Interview mit Schattenbrandung

Es gibt Alben, die einen motivieren, nach dem Verfassen einer Rezension ein Interview zu führen – und solche, die einen dazu bringen, schon im Vorhinein ein Gespräch mit dem Künstler zu erbitten. „I – Apophänie“, das Debüt von SCHATTENBRANDUNG, ist ein solches Werk – bieten doch Musik, Thematik und zu guter Letzt auch das Gratis-Download-Konzept genug Anlass, der Band auf den Zahn zu fühlen, noch bevor ein Wort über die Platte verloren ist. Letzteres haben wir mittlerweile natürlich nachgeholt, so dass ihr euch nun in Review und Interview über „I – Apophänie“ kundig machen könnt!

Hallo! Vielen Dank für deine Zeit… wie geht es dir?
Guten Abend. Wir sind durch die Promotion, das anrollende Booking und den Vertrieb der Platte freizeittechnisch gerade recht ausgelastet, da wir nichts in fremde Hände gegeben haben, aber mit dem VÖ-Datum dürfte das abflauen und sich auf ein erträgliches Maß einpendeln. Wir wollten das aber so, insofern kann ich mich nicht beklagen!

Eure Band SCHATTENBRANDUNG wurde erst 2009 gegründet, mit „I – Apophänie“ steht nun euer Debüt-Album in den Startlöchern. Stellt euch unseren Lesern doch bitte kurz vor:
Wir sind 5 Herren aus dem Großkreis Stuttgart und haben vor diesem Projekt schon in diversen Konstellationen miteinander gearbeitet, meist bei kleineren Underground-Acts oder ganz ohne Ambitionen ausschließlich im Proberaum. Durch verschiedene Bandauflösungen in unserem Umfeld kamen wir dann mit dem jetzigen Line-Up zusammen. Ansonsten möchte ich mich mit langatmigem Geschwätz zu unserem Werdegang gar nicht so lang aufhalten, es soll ja um die Musik gehen.

Wie der Titel schon verrät, ist das Album der Anfang eines Mehrteilers, der drei Alben umfassen soll, wie ihr im Pressetext schreibt. Ein recht ambitionierter Einstieg in die Welt der Musik-Veröffentlichungen, wie ich finde. Was hat euch auf diese Idee gebracht?
Ich habe nie verstanden, warum Bands oftmals völlig zusammenhanglose Stücke zur Veröffentlichung zusammenwerfen. Nicht jedes Album muss ein sprichwörtliches Konzeptalbum sein, denn darunter verstehe ich, dass man ein absolutes Konzept (im Sinne von Botschaft, Mittel und Form, inkl. Visuals, Image und Vermarktung) vor Augen hat, und so arbeitet kaum ein Künstler, Musiker ganz besonders nicht. Es ist immer ein „Workflow“, bei dem es häufig anders kommt – oder klingt – als man denkt.
Die Konzeption als Trilogie lag aber in der Natur der Sache, als das Gerüst zu „I – Apophänie“ stand. Ich schrieb, nebst anderen, die Texte, und es wurde schnell klar, dass die zu erzählende Geschichte nicht innerhalb eines Albums abgeschlossen sein würde.

Ist es bislang nur eine Idee, oder stehen für die anderen Alben bereits die Songs oder zumindest Songgerüste?
Die meisten Texte stehen in Grundgerüsten, die musikalische Marschrichtung ist klar. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber die nächsten Veröffentlichungen werden der helle Wahnsinn. Potentielle Hörer können sich mental bereits auf Flamenco-Passagen, Double-Leads, Female Vocals, Polyrhythmik, massig Features und noch mehr „Jam-Feeling“ einstellen. Das wird sicherlich vielen Leuten aufstoßen, ich freue mich schon!

Na das klingt ja durchaus interessant. Eine weitere Besonderheit ist ebenfalls dem Pressetext zu entnehmen – ihr verschenkt euer Album, beziehungsweise bittet sogar um die Gratis-Verteilung des Materials, wenn ich das richtig verstanden habe? Warum das?
Dafür muss ich weiter ausholen. Der Grundgedanke des Urheber-/Patent-/Markenschutzrechts zu Zeiten der französischen Revolution ist einmal gewesen, Menschen, die geistige Arbeit verrichten, eine Verdienstmöglichkeit zu geben. Wenn jemand Jahre damit verbringt, als Erster eine spezielle Maschine zu bauen, dann hat er selbstverständlich auch ein Recht darauf, wenigstens hinterher daran zu verdienen, sonst kann er mit dem nächsten Forschungsprojekt gar nicht erst beginnen.
Findige Geschäftsmänner kamen allerdings irgendwann auf die Idee, geistiges Eigentum zu erfinden. „Geistiges Eigentum“, das ist im Übrigen ein ganz fieser Kampfbegriff, der ein Urheberrecht mit physischem Eigentum gleichstellt. Der juristisch-korrekte Terminus lautet „immaterieller Vermögensgegenstand“, aber damit lässt sich eben nicht so gut Hetze betreiben. Indem man Urheberrechte als geistiges Eigentum betitelt, setzt man die Adaption einer geistigen Leistung mit einem Diebstahl gleich. Wenn das schon immer Praxis gewesen wäre, gäbe es dieses Gespräch hier gar nicht.
In der Kunst gibt es nur äußerst selten Werke, die so selbstständig sind, dass man sie meines Erachtens als Eigentum des Künstlers betrachten könnte. Denken wir die Idee der Patente in der Industrie doch einmal zu Ende: Wäre das in der Musik genau so, dann dürfte ein Werk, das man als sein Eigenes hinstellt, keine Stilmittel einschließen, die von anderen Leuten geprägt worden sind. Keine Pentatonik, keine Dissonanzen, keine Moll-Tonleitern, keine Powerchords und keine Beats, die bereits so gängig sind, dass sie einen Namen haben, ergo: Kein Blastbeast, kein D-Beat, keine Rockachtel auf dem Bass. Es gab im vergangenen Jahrhundert vielleicht 5-10 Acts, die so bahnbrechend, wegweisend und originell gewesen wären, die wirklich neue Stilmittel geprägt haben. Der Rest ist nur die weiterentwickelte Kopie einer bestehenden Idee. Heutige Gitarrenmusik denkt Neil Young weiter, Neil Young dachte The Weavers weiter, The Weavers die Musik amerikanischer Migranten etc. pp.
Besonders witzig in diesem Zusammenhang fand ich die Wutrede von Sven Regener zum Thema, der seit 20 Jahren die selbe Scheiße fabriziert, die bereits in den 70ern keinen mehr hinter’m Ofen vor gelockt hätte, und sich dann darüber brüskiert, dass „die Jugend von heute“ seinen Kram nur herunterladen würden. Was habe ich gelacht! Der kann froh sein, dass die Leute sich überhaupt dazu herablassen, sein Zeug kostenlos zu hören. Er schämt sich nicht einmal, sich als „Indie-Musiker“ zu bezeichnen, der am Hungertuch nagen müsse, wenn keiner seine CDs kaufe. In dem Kontext sei darauf hingewiesen, dass der Mann seit 1985 lediglich auf Majorlabels veröffentlicht hat.
Wenn man selbst kein Genie á la Hendrix ist (und ich bin nicht so vermessen, mich als ein solches darzustellen), dann sind die eigenen Werke im Endeffekt nur Hommage an die Pioniere. Um etwas zu verkaufen, muss es mir gehören, das ist Grundregel eines Geschäfts, und ich glaube nicht, dass uns Black-, Doom- oder Death Metal gehören.

Ich bin sicher kein Freund von „übertriebenem Urheberrecht“, wie ihr es nennt… aber ist es nicht auch eine Art der Wertschätzung, wenn Leute einen verschmerzbaren Betrag dafür zahlen, Musik hören zu dürfen? Anders gefragt: Meint ihr nicht, dass das verschenken von Musik genau jene Geringschätzung der Arbeit von Musikern fördert, die in der heutigen Gesellschaft so weit verbreitet ist?
Das schlechte Standing von Musikern heutzutage ist nicht der illegalen Downloadmöglichkeit im Netz geschuldet. Ich würde den Schuldigen eher in den Großindustriellen sehen, die an Musik unverschämt viel Geld verdienen. Sie haben den Künstlern einen monströsen Verwaltungs-, Verwertungs-, und Vermarktungsapparat angehängt, Musik zur Massenware und den Musiker selbst zum kurzfristigen Werbegag degradiert. Man muss nur einmal mit wachem Auge zuschauen: Verschwindet ein großer Act von der Bühne, weil er sich z.B. durch seine Drogenkarriere schlechter verkauft, dann ist innerhalb kürzester Zeit ein Quasidouble zur Stelle, das den selben Ghostwriter/Produzenten verpasst kriegt und somit das selbe Publikum anspricht. Das kriegt man natürlich in der Gänze meist nicht mit, man wundert sich nur, woher man diesen Sound kennt. In letzter Instanz bedeutet so ein Geschäftsverhalten, dass die Künstler dem Konsumenten austauschbar erscheinen, was sie oft ja auch sind. Für so austauschbare Massenware bezahle ich nicht.
Außerdem tragen die Leute auch selbst fleißig dazu bei, dass sie unter Wert verkauft werden. Der Konzertmarkt beispielsweise ist so dermaßen überlaufen, dass ich mir nur an den Kopf fassen kann. Pay-to-play; wer denkt sich denn so einen Blödsinn aus? Nachwuchsbands unserer Größe prostituieren sich wirklich in jeglicher Hinsicht, um irgendwo giggen zu können. Auch wenn sie zum fünften Mal im laufenden Jahr das örtliche Jugendhaus bespielen und nicht mal den Sprit erstattet kriegen – egal – Hauptsache spielen. Wenn (Hobby-)booker schon Pay-to-play-Angebote reinkriegen, bevor sie selber das Billing vollgemacht haben, wen wundert es da noch, dass die Arbeit, die eine Band leistet, nicht mehr wertgeschätzt wird?
Ich glaube, dass der großzügige Umgang mit dem eigenen Werk im Gegenteil sogar Zeichen für die Ernsthaftigkeit des Künstlers ist. Wenn es mir wirklich ein Anliegen ist, meine Botschaft mit der Menschheit zu teilen, dann muss mir doch daran gelegen sein, dass jeder potentielle Hörer das Werk auch beschaffen kann.

Für die, die lieber etwas Handfestes haben, gibt es das Album auch, auf 444 Stück limitiert, im Digipack zu kaufen – zum Selbstkostenpreis von 10€, wie ihr sagt: Wenn alle CDs verkauft sind, kommt ihr mit euren Ausgaben für das Album mit einer 0 heraus.
Wie erwartet ihr euch das Verhältnis von Download zu Kauf? Denkt ihr, es finden sich genug Leute, die für die CD zahlen, um zu kompensieren, dass die anderen es umsonst hören?

Ich denke, es werden in der ersten Woche bereits mehr Leute das Album herunterladen, als wir überhaupt CDs gepresst haben. Aus geschäftlichem Blickwinkel mag das für Manche vielleicht einem Desaster gleichkommen, uns ist das reichlich egal. Wir hätten die CD nämlich auch ohne die Downloadmöglichkeit strikt limitiert, insofern ist jeder Download, der nach Nummer 444 folgt, ein Hörer mehr, den wir sonst nicht (oder auf illegalem Wege) gewonnen hätten.
Ich bin auch optimistisch, dass die Platten zügig ausverkauft sein werden. Wir waren völlig überwältigt von dem enormen Presse-Echo, insbesondere auch im Ausland, und es wird auch noch Einiges folgen. Wenn jedes Magazin nur 10 Leute zum Kauf bewegt, sind wir schon bedient.

Wo mich das Cover zunächst etwas ratlos gemacht hat, ist das Booklet eindeutig:
Während das Cover einen Rorschach-Test zeigt, sieht man dort Rorschach aus „Watchmen“. In diesem Kontext bekommt natürlich auch gleich der Titel des ersten Songs, „Im Reich der Wächter“, eine ganz neue Bedeutung. Warum ausgerechnet „Watchmen“? Wie weit geht der Album-Comic/Film-Bezug?

Ich muss erstmal bei einer Formalität einhängen, denn die offiziellen Songtitel sind schlicht die römischen Ziffern, im Falle von o.g. Song also bspw. „II“. Die ausgeschriebenen Titel sind die „Working Titles“ der Songs gewesen, und mir kam während der Arbeit am Booklet mit unserer Grafikerin so der Gedanke, dass es nett wäre, die hinzuzufügen, um dem Hörer einen schnelleren Überblick über die Texte zu gewähren. Wir werden das bei den weiteren Alben der Trilogie aber wohl unterlassen und nur noch die Ziffern veröffentlichen, weil das jetzt zu einem heillosen Chaos beim Publikum geführt hat, und das ist letztlich unnötige Ablenkung von der Musik.
Die „Watchmen“-Thematik ist nicht so zentral, wie man zuerst meinen könnte. Eigentlich ist der Comicbezug lediglich ein Icebreaker, der das abstrakte Thema für die Leute, die den Film kennen, etwas vereinfachen soll. Die Rorschachfigur ist ein erstklassiges Symbol für die „Person“, das bist Du und das bin Ich, im Idealfall auch der Hörer, anhand derer die Geschichte erzählt wird.
Rorschach ist ein rechtschaffener Mensch, gezeichnet vom Leben, der vom Mangel an Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit in der Welt innerlich aufgefressen wird. Er ist ein Sinnsucher, der immer ans größere Wohl, an das große Ganze glaubt, und am Ende muss er (mit bekanntem Ausgang) zwischen seiner Überzeugung und dem Tod wählen.

Ist „I“ ein Konzeptalbum? Könntest du mir etwas mehr über die Lyrics erzählen? Gefallen mir übrigens sehr gut.
Ich habe ja bereits vormals Stellung zum Begriff „Konzeptalbum“ bezogen.
Wir werden in der Trilogie das „lyrische Ich“ auf seiner spirituellen Reise begleiten, begonnen bei der Loslösung von den Lügen und Verstrickungen der modernen Gesellschaft – was auch der Grund ist, warum das Album textlich so politisch, und vielleicht auch ein bisschen arg säkular für ein extremes Metalalbum anmuten kann – über die Loslösung bzw. „Tötung“ (im Sinne Nietzsches) von Gott in „II – Apostasie“, hin zur Gottwerdung des Selbst in „III – Apotheose“.
An der Stelle kann ich „I – Apophänie“ auch mal erklären. Apophänie bezeichnet das Phänomen, Muster zu sehen, wo keine zu sein scheinen. Genau das wird Menschen, die nach Sinn suchen, ja vorgeworfen, egal, wie stichhaltig ihre Funde sind. Für einen Erkenntnisgewinn muss man assoziieren, Verbindungen aufdecken, eine Struktur erkennen. Die Meisten durchdringen solche Strukturen aber nicht, für sie ist das Teesatzleserei, ergo bezichtigen sie dich der „Apophänie“, und das obwohl sie höchstwahrscheinlich das Wort noch nie gehört haben.

Wie wichtig sind euch die Texte, beziehungsweise einen wie großen Teil eurer Musik machen sie aus?
Das variiert von Bandmitglied zu Bandmitglied. Für mich machen sie sicherlich die Häfte des „Witzes“ aus, andere, die textlich nicht involviert sind, interessiert es vielleicht weniger. Was zählt, ist das Gesamtkonzept. Ton, Text, Atmosphäre – Live auch das Licht, das Ambiente, der Club. Leider tendieren die meisten Bands dazu, irgendeinen Aspekt unterzubewerten.

Erwartet ihr, dass die Hörer eure Texte lesen, beziehungsweise lest ihr selbst Texte von Bands, die behaupten, ohne die Texte könnte man die Musik nicht verstehen?
Von unseren Hörern erwarten wir erstmal gar nichts. Alles andere wäre eine arg blauäugige Herangehensweise, da man nie davon ausgehen kann, dass die Leute Kunst so wahrnehmen, wie man sie „gemeint“ hat. Man sollte daher auch vorsichtig sein, zu viel „Meinung“ mit Musik transportieren zu wollen. Es muss Spielraum für Interpretationen bleiben. Insofern kann ich auch Leute, die behaupten, man könne ihre Musik nicht durchschauen, wenn man die Texte nicht gelesen hat, nicht ernst nehmen. Ich persönlich lese mir die Texte erst dann vertieft durch, wenn mich die Musik neugierig darauf gemacht hat. Bei einigen Bands liebe ich die Lyrics, bei anderen sind sie mir völlig gleich – und das muss nicht daran liegen, dass sie schlecht wären. Sowohl T. (unser anderer Gitarrist) als auch Ich sind beispielsweise große Enslaved-Fans. Ich hab‘ jetzt nach 5 Jahren das erste Mal konzentriert deren Konzept begutachtet, nur um festzustellen, dass die Texte im Endeffekt poetisch bzw. metaphorisch anhand der nordischen Mythologie genau jene Stimmungen vertonen, die in mir schon ohne Kenntnis des Inhalts hervorgerufen worden sind. Die Musik spricht für sich und macht die Texte überflüssig. So sollte es meiner Meinung nach auch sein.

Wie ist das bei den Downloads geregelt? Werden die Texte da mitgeliefert, oder ist das der Preis, den man zahlt, wenn man nichts zahlt, quasi?
Bei den Downloads wird nichts mitgeliefert werden. Das hat aber keinen pädagogischen Hintergrund in dem Sinne, dass wir den Konsumenten des Downloads bestrafen wollen würden. Ich fände es einfach nicht besonders elegant, die Texte als Datei beizulegen, die sich die Leute dann auf den Desktop packen.
Viele werden den Download ohnehin nur zum „Drüberhören“ verwenden, dazu braucht es keine Texte. Und wer wirklich sucht, der wird sie im Netz sicherlich auch kurze Zeit nach dem Release wiederfinden.

Musikalisch ist das Album sehr abwechslungsreich, irgendwo zwischen Death und Doom Metal anzusiedeln. Wie entstehen eure Songs?
Jemand schleppt einen Riff, einen Beat oder einen Lick an und es wird gejammt. An einem guten Tag nimmt man aus 2h Jam dann 5 Minuten überzeugendes Material mit, das kommt in einen virtuellen „Pool“ und wenn jemanden die Muse packt, dann wird losarrangiert, die schreibende Person feilt Bridges, Soli, Intros und Outros aus, dann wird das Stück hunderte Male gespielt und dabei kristallisieren sich auf natürliche Weise die „richtigen“ Tempi, Metren und Feelings heraus.
Wenn den entstandenen Song dann immer noch keiner Scheiße findet, wird überprüft, ob er ins Konzept passt, ansonsten fliegt er raus. Schlußendlich haben wir dann sogar im Studio noch eine ganze Menge geändert, manche Passagen halb wieder über den Haufen geworfen. Es gibt auch Stellen, die funktionieren auf Platte, aber live nicht, die werden dann variiert.
Es deutet sich aber schon an, dass die Songs auf dem kommenden Album „konstruierter“ als die Jetzigen sein werden. Ich meine nicht „künstlich“ – der Songwritingprozess wird einfach ganz selbstverständlich professioneller und dadurch eröffnen sich einem auch ganz neue Möglichkeiten in Sachen Komplexität.
Den „Schattenbrandung-Workflow“ gibt es jedenfalls nicht.

Wann darf man dann mit dem zweiten Teil eurer Trilogie rechnen?
Ich bin zuversichtlich, dass das Material bis Ende 2013 spruchreif sein wird. Je nachdem, wie es um uns bis dahin zeitlich und finanziell bestellt ist, wird es von dort an dann zwischen 3 Monaten und einem Jahr bis zur käuflichen CD dauern. Ja, dass wir quasi heute in 2 Jahren über „II – Apostasie“ sprechen könnten, scheint mir eine recht realistische Einschätzung zu sein.

Spielt ihr auch live, beziehungsweise habt ihr diesbezüglich derzeit etwas geplant?
Das werden wir komischerweise oft gefragt, meist sogar so formuliert, als würde geglaubt, dass wir das Livespielen ablehnen würden. Das ist natürlich Blödsinn, tatsächlich hätten wir schon ab Ende 2010 Gigs gespielt, wenn wir ein ansprechendes Angebot bekommen hätten.
Wir sind lediglich nicht bereit, für ein Konzert draufzahlen zu müssen oder Kompromisse bei unserem künstlerischen Anspruch einzugehen, um irgendwelche Idioten bei ihrem Besäufnis zu unterhalten. Unser Tech-Rider ist nicht so spektakulär, High-End muss nicht, grundsolide reicht, außerdem ein seriöser Tontechniker. Wir brauchen aufgrund der Struktur unseres Materials mindestens 45 Minuten Spielzeit (weil wir sonst gerade mal 3 Songs spielen könnten) und die Genehmigung, Kerzen aufzustellen, um unsere Show zu realisieren. Man sollte außerdem von einem Booker erwarten können, dass er ein stimmiges Billing auf die Beine stellt, damit man mit der eigenen Musik nicht die „Axt im Walde“ ist. Wer uns bucht, sollte sich bewusst sein, dass Moshpit bei uns nicht drin ist. Sogar ein bestuhltes Konzert wäre angebrachter als so eine typische Metalspaßveranstaltung.
Ich habe die letzten 2 Jahre sicherlich 15 Angebote abgelehnt, die nicht bzw. nicht annähernd unseren bescheidenen Ansprüchen gerecht geworden sind, jetzt haben wir für die kommenden Monate 1-2 Sachen bestätigt, es geht also los.

Ok, das wars dann von meiner Seite – wenn ihr noch etwas los werden wollt, könnt ihr das an dieser Stelle tun:
Das wäre alles. Kauft unsere Platte, die kriegt spätestens im Dezember Platin und ist dann eine Wertanlage.

Vielen Dank! Dann würde ich das Interview gerne mit dem taditionellen Metal1.info-Brainstorming beenden. Was kommt dir zuerst in den Sinn, wenn du folgende Namen und Begriffe liest:
Piraten-Partei:
Natürliche Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen in der Politik
mp3s: Nichts für Audiophile, aber praktisch
SinCity: Meisterwerk, lt. Rodriguez darf man sich auch schon auf Teil 2 freuen
Obama: Das geringere Übel
facebook: Fragwürdiges Geschäftsmodell
Stuttgart: Konservatives Dreckloch, langweiligste Landeshauptstadt Deutschlands, neuerdings dank Massenabriss zahlreicher Clubs/Ateliers auch noch kulturell am Verbluten und durch die Großbaustellen auch noch hässlich, staubig und kaum noch mit dem Auto zu erreichen. 4 von uns werden demnächst auch weiter von Stuttgart wegziehen..

Ok, dann vielen Dank und vor allem viel Erfolg mit SCHATTENBRANDUNG und dem Album!

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