Review Chuck Ragan – Live At Skaters Palace

Was soll man eigentlich noch über CHUCK RAGAN schreiben, was nicht sowieso schon irgendwo geschrieben wurde? Gemeinsam mit seinen Bandkollegen ist der Mann mit der heiseren Stimme sicherlich eine der Ikonen der aktuellen Punkrock-Szene: Mit seinen Solo-Alben beweist er immer wieder aufs Neue, dass sich Folk, Country und Punk nicht ausschließen und liefert damit Blaupausen für eine ganze Szene und mit seiner Revival-Tour, bei der er weitere Musiker lediglich mit der Akustikgitarre bewaffnet auf die Bühne lädt, füllt er weltweit die großen Hallen. Nicht zuletzt durch seine Freundschaft zu den Jungs von Muff Potter hat der Musiker auch eine enge Beziehung zu Deutschland, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass das erste Livealbum von CHUCK RAGAN im Sommer 2013 im Skaters Palace in Münster mitgeschnitten wurde. Gemeinsam mit dem ebenso dort ansässigen Label Uncle M erscheint dieser Mitschnitt in einer limitierten Auflage ausschließlich auf farbigem Doppel-Vinyl. Aufgrund des großartigen darauf enthaltenen Materials und der damit verbundenen Kaufempfehlung heißt es also: Schnell zugreifen, um dieses packende Stück Musik besitzen zu können!

Im Gegensatz zu den Studioaufnahmen und vorangehenden Touren war CHUCK RAGAN 2013 mit einer gesamten Band auf Tour und die Songs gewinnen durch die Unterstützung von Schlagzeug und Steel Guitar eine gänzlich neue Qualität, wobei Gitarre, Mundharmonika, Bass und Geige nach wie vor das Grundgerüst darstellen. Die Songs pendeln zwischen Sehnsucht, Melancholie und oft einfach Lebensfreude und Euphorie hin und her, was für die Qualität des Musikers spricht. Die Aufnahme fängt die Atmosphäre im Skaters Palace hervorragend ein, einige schiefe Noten, der Jubel des Publikums und CHUCK RAGANs sympathische, stets trotz lauter Stimme stets etwas schüchtern wirkende Ansagen geben dem Hörer das Gefühl, wirklich in der Halle zu stehen. Die Setlist erstreckt sich über alle bisherigen Solo-Alben, wobei mit „Bedroom Lullaby“ ein Song vom 2014 erscheinenden neuen Studioalbum „Till Midnight“ zu hören ist, der sich nahtlos ins Set einfügt. Ebenso geht der Hot-Water-Music-Song „Drag My Body“ in einer sehr zerbrechlichen, solo vorgetragenen Version tief unter die Haut und zeigt, dass die Limitierung auf Stimme und Gitarre eben keine solche darstellt.

Unterstützung erfährt CHUCK RAGAN auf „Live At Skaters Palace“ nicht nur von seinen alten und neuen Bandkollegen, sondern auch von seinen Brüdern im Geiste: Während sich der Folkpunker Tim Vantol auf „Rotterdam“ die Ehre gibt, unterstützt ihn Paper-Arms-Sänger Josh Mann beim Klassiker „The Boat“ und Folksänger PJ Bond gibt auf „Do You Pray“ ein Gastspiel. Diese Auftritte sind sicherlich kein Zufall, ist doch eben durch Hot Water Music und Chuck Ragans Soloalben ein Grundstein für die derzeitige Aufmerksamkeit für punkige Folkmusik gelegt worden.
Mit seinen Neo-Country-Folk-Songs beweist CHUCK RAGAN mit der Unterstützung durch hochklassige Musiker, dass diese Musikrichtung nicht für bärtige und langhaarige Rednecks aus den Südstaaten der USA reserviert ist, sondern ganz im Gegenteil durch eine eigene, kreative Interpretation weltweit für eine junge und alternative Musikhörerschaft von Relevanz ist. Dass die häufig relativ einfach gehaltenen Songs von der markanten und einzigartigen Stimme CHUCK RAGANs nur profitieren können und das raue Organ des Musikers seiner Musik den größten Teil ihrer Leidenschaft eingehaucht bekommen, wird spätestens in der Liveumsetzung deutlich.

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