vorbeikommt, ist der Tsunami und der darauf folgende Atomunfall in Fukushima. Wie stehst du zu dem, was dort passiert ist und Atomkraft im Allgemeinen, gerade unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Schweden mit Ringhals oder Forsmark ja auch einige erwiesenermaßen fehleranfällige Meiler in Betrieb hat?

Es werden nur Fragen, die etwas mit der Band zu tun haben, beantwortet – deshalb werde ich diese Frage unbeantwortet lassen.

Ok, dann lassen wir das und kommen zum Ende. Vielleicht können wir das Interview ja dennoch mit einem kurzen Brainstorming beenden…
Dein bevorzugter Drink: –
Dein bevorzugtes Urlaubsland : –
Deine Lieblings-Metal-Band: –
Deine Lieblings Nicht-Metal-Band: –
Der Ursprung deines Pseudonyms:
The American idol

Ok, das wars dann von meiner Seite. Wenn du noch etwas loswerden willst, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?

Gut, dann bedanke ich mich für das Interview!

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