Review Cranial – Alternate Endings

  • Label: Moment Of Collapse
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Sludge / Drone

Dass CRANIAL (wie auch Phantom Winter) aus den aufgelösten Omega Massif hervorgegangen sind, ist allseits bekannt. Dass eine solch edle Abstammung nicht unter den Teppich gekehrt wird, zumal CRANIAL (anders als Phantom Winter) musikalisch durchaus auf ähnlichen Pfaden wandeln, ist klar. Und doch wirkt ein Satz wie „Auferstanden aus der Asche der geradezu allmächtigen Omega Massif, nahmen sich CRANIAL die besten Bestandteile jener, kreierten ihren eigenen Sound daraus und entwickelten ihn weiter“, wie er im Presse-Begleitschreiben zu „Alternate Endings“ zu lesen ist, etwas vermessen. Nicht zuletzt, weil dem Debüt „Dark Towers / Bright Lights“ (2017) durchaus noch ein Bisschen gefehlt hatte, um wirklich auf einem Level mit Omega Massif zu rangieren.

Nun lassen CRANIAL mit besagtem „Alternate Endings“ ihr zweites Album folgen. War „Dark Towers / Bright Lights“ optisch noch Doom-Sludge-typisch düster gehalten, weiß „Alternate Endings“ direkt durch ein schickes, modernes Design aus gelb-grauer Kunst und Glanz-Effekten auf dem Digipak zu gefallen. Musikalisch hat sich bei CRANIAL hingegen nicht so viel geändert: Auch das zweite Album bietet atmosphärischen Sludge, mal schleppend, mal stampfend, stets atmosphärisch – und mit noch längeren Songs als zuvor. Zwischen 8:33 und stolzen 15:41 Minuten rangieren die vier Songs diesmal.

Viel Zeit für Entwicklung – doch genau daran hapert es: Zwar passiert etwa in „Holistic Figure“ allerhand, ruhige Parts kommen und gehen, tonnenschwere Riffs walzen vorbei, es wird sogar mal gesungen. Wirkliche Dynamik oder kompositorische Spannung ist dabei jedoch nicht zu spüren. Das ist beim Opener noch anders: In immerhin noch 12:30 Minuten führen CRANIAL den Hörer von gefühlvoll eingeblendeten Gitarre in ein brachiales Gemetzel, das nach hinten hin beständig ausdünnt und Raum für Melodik öffnet – ehe es zum Ende eine letzte düster-rohe Eruption folgt.

Während gerade die ruhigen Parts über alle vier Songs hinweg gefallen, wirkt das harte Riffing bisweilen einen Tick zu genrekonform. Das kommt gerade in „Burning Bridges“ zum Tragen, dem vergleichsweise „kurzen“ Achtminüter, der quasi durchgängig auf das typisch akzentuierte Gitarrenspiel setzt. Fett klingt das alles, ohne Frage – wirklich eigenständig, charakteristisch, fortschrittlich? Nun ja. Da waren CRANIAL mit „Dark Towers – Bright Lights“ eigentlich schon weiter. Wirklich gelungen hingegen ist der Sound: Von Magnus Lindberg (Cult Of Luna) etwas weniger auf Lautstärke gemastert, brüllt „Alternate Endings“ zwar im ersten Moment nicht so aus den Boxen, weiß dafür mit mehr Dynamik zu begeistern.

„Alternate Endings“ ist ein starkes Album, keine Frage. Es ist (und soll es wohl auch nicht sein) allerdings kein neues Omega-Massif-Album unter neuem Namen. Und musikalisch (leider) auch keine wirkliche Weiterentwicklung im Vergleich mit dem deutlich experimentelleren Vorgänger. Dennoch hat auch „Alternate Endings“ seine klaren Vorzüge: Der rundum schöne Sound gehört ebenso dazu wie die gelungenen atmosphärischen Parts. Damit ist „Alternate Endings“ vielleicht nicht das Album, das man sich auf Basis des Vorgängers erhofft hatte, aber doch ein Album, auf das sich Fans freuen können.

Wertung: 7 / 10

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