Review E-L-R – Mænad

Mit ihrer Demo „In Splendour & Sedation“ gab eine gewisse Schweizer Post-/Doom-Metal-Band mit dem kryptischen Namen E-L-R im Dezember 2018 ihr erstes Lebenszeichen von sich. Nicht einmal ein Jahr später steht das Trio bei Prophecy Productions unter Vertrag und legt mit „Mænad“ ein vollumfängliches Debütalbum nach. Für Neugier auf die 47 Minuten lange Platte, die nach dem ausschließlich weiblichen Gefolge des griechischen Weingottes Dionysos betitelt ist, demgegenüber jedoch alles andere als feierlich klingt, sorgten vorab insbesondere die angekündigten Gastmusiker: Neben Colin van Eeckhout (Amenra) leiht auch Ryanne van Dorst von den explosionsartig bekannt gewordenen Dark-Rock-Newcomern und Label-Kollegen Dool E-L-R ihre markante Stimme. „Mænad“ ließ somit bereits im Vorfeld Großes erwarten.

Von den beiden Gastsängern ist insbesondere van Eeckhout eine naheliegende Wahl, gibt es doch einige nicht von der Hand zu weisende Parallelen zwischen E-L-R und Amenra. Da wäre zum einen die ganz offensichtlich ähnliche, stilistische Ausrichtung, zum anderen aber auch der Hang zu ausgedehnten Kompositionen und die ausgeprägte spirituelle Komponente, die „Mænad“ innewohnt. Dass ihre neue Labelheimat den Schweizern gar eine mit Our Survival Depends On Us und Hexvessel vergleichbare schamanische Ader zuschreibt, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ihre überwiegend instrumentalen Musikstücke bauen E-L-R nämlich mit geradezu meditativer Gelassenheit auf.

Oft dauert es mehrere Minuten, bis die hypnotischen Clean-Gitarren und bedächtigen Schlagzeugrhythmen zu einem kraftvollen Strom anschwellen. Auch unter weitgehendem Verzicht auf Gesang gelingt es den Post-Doomern grundsätzlich, eine einnehmende Atmosphäre zu kreieren. Bekommt man doch einmal eine menschliche Stimme zu hören, handelt es sich dabei um schemenhaft durch den Hintergrund schwebenden Frauengesang („Ambrosia“), ein bedrückendes, leises Klagen („Above The Mountains There Is Light“) oder Ryanne van Dorsts bedeutungsschwangere Spoken-Word-Passage auf „Lunar Nights“, wobei gerade dank van Dorst von dem besagten Track mit seinen melancholischen und leicht mysteriösen Melodien eine besondere Faszination ausgeht.

Obwohl E-L-R an sich auch ohne Vocals gut zurechtkommen, reizt die Gruppe ihre Kompositionen auf Dauer jedoch leider zu sehr aus. Zu oft wiederholen sich die Arrangements auf „Mænad“, zu lang wird Spannung aufgebaut, die sich letztlich doch nicht in dem erhofften Finale entlädt. So kommt es, dass die Tracks ab einem gewissen Punkt zu sehr stagnieren, um den Hörer auf voller Länge zu fesseln, und dass manche davon selbst nach mehreren Durchläufen keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Grunde genommen ist „Mænad“ ein durchaus gelungenes Album. E-L-R haben jedenfalls ein paar stimmige Kompositionen erdacht, die Performance der Schweizer an den Instrumenten kann sich hören lassen und die hervorragende Produktion verleiht der Platte einen stimmungsvollen Sound, in den man vollkommen eintauchen kann. Dennoch haben E-L-R die Wirkungskraft ihres eigenen Songwritings offenbar überschätzt, sodass von Anfang bis Ende beeindruckende Stücke wie „Lunar Nights“ hier eher die Ausnahme bilden. Wer dem Album für ebendiese hörenswerten Abschnitte eine Chance geben möchte, muss sich somit im Gegenzug auf einige langatmige Parts gefasst machen.

Wertung: 6 / 10

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