Konzertbericht: Misþyrming w/ Darvaza, Helleruin, Wrang

04.12.2023 München, Backstage (Halle)

Für all jene, denen alle anderen Touren im Jahr 2023 nicht true genug waren, kommt – passend zum Wintereinbruch – Anfang Dezember noch ein Tour-Package nach Geschmack nach Deutschland: Mit MISTHYRMING, DARVAZA, HELLERUIN und WRANG gibt es hier gleich viermal fieses Geknüppel auf die Ohren.

Als um 19:00 Uhr WRANG beginnen, herrschen vor der Bühne der Backstage Halle frostige Temperaturen – und das nicht nur, weil es draußen weit unter Null hat und drinnen zieht wie Hechtsuppe: Vor allenfalls 50 Fans liefern die Niederländer eine durchaus engagierte Show ab, die musikalisch wie auch von der Performance her an Taake denken lässt – wenn die Atmosphäre nicht gerade durch schlampig gespielte und musikalisch völlig überflüssige Soli gestört wird. Viel Zeit, sich daran zu stören bleibt aber auch nicht: Nach exakt 30 Minuten lässt Sänger Galgenvot das Mikrofon in einem bilderbuchhaften Mikedrop fallen und verschwindet von der Bühne.

Während sich Galgenvot damit auch wirklich in den Feierabend verabschiedet, ist das Geld in das Corosepaint von WRANG-Girarrist Gammel und Drummer Valr besser investiert: Beide stehen direkt im Anschluss als Livemusiker für HELLERUIN erneut auf der Bühne. Auch musikalisch schlägt das Ein-Mann-Projekt von Sänger Carchost in eine ganz ähnliche Kerbe wie WRANG: Auch HELLERUIN bieten „True Norwegian Black Metal made in the Netherlands“, und auch Carchost scheint maßgeblich von Hoest inspiriert: Wie ein Derwisch jagt er über die Bühne und verleiht dem recht monotonen, aber durchaus gekonnt „bösen“ Black Metal die passende Atmosphäre. Ein paar Riffs pro Song mehr, oder zumindest ein paar Wiederholungen weniger würden den Stücken aber doch gut tun. Bei den mittlerweile rund 100 Zuschauern kommen HELLERUIN aufgrund der energiegeladenen Performance gut an – nach 45 Minuten ist dann aber auch wirklich alles gesagt.

Weiter geht es um 20:50 Uhr mit DARVAZA: Das italienisch-norwegische Zweimannprojekt hat zwar erst 2022 sein Debüt-Album veröffentlicht, konnte sich jedoch zuvor bereits mit drei EPs und mitreißenden Liveshows einen Namen machen. Beides betreffend haben DARVAZA mit Wraath (Behexen, Beyond Man) ein Ass im Ärmel: Während der Black Metal von Multiinstrumentalist Omega allen Standards entspricht, aber auch nicht unbedingt überdurchschnittlich spannend ist, liefert Wraath im Studio, vor allem aber auf der Bühne wirklich herausragend ab: Lange hat man keinen Black-Metal-Fronter so authentisch hasserfüllt seine Texte herausspeien sehen wie bei Wraath. Das gilt für DARVAZA genauso wie ehedem bei seiner vormaligen Band One Tail, One Head. Nicht nur musikalisch, auch olfaktorisch wecken DARVAZA Assoziationen zu Watain: Zwar sparen sich DARVAZA (heute?) Sudeleien mit Blut – der Geruch, der die Bühnenklamotten der Band verströmen, lässt vor dem inneren Auge trotzdem totes Tier verwesen. Nach dem Kracher „Gospel Of Hate“ von Wraath (alias Luctus) ehemaliger Band Celestial Bloodshed findet der Auftritt nach rund 55 Minuten mit „The Silver Chalice“ von der gleichnamigen EP einen würdigen Abschluss.

  1. Mother Of Harlots
  2. Derelict Of Passion
  3. The Barren Earth
  4. This Hungry Triumphant Darkness
  5. Towards The Darkest Mystery
  6. Fearless Unfeard He Slept
  7. Gospel Of Hate (Celestial-Bloodshed-Cover)
  8. The Silver Chalice

Nur 15 Minuten später stehen bereits MISÞYRMING auf der Bühne: Die 2013 gegründete Band aus Reykjavík hat den Hype um die neue Welle Isländischen Black Metals mit ins Rollen gebracht – entsprechend kann das Quartett auf großen Zuspruch aus der mittlerweile doch noch gut gefüllten Halle bauen. Nicht zu unrecht: Mit großer Bühnenpräsenz und einer spielerisch-technisch einwandfreien Performance liefern MISÞYRMING tatsächlich eine in jeder Hinsicht befriedigende Show – so man mit dem oft dissonanten, verqueren Stil der Isländer klarkommt. In diesem Kontext ist es ein zweischneidiges Schwert, dass MISÞYRMING volle 75 Minuten performen: Für Die-Hard-Fans ist eine lange Spielzeit natürlich toll – allen anderern dürfte die durchweg maximal aggressive, stilistisch recht eintönige Performance etwas lang geworden sein. Einen Highlight hat die Show aber gegen Ende noch: Mit „The Splendour Of The Trident Tyger“ covern MISÞYRMING einen Song von One Tail, One Head – und stilecht kommt dazu nochmal Wraath als Gastsänger auf die Bühne. Zu diesem Zeitpunkt hat sich die Halle aber bereits etwas geleert.

  1. Söngur Heiftar
  2. Orgia
  3. Ísland, Steingelda Krummaskuð
  4. Með Hamri
  5. Með Harmi
  6. Engin Miskunn
  7. Engin Vorkunn
  8. The Splendour Of The Trident Tyger (One Tail, One Head Cover)
  9. Alsæla
  10. Algleymi

Vier Knüppelbands der ganz truen Sorte an einem Abend sind harter Tobak – zumal unter der Woche: So wird das Set von MISÞYRMING über seine volle Länge bis 23:15 Uhr nicht nur musikalisch ein Gewaltakt. Zumindest kann sich nach diesem Konzert keiner mehr über Back-Metal-Mangel beklagen.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert