Konzertbericht: LGoony & Crack Ignaz

29.01.2016 München, Hansa 39

LGoony & Crack Ignaz Header

Das Internet hat in den letzten Jahren in fast jeder Musikrichtung dafür gesorgt, dass einige Bands, die in früheren Zeiten nur in kleinsten Untergrundkreisen bekannt gewesen wären, auf einmal durch die Decke gehen. Besonders trifft dies auf den Bereich des Rap zu. Im deutschsprachigen Raum hat der Siegeszug von Money Boy vielen Künstlern einen Bekanntheitsgrad verschafft, der nicht immer zur Qualität der dargebotenen Musik passt. Zwei der Musiker, die auch musikalisch qualitativ mit ihrem trippigen Cloudrap absolut begeistern können, sind der Kölner LGOONY und der Salzburger CRACK IGNAZ. Ersterer konnte mit seinen beiden Mixtapes, die verschleppte Trapbeats mit bewusst genöltem Rap kombinieren, für Furore in Rapkreisen sorgen, während der Andere letztes Jahr mit seinem Album „Kirsch“ zeigen konnte, dass Dialekt, Rap und Popappeal sich nicht ausschließen. Kurz vor ihrer gemeinsamen Tour veröffentlichten sie das Kolabo-Mixtape „Aurora“ als Gratisdownload, das mit Drill-Einflüssen noch mehr Lust auf das Konzert im Münchner Hansa 39 macht.

AuroraOb es daran liegt, dass es ein Freitag ist oder dass kurz zuvor bekannt gegeben wurde, dass die am gleichen Abend auftretende Glo Up Dinero Gang erst nach dem Konzert von LGOONY und CRACK IGNAZ auf die Bühne im nahe gelegenen Backstage tret en wird, oder einfach die Rapbegeisterung Münchens der Grund dafür ist: Um 19.30 hat sich pünktlich zum Einlass eine um mehrerer Ecken gehende Schlange vor dem Hansa 39 gebildet. In den vorderen Reihen brüllen einige Fans des bunt gemischten und sehr jungen Publikums lautstark LGOONY-Texte durch den Hof, Alkoholflaschen liegen wüst verteilt neben Orangensaftflaschen am Boden und einige minderjährige, hochgestylte Fans unterhalten sich darüber, dass sie auf jeden Fall die weltgrößten LGOONY-Fans sind. Weiter nicht verwunderlich, dass noch vor offiziellem Konzertbeginn die „Ausverkauft“-Meldung an der Abendkasse prangt und der Abend nicht pünktlich um 20 Uhr beginnt, da die Garderobenschlange fast so lang ist wie die Einlassschlange.

Crack Ignaz 01Um kurz nach 20.30 erlischt schließlich das Licht, DJ Wandl, der im Januar gemeinsam mit CRACK IGNAZ das Album „Geld Leben“ veröffentlicht hat, betritt die Bühne und nach einem kurzen Intro folgen ihm LGOONY und CRACK IGNAZ unter lautem Jubel. Auf die Frage: „München, habt ihr Lust up zu turnen?“ erschallt ein ohrenbetäubendes „Ja“ und LGOONY steigt mit „Lobby“ in das Set ein. Bereits als zweite Nummer spielen die beiden Musiker, die von Wandl am DJ-Pult mit einer tiefer gepitchten Stimme unterstützt werden, den Hit „Oida Wow“ von ihrem gerade eben erschienenen gemeinsamen Mixtape „Aurora“, bevor CRACK IGNAZ unter lautem Jubel mit „James Dean“ von „Geld leben“ die bereits jetzt extrem hochgekochte Stimmung in trippigere Gefilde manövriert. In stetem Wechsel spielen LGOONY und CRACK IGNAZ Songs von ihren unterschiedlichen Veröffentlichungen und von ihrem gemeinsamen Mixtape, wobei sie sich gegenseitig als Backup unterstützen. Als größtes Highlight des Abends fungiert wohl der Internethit „König der Alpen“ von CRACK IGNAZ, den das Publikum komplett hüpfend abfeiert.

LGoony 01Das Publikum dreht generell quasi das gesamte Konzert über durch, springt wie wild durch die Gegend, startet Mosh Pits und rapt so ziemlich jede Zeile mit. Ob es dabei an der Nähe zu Salzburg liegt oder an seiner entspannteren Art, wird CRACK IGNAZ fast noch mehr bejubelt als der ebenfalls frenetisch abgefeierte LGOONY. Dabei weiß der Kölner live mit stärkeren Rapskills zu überzeugen als sein Salzburger Kollege. Überraschend ist, dass „Aurora“ nur mit einigen wenigen Tracks repräsentiert wird und „Geld Leben“ nur durch das bereits erwähnte „James Dean“ vertreten ist.
Als nach knapp 50 Minuten schon Schluss ist, werden beide Musiker lautstark zurück auf die Bühne beordert und mit „Wasser“ folgt der vielleicht größte Banger von LGOONYs „Grape Tape“ aus dem Herbst letzten Jahres. Nach einer Kollabo mit einem Kollegen aus dem Mzee-Forum beschließen die beiden jungen Rapper den Abend mit „Allein“, was der hochgekochten Stimmung im Hansa 39 an diesem Abend allerdings nicht ganz entspricht und den Abschluss des Auftritts ein wenig unter Wert verkauft.

LGoony & Crack Ignaz 01

Verkaufen ist das Stichwort: Erst nach dem Ende des mitreißenden und überzeugenden Konzerts im Hansa 39 wird der Merchstand eröffnet. LGOONY und CRACK IGNAZ mischen sich schnell unter die Menge und sind auch noch eine Stunde nach dem Auftritt fleißig dabei, Autogramme zu schreiben und mit ihren Fans zu quatschen. Dass der Konzertabend davor nur 60 Minuten bei einem doch recht stolzen Eintrittspreis von 18 Euro gedauert hat und eine heftigere Nummer als Rausschmeißer deutlich besser gepasst hätte, sind nur zwei kleine Wermutstropfen an einem ansonsten absolut überzeugenden Abend. Alle, die sich LGOONY und CRACK IGNAZ haben entgehen lassen, um Money Boy und seine GUDG im Backstage sehen zu können, dürften sich im Nachhinein doppelt geärgert haben, wurde dieser doch von der Polizei zurückgehalten und konnte erst gegen Mitternacht einige wenige Songs performen. So oder so: Der letzte Freitag im Januar 2016 stand in München ganz unter dem Stern des Turn Up. Sheesh!

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