Review Gallhammer – Ruin of a Church (DVD)

Habt ihr ein schönes Leben? Einen gutbezahlten Job, eine hübsche Freundin, ein schnelles Auto? Freut ihr euch über jeden Tag, an dem ihr aufwacht und die Morgensonne in euer Fenster scheint? Wenn das alles auf euch zutrifft, euch dieser Zustand der Glückseligkeit aber auf die Nüsse geht, dann gibt es jetzt etwas, das Abhilfe schaffen kann: Die neue GALLHAMMER-DVD. Heute war eigentlich ein schöner Tag mit neuem Gitarrenzubehör und einer großen Ladung Promos, doch dann kamen diese drei japanischen… „Frauen“ und versauten ihn mir nach Strich und Faden. Was um alles in der Welt hat die Band oder ihr Label Peaceville dazu veranlasst, dieses Konzert auf eine DVD zu bannen? Warum hat diese Band überhaupt ein Label? Ich bin mit jeder Minute, die ich mir diese Greueltat zu Gemüte führe, mehr davon überzeugt, dass die Leute bei Peaceville üble Sadisten sind, denn eine andere Motivation für eine solche Veröffentlichung will mir einfach nicht in den Sinn kommen.

Wo anfangen? Nun, vielleicht mit dem musikalischen Inhalt der DVD. Und schon hier wird es schwer, denn diese kakophonische Zumutung, die die Japanerinnen hier präsentieren, lässt sich kaum als Musik bezeichnen. Spontan musste ich an einen Jam einer Schülerband im Probenraum denken: Keiner kann sein Instrument so richtig spielen, alle haben ihre Verstärker viel zu laut aufgedreht, keiner hört darauf, was die anderen machen. Heraus kommt dabei eine Maxi-Familienportion gequirlte Scheiße. Ich muss hier gar nicht auf einzelne Songs eingehen, denn das Elend hört höchstens mal für fünf Sekunden auf. Alles ist dissonant, nichts prägt sich ein, nichts klingt auch nur annähernd gut – es ist einfach nur unmusikalisch, zur Hölle nochmal! Von Spielfehlern und rhythmischen Schwierigkeiten bei allen drei Protagonistinnen will ich gar nicht reden, und das, obwohl sich das Gespielte auf dem Niveau einer Zehntklässler-Punkrockband bewegt. Ein völliger Griff ins Wacken-Dixiklo ist der Gesang: Die ganze Band singt – meistens ist das heiseres Gekrächze, das nicht mal die hinterletzte Black Metal-Undergroundband verwenden würde, teilweise gibt es auch mageres Röcheln zu hören. Und was ist das denn? Hey, Mickey Maus ist auch dabei! Ach nein, es ist nur der Klargesang von Schlagzeugerin Risa Reaper. Wäre sie ein Mann, würde ich sagen, sie hätte keine Eier, aber so bleibt mir nur festzuhalten, dass es schlicht schrecklich klingt.
Weiter geht’s mit der Aufnahmequalität. Zu Beginn klingt das Ganze noch wie mit der Videokamera aufgenommen, was aber nach fünfeinhalb Minuten plötzlich zumindest etwas besser wird; der Mischer muss irgendeines von den Mikrofonen abgestellt haben, irgendwas ist zumindest passiert, der Sound klingt nicht mehr so schneidend, dafür matscht er aber, sodass diverse Bestandteile des Schlagzeugs im akustischen Nirvana verschwinden, ebenso wie Fräulein „Depressive“ teilweise Pantomime singt, weil ihr Mikro plötzlich tot ist – insgesamt also auch verdammt suboptimal. Auch das Publikum hört man nicht (wirklich gar nicht!), außer am Ende; und waren das nicht am Anfang mehr Leute? Die Damen geben sich zwar Mühe, auf der Bühne ordentlich abzugehen (die Bassfrau wälzt sich zum Schluss gar auf dem Boden rum), aber das rettet auch nichts mehr. Der einzige Pluspunkt: Der alptraumhafte Spuk ist schon nach 47 Minuten vorbei – wäre die Musik nicht so grottenschlecht, würde ich das als absolute Frechheit verbuchen, aber hier ist das für mich eher ein Glücksfall.

Ich bin zwar jetzt schon vollstens bedient, quäle mich aber als gewissenhafter Redakteur auch durch die Extras. … Oh Gott nein, noch zwei Konzerte – Bootlegs! Zum Glück jeweils nur mit drei Liedern. Dafür ist der Sound erwartungsgemäß noch beschissener als beim Hauptvideo (ja, das geht), außerdem sind’s die gleichen Stücke. Die „Promovideos“ sind aus Liveaufnahmen zusammengeschnittene Grausamkeiten. Ein Interview… okay, das ist lächerlich. Es sieht ganz so aus als wäre das nach dem Konzert entstanden, aber sowohl die Interviewerin als auch die Band lesen von Zetteln ab. Kein weiterer Kommentar dazu von mir. Die Fotogalerie ist hingegen eine richtige Wohltat, weil sie nicht mit Musik unterlegt ist – aber vergesst nicht, die Augen geschlossen zu halten!

Mensch, im Ernst. Was hat die Herrschaften bei Peaceville bloß geritten, diesen Bockmist zu veröffentlichen? Wenn bei einer DVD weder die Musik noch der visuelle Teil stimmen, dann bleibt – nichts. Und genau das ist „Ruin of a Church“ auch: Nichts. Oder ganz viel, dann aber ganz viel von einer beliebigen ekelerregenden Substanz. Diese DVD ist einfach nur Schund, und wie schon gesagt: Die Spielzeit des Hauptkonzerts von einer Dreiviertelstunde ist im Grunde genommen eine Sauerei sondergleichen. Tut euch einen Gefallen und weicht diesem jämmerlichen Etwas hier weiträumig aus. Und jetzt entschuldigt mich, ich verspüre das dringende Bedürfnis, mich in den Schlaf zu weinen…

Wertung: 1.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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