Review Hanzel Und Gretyl – Born To Be Heiled

Nachdem sich der Stil von HANZEL UND GRETYL mit deren 2008 erschienenem Album „2012: Zwanzig Zwölf“ zu erschöpfen begann, hätte ein weiterer Schlag in die gleiche Kerbe wohl den letzten Funken Kreativität aus dem zweifelsohne schon seit jeher grenzdebilen Geballer der Band herausgeprügelt. Eine Meinung, die Vas Kallas und Kaizer Von Loopy glücklicherweise zu teilen scheinen – und sich zu einem fast schon revolutionären Schritt entschlossen haben: Ein etwas anders geartetes HANZEL-UND-GRETYL-Album zu schreiben.

Natürlich ist „Born To Be Heiled“ immer noch unverkennbar Kind seiner Eltern – dennoch steht es nicht in direkter Tradition zu seinen Vorgängern. War bislang nämlich Usus, von Album zu Album schneller, härter und generell extremer zu werden, nehmen HANZEL UND GRETYL nun den einzigen verbliebenen Ausweg aus dieser Sackgasse: die drastische Entschleunigung.

Schon der Opener „Hanzel Und Gretyl für immer“ überrascht durch seinen fast gemächlichen Beat – ist damit jedoch keine Ausnahme, wie sich im weiteren Verlauf zeigt: Fast durchgängig im Midtempo-Bereich gehalten, überzeugen die Songs hier eher durch stampfenden Groove denn durch rohe Aggression. Das Resultat dieser Sinneswandlung ist zwar am Ende immer noch meist stumpf und primitiv, überrascht jedoch mitunter auch durch eine Musikalität, die man dem Duo nicht eben zugetraut hätte – als Beispiel sei hier „Irönstars Outlaws“ genannt, welches mit Ukulelen-Intro und Gitarrensolo richtiggehend rockig daherkommt.

Auch textlich ist ein Wandel festzustellen: Zwar finden sich immer noch die sarkastischen Anspielungen auf das Dritte Reich, für die die Amerikaner mit Songs wie „SS Deathstar Supergalactic“ bekannt geworden sind – allerdings machen diese hier nicht mehr den Kern der Texte aus. Statt dessen wird die rockige Komponente des Albums durch eine Biker-Attitüde erweitert: Diese ist in der Titel-Reminiszenzen an den Steppenwolf-Kultsong „Born To Be Wild“ ebenso zu entdecken wie in den Songs „Motörschwein“ oder „Blitzkrieger und Hellriderz“. Vielleicht auch nicht eben kreativer, aber allemal abwechslungsreicher als das 100. Sprachsample aus Volksempfänger-Mitschnitten.

Auf ihrem sechsten Werk wagen HANZEL UND GRETYL einen deutlichen Bruch mit ihrem bisherigen Stil hin zu mitunter fast rockigen Nummern im Midtempo. Sicherlich, durch das Minus an sarkastischer Geschmacklosigkeit und Schwachsinn in den Texten büßen HANZEL UND GRETYL etwas an Unterhaltungswert ein – kompensiert wird dies jedoch durch die musikalische Entwicklung, die es möglich macht, auch mal das ganze Album am Stück zu hören, ohne wahnsinnig zu werden. Denn auch wenn hier sicherlich nicht jeder Track ein Hit ist, überrascht „Born To Be Hailed“ doch mit recht konstanter Qualität auf für Bandverhältnisse hohem Niveau. Sicherlich immer noch nicht jedermanns Sache, und vielleicht sogar für den ein oder anderen Fan eine Enttäuschung – dennoch ein interessantes Album.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert