Review Frost* – Others (EP)

Mit „Falling Satellites“ haben FROST* vor vier Jahren ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und dem verstaubten Neoprog-Genre eine ordentliche Frischzellenkur verpasst. Nun melden sich Jem Godfrey & Co. mit einer 32-minütigen EP zurück. Ein Vorbote für das neue Studioalbum, das im Herbst erscheinen soll.

Die sechs Songs auf „Others“ stammen noch aus den Sessions zu „Falling Satellites“, das ursprünglich als Doppelalbum geplant war, dann aber auf einen Silberling zusammengedampft wurde. Rückblickend betrachtet war das die richtige Entscheidung. Schließlich passiert auf der Platte wirklich genug und die jetzt perfektionierten und veröffentlichten Tracks sind alles andere als eintönige Überbleibsel.

FROST* machen keine Gefangenen: Der Einstieg mit „Fathers“ ist laut, direkt und schrill, genauso wie viele Teile des letzten Studioalbums. Die Nummer kann ihre Herkunft nicht verhehlen – was nicht nur daran liegt, dass hier eine Melodie von „Falling Satellites“ wieder aufgegriffen wird. Das hat Tempo, klingt moderner als Hochglanz-Pop und macht unendlich Laune. FROST* at its best! Mit „Clouda“ wird es ruhiger und getragener. Es gibt viele kleine Details zu entdecken und die Melodieführung offenbart einmal mehr Jem Godfreys unverschämtes Talent als Ohrwurm-Lieferant. Der erhabene Mittelteil, nur mit Streichern und Gesang, ist Gänsehaut pur.

„Exhibit A“ lotet mit tanzbaren Dance-Rhythmen und dunklen Shouts neue Grenzen aus und ist damit der legitime Nachfolger des Dubstep-Overkills von „Towerblock“. Progressiv ohne Ende, wird aber nur musikalisch toleranten Progrockern gefallen. Kompositorisch ist der Song leider nicht ganz rund, denn die aufgebaute Spannung verpufft in einem etwas handzahmen Instrumentalteil. Schade.

„Fathom“ klingt wie eine Art Seefahrer-Ballade. Liebe, Pomp, Kitsch und Pathos. FROST* dürfen sowas, aber Süßstoff ist nichts dagegen. „Eat“ spielt mit Stimmensamples als Rhythmus. Sehr kreativ und selbst für Jem Godfrey & Co. neuartig. Wenn es nicht so cool wäre, müsste so etwas eigentlich im Radio laufen. Mit „Drown“ wird es nochmal getragen und etwas gewöhnlicher. Ein netter, aber etwas zäher Ausklang, der nicht mit dem zuvor Gehörten mithalten kann.

Fazit: Nicht jeder Song auf „Others“ ist pures Gold – dafür ist die EP unfassbar vielseitig. Aus den Ideen dieser 32 Minuten könnten andere Bands vier Alben produzieren. Jem Godfreys Sounddesign und Produktionstalent sind einzigartig. Er spielt seine Erfahrungen als Produzent von Pop-Sternchen wie Atomic Kitten oder Ronan Keating voll aus, löst sämtliche Fesseln und macht einfach, worauf er Bock hat. Das war schon bei „Falling Satellites“ so und wird bei „Others“ noch einmal klarer.
Die EP ist eine schöne Überbrückung zum nächsten Studioalbum. Zunächst ist sie nur digital erhältlich, später im Jahr dann als Teil der Anthologie „13 Winters“. Alle, die richtig modernen Prog hören wollen, sollten zugreifen. FROST*-Fans natürlich auch. Die beiden Vorzeigewerke des Engländers bleiben aber bis auf Weiteres „Milliontown“ und „Falling Satellites“.

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Wertung: 8 / 10

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