Konzertbericht: Callejon w/ Antifuchs

23.02.2019 München, Backstage (Halle)


Mit ihrem Rap-Coveralbum „Hartgeld im Club“ haben CALLEJON einen Longplayer geschaffen, der das Zeug hat von Fans und Kritikern zwiegespalten aufgenommen zu werden. Die zugehörige Headliner-Tour mit der aus Kasachstan stammenden Rapperin ANTIFUCHS als Support findet am 23. Februar 2019 ihr Ende im Münchener Backstage. Vorzeitig war das Konzert bereits ausverkauft, was zumindest einen intensiven Abend erahnen lässt. Dieser beginnt dann zwar verhalten, mausert sich aber zu einer energiegeladenen Show mit vielen Highlights.

Naturgemäß hat man es als reiner Hip-Hop-Act bei einem vorrangig Metal-affinen Publikum nicht einfach. Agiert man dann noch zusätzlich in der Rolle des Anheizers wird dieses Unterfangen nicht zwingend leichter. ANTIFUCHS, die 2013 ins Rampenlicht tritt, nimmt es aber mit Humor, animiert die Zuschauer zum Rap-üblichen Bouncen und kann so im Laufe ihres Auftritts das Eis langsam brechen. Gemeinsam mit ihrer ebenfalls weiblichen Bühnenbegleitung Schakal  punktet sie mit Songs wie „Flying Fuck“, bei dem pinke aufblasbare Mittelfinger in die Menge verteilt werden, oder dem Pedaz-Cover „Wie ein Mann“. Während „Baklava & Bitches“ beweist sie gleich noch ihre Gesangsstimme, die ebenfalls überzeugt. In puncto Texten und Rap-Skills ist ANTIFUCHS eine der interessantesten Künstlerinnen Deutschlands, was sie mit dem Auftakt-Gig des Abends gut unter Beweis gestellt hat. Das danken ihr die anwesenden Metalheads mit zunehmendem Bewegungsdrang und ausreichend Applaus.

Entsprechend laut gestalten sich mittlerweile die Rufe nach der Band des Abends: CALLEJON starten ihr Set kraftvoll mit der Bausa-Hitsingle „Was du Liebe nennst“ und aus allen Kehlen schallt ihnen der Text entgegen. Wer hätte wohl gedacht, dass genau dieser Umstand einmal bei einem Metal-Konzert eintritt? Neben den gelungenen Live-Versionen des aktuellen Cover-Albums „Hartgeld im Club“ stehen auch bandeigene Songs in der heutigen Setlist. „Porn From Spain“ sorgt direkt für den ersten Circle Pit, „Dunkelherz“ wird heute in einer sehr inbrünstig gesungenen Version geboten. Verwirrend ist ein wenig das Gebahren von Frontmann BastiBasti, der sich wiederholt Wasser über die Haare kippt und sie direkt im Anschluss für einen „besonders coolen“ Effekt in Manier einer Shampoo-Werbung nach hinten wirft.

Musikalisch überzeugen CALLEJON aber weiterhin in allen Belangen und haben für diesen letzten Tourabend scheinbar alle verbliebenen Reserven abgerufen. Sei es das Medley aus „Kids (2 Finger an den Kopf)“, „Willst du“ und „So perfekt“ oder die zwei straight nach vorne gehenden Songs „Blitzkreuz“ und „Wir sind Angst“.  Für den Titelsong des aktuellen Longplayers betritt nochmal Antifuchs die Bühne, die auch auf der Studio-Version zu hören ist. „Kind im Nebel“ bildet im Anschluss die obligatorische Ballade des Abends, die für eine kurze Verschnaufpause sorgt. Nach dem Fettes-Brot-Cover „Schwule Mädchen“ und „Porn From Spain 3“ lassen sich CALLEJON nicht lange um Zugaben bitten, mit einem breiten Grinsen wird zu „Snake Mountain“ eine Wall Of Death regelrecht zelebriert, bevor „Schrei nach Liebe“ gegen jegliche Ausgrenzung und Rassismus angestimmt wird. Zum abschließenden „Porn From Spain 2“ ziehen sie nochmal alle Register, Gitarrist Christoph Koterzina begibt sich samt Instrument in die Menge, die während des Songs einen Circle Pit um ihn bildet.

  1. Was du Liebe nennst
  2. Dieses Lied macht betroffen
  3. Palmen aus Plastik
  4. Porn From Spain
  5. Dunkelherz
  6. Utopia
  7. Von Party zu Party
  8. Veni Vidi Vici
  9. Kids (2 Finger an den Kopf)
  10. Willst du
  11. So Perfekt
  12. Noch einmal
  13. Blitzkreuz
  14. Wir sind Angst
  15. Unter Tage
  16. Hartgeld im Club (feat. Antifuchs)
  17. Kind im Nebel
  18. Schwule Mädchen
  19. Porn From Spain 3
  20. Snake Mountain
  21. Schrei nach Liebe
  22. Porn From Spain 2

Was für ein Abschluss der „Hartgeld im Club“-Tour, den CALLEJON heute in der Halle des Münchener Backstage abliefern können. Wo der Opening Act ANTIFUCHS sicherlich im Nachhinein mit einigem Stirnrunzeln beäugt wird, können die Düsseldorfer in der Folge jeden Zweifel spielerisch vom sprichwörtlichen Tisch fegen. Nach rund drei Stunden geht ein soundtechnisch nahezu perfekter Abend mit heiseren Kehlen und deutlich verschwitzter Kleidung zu Ende. Live funktionieren vor allem die Cover weitaus besser als in ihrer Studio-Version, insgesamt haben CALLEJON nichts an ihrer rohen Energie und mitunter hohem Spaßfaktor eingebüßt.

Publiziert am von Christian Denner

Fotos von: Christian Denner

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