Review Hanzel und Gretyl – Satanik Germanik

Speziell waren HANZEL UND GRETYL schon immer. Bekannt wurde das amerikanische Industrial-Duo Anfang des Jahrtausends durch humorige Texte, deren Witz im plumpen, aber unterhaltsamen Spiel mit NS-Terminologie lag. Zuletzt verschreckten die Amis allerdings eher musikalisch: Mit ihrer mäßig gelungenen Black-Metal-Satire „Black Forest Metal“ (2014), einem Album über satanische Themen und die Märchen der Gebrüder Grimm.

Von diesem Pfad sind HANZEL UND GRETYL wieder abgerückt – zum Glück für Album Nummer acht, „Satanik Germanik“. Der pathetische Einstieg mit sakral anmutenden Chören in „Golden Dämmerung“ könnte von „Black Forest Metal“ kaum weiter entfernt sein. Und spätestens nach „We Rise As Demons“, das als Überleitung zum typischen HANZEL-UND-GRETYL-Sound in „Black Six Order“ fungiert, findet man sich auf bekanntem Territorium wieder.

Brachiale Industrial-Härte, wie man sie von HANZEL UND GRETYL früher ganze Alben lang zu hören bekam, bietet „Satanik Germanik“ allerdings nur im Album-Hit „Trinken mit der Kaizer (die Bierz From Hell)“. Wer es allein auf diesen Aspekt anlegt, dem seien bereits an dieser Stelle frühere Werke wie „Über Alles“ ans Herz gelegt.

Auf „Satanik Germanik“ hauen HANZEL UND GRETYL nämlich im Großen und Ganzen deutlich gefühlvoller auf den Putz als früher. Mal erschallen engelsgleiche Chöre im Hintergrund („Weisseswald“), mal agiert das Duo im rockigen Downtempo und garniert das Ganze mit Streichern („I Am Bad Luck“) – und dann gibt es noch Songs mit Chören und Streichern („Sonnenkreuz“).

Was in der Theorie schwer zusammen zu bringen ist, funktioniert in der Praxis überraschend gut: Auf dem einfachen Level, auf dem die Chor- und Orchester-Elemente gehalten sind, bereichern sie den gewollt stumpfen Industrial-Sound. Zumal HANZEL UND GRETYL den Kreis am Albumende stimmig schließen – mit dem düsteren „13 Moons“ und dem direkt ans Intro anknüpfenden Outro mit dem rückwärts zu lesenden Titel „Kinamreg Kinatas“.

Fazit: „Satanik Germanik“ ist kein hochkomplexes kompositorisches Meisterwerk – im Gegenteil. Doch allein die Existenz der Chor- und Orchester-Elemente im stilistisch wieder deutlich stimmigeren Industrial- statt Pseudo-Black-Metal-Kontext macht das Album zum wohl abwechslungsreichsten der Band. Was „Satanik Germanik“ jedoch fehlt, um restlos zu überzeugen, sind noch ein, zwei zwingende Hits mehr – und mehr Witz in den so leider recht unspektakulären Texten.

Wertung: 7.5 / 10

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