Review Heidevok – Velua

Die fleißigen Niederländer sind schon wieder da. HEIDEVOLK legen mit „Velua“ schon das fünfte Album in zehn Jahren vor, dies kann man schon als einen zügigen Veröffentlichungsrhythmus bezeichnen. Scheinbar gehen dem Septett die (regionalen) Themen nicht aus, denn auch auf der vorliegenden Platte befinden sich elf Geschichten aus der mysteriösen Veluwe-Landschaft (den Bonustrack zu Leif Erikssons Grönland-Nordamerika-Fahrt einmal ausgeklammert), welche sich inmitten von Gelderland, der Heimatprovinz der Band, befindet.

Geboten wird natürlich sehr folkbeeinflusster Metal, der authentisch in der Landessprache gehalten ist. Vorteil für Deutschsprachler, mit ein wenig Phantasie versteht man die Texte so ganz gut, als zusätzlichen Service fügte man dem Infopaket noch einige Liner-Notes zu den Songs hinzu. Denn die Texte scheinen den heimatverbundenen Niederländern recht wichtig zu sein und so investierte man einige Zeit und Mühen. So erfährt man aus Sagen und Mythen Interessantes über einen verfluchten Jäger, Moorlichter (natürlich!) und eine schicksalsfadenspinnende Norne. Dies ist an sich schon eine spannende Seite, die HEIDEVOLK auf „Velua“ parat haben.
Für die Musik gilt dies mit Einschränkungen. Sicherlich ist eine Band, die schon vier Alben im Gepäck hat, fit in Sachen Songwriting, da weiß man, wie es geht. Leider bleiben die meisten Lieder aber hinter den (hohen) Erwartungen zurück. Irgendein Detail fehlt immer, insgesamt agiert die Band zu brav, zu selten lotet man die Möglichkeiten wirklich aus. Härte ist HEIDEVOLK durchaus ein Begriff, aber die meisten Double-Bass-Einsätze bleiben irgendwo in den gelderländischen Sümpfen stecken, Blast-Beats sind nur ein kurzes Strohfeuer in der Heide, gerade die Vocals hätten einfach mehr Aggressivität verdient gehabt. Man setzt nahezu die gesamte knappe Stunde auf Epik und Dramatik und vergisst dabei die entfesselnde Kraft der harschen Winde, die von der See über das flache Land wehen.
Schade eigentlich, ein etwas ausgewogenere Mischung hätte „Velua“ gut getan. Insgesamt verzichtet man zu sehr auf Ecken und Kanten, was sich schon in der Spielzeit der elf offiziellen Songs widerspiegelt. Die Amplitude liegt bei schlappen 40 Sekunden zwischen dem kürzesten und längsten Lied. Da wäre doch noch Raum für Experimentierfreude gewesen und somit viel Platz für all die Dinge, die HEIDEVOLK leider vermissen lassen. Punkten kann man freilich weiterhin mit der großen Authentizität, die sich nicht nur mit den heimatsprachlichen Texten begründen lässt. Auch die echten Streicher sind eine schöne Option und unterstreichen die folkigen Elemente mit einem dicken, roten Textmarker.

„Velua“ ist eine Scheibe, die ihren Charme hat. Der Fokus ist stark auf Folk und weniger auf Metal ausgerichtet, Freunde dieser Spielart werden also ihre Freude an Opus V von HEIDEVOLK haben. Noch schöner wäre die Platte mit etwas mehr Schmackes, so plätschert die Musik zu oft einfach am Hörer vorbei. Für Fans brauchbar, für neue Märkte eher weniger.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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