Interview mit Dag Olav Husås von Vesen

Nach vier Jahren Funkstille veröffentlichten die norwegischen Black-Thrasher VESEN unlängst ihr Album „Rorschach“. Warum sich die Fans diesmal so lange gedulden mussten, was es mit Albumtitel auf sich hat und was das Werk besonders macht, verrät Schlagzeuger Dag Olav Husås im Interview.

Obwohl es VESEN seit 1999 gibt, kennen euch bestimmt nicht alle unserer Leser. Könntest du dich und die Band kurz vorstellen? Wie würdest du eure Musik beschreiben?
Einen Fuß haben wir im Black-Thrash, mit dem anderen bewegen wir uns frei herum. Wir experimentieren gerne etwas herum und probieren verschiedenes aus. Aber ich würde sagen, das meiste von unserer Arbeit lässt sich als Black-Thrash kategorisieren.

Nun ist euer neues Album „Rorschach“ erschienen. Bist du zufrieden mit dem Album?
Ja, vor allem, weil es bei mir daheim in meinem Studio entstanden ist. Es hat wie ein Experiment angefangen, um einfach mal zu sehen, ob wir das auch daheim machen können, und ich denke, wir haben das bestklingendste Album unserer Karriere veröffentlicht. Das ist schon sehr befriedigend, vor allem natürlich für mich persönlich, nachdem ich derjenige bin, der in dieses Projekt investiert hat und das Studio aus dem Boden gestampft hat. Aber für den guten Sound müssen wir uns auch bei Stein Sund bedanken, der unser Toningenieur war – und jetzt unser fester Bassist ist.

Warum heißt das Album „Rorschach“, was ist die Idee hinter dem Titel?
Das ist ein psychologischer Text, der zur Feststellung von Geisteskrankheiten genutzt wird. Wir haben lange um einen guten Titel für das Album gerungen, wir hatten nie einen einzelnen Songtitel oder einen Vers, der das ganze Album auf den Punkt gebracht hätte. Ziemlich spät im Entstehungsprozess kam dann „Rorschach“ auf – das hat funktioniert, also haben wir den Titel genommen.

Hat das Album auch ein Konzept, und wenn ja, was ist die Idee dahinter?
Ja, “Rorschach” ist ein Konzeptalbum. Eher eine Sache aus dem Prog-Rock als aus dem Black Metal, würde ich sagen, aber das hat es erst interessant gemacht für uns. Angefangen hat es sogar als große Idee für ein Konzept, das vier Alben umfasst, aber als der Prozess ins Rollen kam, haben wir doch alles auf einem Album untergebracht. Kurz gefasst folgen wir dabei einer Person, die vor ihrer schwierigen Vergangenheit davonläuft, um am Ende herauszufinden, dass die Probleme die ganze Zeit nur in ihrem Kopf existierten.

Nach zwei Alben in zwei Jahren hat es diesemal vier Jahre gedauert, bis das nächste Album fertig war. Warum?
Einige von uns haben jetzt Kinder, was natürlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Dazu habe ich quasi während des Aufnahmeprozesses das Home-Studio gebaut. Ich hoffe aber, dass das nächste Album wieder schneller geht. Die Kinder sind älter, das Studio ist fertig…

Wann habt ihr mit dem Songwriting für „Rorschach“ angefangen? Schreibt ihr jahrelang an einem Album, oder gehört ihr zu den Bands, die ein Album am Ende in ein paar Wochen komponieren?
Für den ältesten Song auf dem Album, “Away, The Tormentor”, habe ich Ideen ausgegraben, die noch aus den 90ern sind. Das ist verdammt alt, und ich hatte gerade daran besonderen Spaß, dieses Material endlich zu einem fertigen Song zu verschmelzen. Die meisten anderen Songs sind in den ersten Jahren nach unserem letzten Album entstanden, würde ich sagen.

Wo siehst du die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Album und seinem Vorgänger?
Ich glaube, mit dem Vorgänger, “This Time It’s Personal”, sind wir auf etwas einzigartiges und für uns neues gestoßen. Mit dem neuen Album gehen wir vielleicht wieder einen Schritt zurück in Richtung unserer Wurzeln, zum etwas direkteren Thrash Metal. Wir haben auf „Rorschach“ natürlich immer noch eine etwas neu ausgerichtete Richtung, aber ich denke, das war die natürliche Reaktion für uns, unsere Pferde etwas zu zügeln, bevor wir mit unserem nächsten Album vielleicht wieder in eine ganz neue Richtung lospreschen. Das ist zumindest mein Ziel, aber wir sind natürlich drei Songwriter in der Band, insofern müssen wir einfach schauen, was der kreative Prozess bringen wird.

Mit welchen Bands würdest du euch vergleichen? Welche Bands haben ein ähnliches musikalisches Ziel wie VESEN?
Ich weiß nicht recht. Aura Noir hatten auf ihren Demos und auf „Deep Tracts Of Hell“ einiges experimentelles Zeug, aber davon abgesehen scheinen die meisten Black-Thrash-Bands eher „retro“ als vorwärtsgewandt eingestellt. Das meine ich gar nicht als Kritik, ich mag so Zeug selbst auch sehr gerne, aber ich glaube, mit VESEN versuchen wir, dem noch etwas Extra-Würze zu verpassen. Ich denke, der Hörer muss dann selbst entscheiden, ob wir damit Erfolg hatten.

Plant ihr auch Shows zu spielen? Interessant wären natürlich vor allem Pläne für Deutschland-Shows…
Wir wollen natürlich, das ist klar. Wir haben bislang noch nie außerhalb Skandinaviens gespielt. Aber wenn uns jemand buchen will: Meldet euch einfach!

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein Brainstorming:
Bewitched: Die TV-Serie, der Song oder die Band?
Donald Trump: Nein, danke.
Deutschland: Ein fantastisches Land für Metal
Winter in Norwegen: Ich lebe auf einer Insel nahe der Südwestküste. Hier bekommen wir viel Regen und nur sehr wenig Schnee.
VESEN in zehn Jahren: Wir sind alle sehr gute Freunde, insofern machen wir dann vielleicht immernoch das Gleiche.

Vielen Dank für das Interview – die letzten Worte sollen dir gehören:
Hört mal in unser Zeug rein, und bucht uns, um in Deutschland zu spielen! Vielen Dank für das Interview! Prost!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert