Konzertbericht: Monuments w/ Vola, Kadinja, Atlas Northcore

08.10.2018 München, Backstage (Halle)

Nicht jeder kann mit dem Bergriff „Djent“, einer Stilrichtung des Progs, etwas anfangen. Aber wer es kann, wird bemerkt haben, dass momentan eine Band des Genres ganz besonders gehypt wird, nämlich die Dänen von VOLA. Ihr neues Album „Applaus Of A Distant Crowd“ kassiert eine enthusiastische Rezension nach der anderen ein. Da passt es gut, dass die Prog-Metal-Größen MONUMENTS sie mit auf Europatour genommen haben.

Doch zuerst eröffnen die Core-Neulinge ATLAS NORTHCORE den Abend in der gut besuchten Backstage Halle. Die Finnen nehmen die Herausforderung an, das Publikum, das bereits in Mosh-Laune ist, auf Hochtouren zu bringen. Ziemlich rotzig eröffnen ATLAS NORTHCODE den Gig und zeigen sofort an, was sie mit ihrem modernen Hardcore bewirken wollen: Action! Bitte moshen und springen und alles, was sonst noch gefällt, nur nicht stillstehen! Sie selbst sind hyperaktiv auf der Bühnen, springen und growlen sich durch ihre Tracks vom neuen Album „Primitive“, und überzeugen vor allem durch wuchtige Basslinien, die den Nacken automatisch zumindest zum Mitnicken bringen. Aber auch einige zurückhaltende Momente finden ihren Weg in den Auftritt, so wird ein Lied Freunden gewidmet, die sie zu früh verloren haben. ATLAS NORTHCORE sind eindeutig eine Live-Band, die erst auf der Bühne richtig Sinn machen. Hier in München werden sie ihrem Job als „Anheizer“ jedenfalls absolut gerecht.

Für die nachfolgende Support-Band KADINJA ist es anfangs schwer, nach so viel Enthusiasmus mithalten zu können, auch wenn die Franzosen es mit Sicherheit versuchen. Die Band treibt seit 2013 mit ihrem Modern Metal ihr Unwesen in ihrem Heimatland, in Deutschland sind sie aber noch eher unbekannt. Das wollen KADINJA offensichtlich unbedingt ändern: Eingängige Lead-Passagen werden von Sänger und Gitarrist gleichemaßen leidenschaftlich vorgetragen, als sie sich mit Songs wie „From The Inside“ oder „Episteme“ quer durch alte und neue Songs spielen.  Einige ausgefallene Gitarren-Gimmicks kommen  leider durch Soundprobleme  nicht so richtig zu Geltung. Man versucht, mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen und die Besucher nehmen jede Interaktion dankbar an. Nach und nach werden KADINJA selbstbewusster auf der Bühne und der abwechslungsreiche, zum Teil auch mitreißende Charakter ihrer Stücke entfaltet sich im Laufe des Auftritts, auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wurde.

Nun ist es soweit und die Dänen VOLA betreten die Bühne. Sofort wird klar, dass viele Besucher nur wegen ihnen gekommen sind, denn die Jubelstürme weisen eindeutig darauf hin, dass die Fans die Band lieben und voller Vorfreude sind. Passenderweise haben VOLA gerade ihr neues Album „Applause Of A Distant Crowd“ veröffentlicht, und auch wenn das offizielle Release-Datum der 12. Oktober, ist, so verkaufen sie ihren Gästen das Album bereits vorab während der laufenden Tour. Sie legen auch direkt mit einem Track des Albums los: „Smartfriend“.

Offensichtlich sind die brutalen Riffs von Meshuggah inspiriert, das Ganze paart sich mit abgefahrenen, aber auch schönen Syntheziser-Melodien. Ihr Sänger schüttelt wie nebenbei ein perfektes Gitarrenspiel aus dem Ärmel, ohne dass dies auf Kosten der Intensität des Gesangs geht. Intelligente Lyrics paaren sich mit Stilmix-Experimenten, die unter den Prog/Djent-Fans keine Langeweile aufkommen lassen. Weitere Songs wie „Starburn“, „Ghosts“ und „Your Mind“ überraschen mit Reife und Eingängigkeit, bevor VOLA das Highlight des Abends auffahren. Es ist der neue Song „Alien Shivers“, der mit einer unbeschreiblichen Wucht und Komplexität durch die Boxen wummert, dass auch der letzte in der Halle kurz das Bier vergisst. Abgefahren! Spätestens jetzt ist klar, dass der Hype um VOLA durchaus gerechfertigt sein könnte, wenn man bedenkt, dass die Band, deren Debut „Inmazes“ auf 2016 datiert,  im Prinzip noch neu auf dem Mark ist und das Beste wahrscheinlich erst noch kommt. Mit „Gutter Moon“ und „Whaler“ beenden die Dänen vorerst ihren Gig, kommen jedoch für die Zugabe „Stray The Skies“ noch einmal zurück, um auch die letzten Reste an Jubel noch schnell einzusacken.

Nun ist es mit MONUMENTS an der Zeit für den eher metallischen Part des Abends. Heutzutage nennt man es Prog-Metal und für viele junge Leute ist genau die Stilrichtung von MONUMENTS wahrscheinlich besonders erfrischend, aber es gab in den 80er-/90er-Jahren eine Band, die es vorgemacht hat: Rage Against The Machine, die mit ihrem Mix aus Metal, Hip-Hop, Rock und Funk für Aufsehen gesorgt hatten.  Für einen kurzen Moment fühlt man einen Teil von Rage Against The Machine auferstanden, als MONUMENTS loslegen. Denn die brachialen Nackenbrecher-Beats, gepaart mit einem Crossover-Mix anderer Stile (hier natürlich eher Prog), haben auch heutzutage ihre Wirkung nicht verloren. Es wird sofort gemosht und wer kann, grölt auch mit, während sich MONUMENTS auf der Bühne so richtig gehen lassen und einen Song nach dem anderen von ihrem neuen Album „Phronesis“ durch die Boxen jagen. Lediglich kurze Ansprachen zwischen den Songs erlauben eine Verschnaufpause, bevor der geneigte Headbanger wieder seine Nackenmuskeln strapazieren muss. Dabei geben sich MONUMENTS betont fannah und scheuen keinerlei Kontakt zu der wilden Meute vor der Bühne. Melodischere Parts in den Songs werden prinzipiell mit tiefer Hingabe gesungen und jede Fan-Hand, die im Rausch der Musik gen Bühne gehoben wird, wird gerne kurz gehalten.

Als kurz nach 23 Uhr bereits Schluss ist, sieht man niemanden, der nicht hochzufrieden scheint mit dem, was er gerade live erleben durfte. Insofern kann man ruhigen Gewissens sowohl VOLA als auch MONUMENTS empfehlen. Wie gut die Kombination passt, zeigt auch die Zuschauerzahl: Schließlich kann nicht jede Band (auch nicht jede wirklich gute) von sich behaupten, die Backstage-Halle an einem Montag füllen zu können.  

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Fotos von: Uta A. (Gastredakteurin)

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