Review Ensiferum – 10th Anniversary Live (DVD)

Zum zehnjährigen Jubiläum ist es ja inzwischen schon Mode, auch eine DVD aufzunehmen. Und auch wenn man nur auf zwei vollständige Alben und eine EP zurückgreifen kann, kann sowas gut gehen – wenn die Band ENSIFERUM heisst etwa und die beiden Alben „Ensiferum“ und „Iron“ schließlich durchgehend mit Megahits gespickt sind. So kann man dieses 100minütige Konzert mithilfe der „Dragonheads“-EP wunderbar ausfüllen. Zum Neupreis von knappen 14 Euro braucht man aber keine Extras erwarten, und die gibt es hier leider auch nicht. Auf der DVD findet man einfach das Konzert sowie den Punkt „Bonus Track“, bei dem Finntroll ein kleines Geburtstagsständchen für ENSIFERUM spielen, und das war es dann auch schon an Umfang. Ansonsten kann man nur noch zwischen Stereo- und 5.1-Sound wählen sowie jedes Lied einzeln oder das ganze Konzert anwählen, aber das war es dann auch schon mit dem Menü. An sich etwas schade, da ich die Bandmitglieder als sehr nette Menschen kennengelernt habe und zumindest ein bisschen übliches Bonusmaterial sicherlich Spaß gemacht hätte. Aber seis drum, das wichtigste ist ja immer das Konzert.

Dieses wurde am 31. Dezember 2005 im Nosturi, einem Klub in Helsinki, aufgezeichnet. Auch wenn Markus Toivonen das letzte verbleibende Gründungsmitglied ist, nach den Besetzungswechseln haben die Finnen sich bereits ordentlich zusammengefunden, wie ich zuletzt auch schon bei der Wacken Roadshow feststellen konnte. Erfreulicherweise erklingt hier das Intro der „Ensiferum“, was als einleitende Melodie wesentlich mehr Spaß macht als das „Iron“-Intro, und „Hero In A Dream“ ist schließlich auch ein ebenso guter Opener wie der Titeltrack des zweiten Albums. Weiter erfreulich festzuhalten ist, dass die „Dragonheads“-Stücke wesentlich besser klingen als auf der dazugehörigen CD und in der Liveversion ein Mehr an Engerie besitzen, allen voran der EP-Titeltrack ist hier nun wirklich annehmbar. Zwei Special Guests gibt es auch. Zum einen ist das Kaisa Saari, die bereits „Tears“ eingesungen hat und das auch hier wunderbar live umsetzt, ausserdem leiht sie dem „Finnish Medly“ ihre Stimme. Beim Amorphis-Cover „Into Hiding“ – welches ebenfalls viel besser als auf der EP rüberkommt – steigt ein sehr bewegungsfreudiger Ville Tuomi (Suburban Tribe) auf die Bühne, der umherspringt, bangt, hochklassigen klaren Gesang zum Stück liefert und irgendwie auch einfach cool aussieht. Damit bietet er auch mehr oder weniger einen ganz lustigen Kontrast zu ENSIFERUM selbst, denn hier regieren bekanntlich Wachbärbauch und Hühnerbrust, was mit dem geschlossen oberkörperfreien Auftreten schon ganz lustig und einfach sympathisch ist. Lustig ist auch jedesmal, wenn Markus böse schauen will und dabei eigentlich ziemlich putzig wirkt. Das oberkörperfreie Auftreten wird jedoch auch hier leider nicht von der ganzen Band unterstützt, so hüllt sich die süße Meiju am Keyboard auch hier mit einem Oberkörperkleid. Immerhin bekommt auch sie, wie Janne am Schlagzeug, die ein oder andere Großaufnahme, so dass keines der Bandmitglieder durch fehlende Aufmerksamkeit untergeht.

Was bei einem ENSIFERUM-Konzert bekanntlich mit am wichtigsten ist, ist das Publikum, das sollte also häufig zu sehen sein. Und glücklicherweise hat das Kamera- und Schnittteam da sehr darauf geachtet. Oft sieht man die anwesende Schar, es dürften knapp 750 Besucher gewesen sein, womit das Nosturi ausverkauft war. Die Ensi-Fans bangen, wefen Pommesgabeln und Fäuste in die Luft, tanzen, wedeln mit Gummiäxten und haben einfach Spaß – die Liveatmosphäre wird zwar nicht wirklich einfangen (was bei dieser Band einfach nicht möglich ist, wie ich finde), doch hier hat man das beste draus gemacht. Man bekommt den richtigen Eindruck, dass nicht nur die Band, sondern auch die Zuschauer von Anfang an Vollgas geben und keine Lust auf größere Verschnaufpausen haben. Die Pausen sind mit dem „Finnish Medly“ / „Tears“-Mittelteil und dem ein oder anderen instrumentalen Teil ja auch rar gesät. Nur etwas lauter könnte das Publikum in der Abmischung wegkommen. Spaß gibts auch nochmal gegen Ende hin. Vor dem abschließenden „Battle Song“ bekommen die Anwesenden mit „Näitä Polkuja Tallaan“ ein bisher nirgends veröffentlichtes Stück, das von Markus gesungen wird und wie eine finnischsprachige japanische spacige Keyboard-Drogenfahrt wirkt. Total abgedreht und einfach cool.

Trotz des leider mageren Umfangs der Scheibe kann ich „10th Anniversary Live“ jedem ENSIFERUM-Fan uneingeschränkt ans Herz legen. Auch Einsteiger dürften hier ihre Freude haben, bekommen sie doch einen mehr als ausführlichen Überblick über das bisherige Schaffen der Truppe. Gute Musik, gute Unterhaltung, ENSIFERUM pur. Süß, putzig, sympathisch und spaßig.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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