Das Cover von "History's Hand" von Enemy Eyes

Review Enemy Eyes – History’s Hand

Obwohl er mit Axel Rudi Pell seit knapp 25 Jahren ebenso beschäftigt wie erfolgreich ist, gehört Sänger Johnny Gioeli seit einiger Zeit auch zum festen Inventar der süditalienischen „Supergroup“-Fabrik Frontiers Music. Die reaktivierte zunächst wenig überraschend seine einstige Hauptband Hardline und verwendete ihn seither für eine ganze Reihe eigener Projekte. Die neueste dieser „Bands“ hört auf den Namen ENEMY EYES und gibt Mr. Gioeli formal ein Ventil für seine schon lange gehegten Power-Metal-Ambitionen. Es dürfte niemanden, der mit der Geschäftspolitik des Labels von Serafino Perugino vertraut ist, weiter verwundern, dass der Sänger auf dem Debüt „History’s  Hand“ vor allem von dessen Primus Inter Pares Alessandro Del Vecchio unterstützt wird.

Als er für ENEMY EYES die Werbetrommel rührte, gab Sänger Gioeli immer wieder zu Protokoll, dass er mit Bands wie Dio, Rainbow oder Iron Maiden aufgewachsen sei und ihm der Metal darum ja quasi im Blut liege. Weil er zumindest seine Liebe zu den ersten beiden Künstlern bereits bei Axel Rudi Pell umfassend ausleben kann, ist es noch keine irreführende Werbung, wenn „History’s Hand“ in eine ganz andere Richtung geht. Aber auch von Iron Maiden ist auf dieser Platte keine Spur, vielmehr erinnern Nummern wie „Here We Are“, der Titeltrack und das bombastische „What You Say“ stark an das neuere Schaffen von Stratovarius. Mit wuchtigen Riffs und präsenten Synthies ist die Musik von ENEMY EYES eindeutig vom zeitgemäßen skandinavischen Melodic und Power Metal inspiriert.

Betrachtet man die einzelnen Teile des Sounds von ENEMY EYES, so zeigt sich ein durchweg positives Bild: Die Gitarrenarbeit ist stark, die Produktion erwartbar amtlich und das Songwriting in jeder Hinsicht solide. Mit Songs wie dem breitbeinig groovenden „The Chase“, das nicht selten an Dream Evil denken lässt sowie dem mitreißenden „Peace And Glory“ hat die Band um Frontmann Gioeli sogar ein paar echte Hits an Bord. Und doch ist „History’s Hand“ am Ende weniger als die Summe seiner Teile. Die Platte als Ganzes ist schlicht zu gewöhnlich, zu wenig innovativ und damit zu belanglos, um wirklich aufhorchen zu lassen. Das ist schade, denn gute Ansätze finden sich hier gewiss, aber fast alles, was ENEMY EYES anbieten, kennt man bereits seit Langem von den Spitzenreitern des Genres.

So ganz kann man die Gruppe dennoch nicht verdammen. Mag schon sein, dass hier nichts Neues geboten wird und dass es sich um ein weiteres Reißbrett-Projekt von Plattenboss Perugino handelt. Wie das bei diesen vermeintlichen Bands, die in erster Linie um eine bekannte Stimme formiert wurden, so ist, hat zumindest der Frontmann seine Berechtigung: Im Falle von ENEMY EYES bedeutet das, dass Johnny Gioeli auch noch so belanglosen Euro-Power-Metal mit seinem Gesang soweit veredeln kann, dass es zu gut klingt, um einfach gelangweilt abzuschalten – das beste Beispiel hierfür findet sich in der Ballade „What I Believe“.

Dass die (Metal-)Welt ausgerechnet auf ein Album wie „History’s Hand“ gewartet hat, darf gut und gerne bezweifelt werden, denn das Debüt von ENEMY EYES ist das Paradebeispiel eines Durchschnittswerkes: Man kann das alles gut hören, der Taktfuß – und gelegentlich gar der Kopf – wird mitwippen, aber am Ende bleibt nichts hängen. Fans von Stratovarius oder Bloodbound könnten sich freuen, dass das wie ihre Lieblingsbands klingt und auch ansonsten wird kein Freund von melodischem Power Metal hier einen Totalausfall ausmachen, bis auf ganz wenige Ausnahmen lässt hier aber auch nichts wirklich aufhorchen. Zumindest zum Vollpreis höchstens für absolute Die-hard-Fans von Mr. Gioeli zu empfehlen.

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Wertung: 5.5 / 10

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