Review Helrunar – Niederkunfft

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

HELRUNAR gelten seit längerer Zeit als Referenzband für anspruchsvollen deutschsprachigen Metal mit Elementen aus den Bereichen des Pagan- und Black Metal. Wo der Vorgänger „Sól“ in seinen zwei Teilen einige Gemüter verschreckte und andere hochjauchzend jubilieren ließ, legen die Münsteraner mit „Niederkunfft“ nun ihr erstes historisch-geprägtes Album vor.

Thematisch geht es dabei um die Menschheit im Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit, aber auch Ängste und Konflikte zwischen Religion und Aufklärung. Doch auch musikalisch hat sich die Band weiterentwickelt. Wo in früheren Releases der kalte Hauch des Schwarzmetalls das Zepter fest in der Hand hielt, werden nun auch Stilmittel des Doom oder Death Metal eingesetzt. So liefert man ein schwer schleppendes „Devils Devils Everywhere!“, das spielerisch leicht zwischen schwedischem Todesmetall und rasendem Black Metal wechselt und von vielen Doom-Riffs durchzogen wird. Auch Pianoklänge finden wiederholt ihren Einsatz. Die Gesangsleistung von Frontmann Skald Draugir hat viele Facetten, die aus flüstern, kreischen, growlen, Clean-Vocals und gesprochenen Einlagen bestehen. Durch die musikalische Herangehensweise, aber auch eine stimmlich beachtliche Bandbreite, entsteht eine beklemmende und zugleich wuchtige Atmosphäre. Über allem schwebt der Eindruck des Aufbruchs und parallel die erdrückende Wirklichkeit von Verfolgung, Zerstörung und Tod. Abzüge gibt es für die englischsprachigen Songs, die in ihrer Authentizität doch stärker abfallen als es zu erwarten war.

„Niederkunfft“ ist das bisher wohl morbideste Werk von HELRUNAR, die weiterhin unverkennbar ihren Stil repräsentieren und doch nicht auf der Stelle stehen bleiben. Wo die fiktiven Welten des Doppelvorgängers an einigen Stellen gelegentlich zerstückelt wirkten, erzählt dieses Studioalbum eine Geschichte, deren grausame und doch wichtige Vergangenheit nachvollziehbar dargestellt wird. Damit agiert das Duo respektierlich, denn die Erweiterung ihres Stils plus historisch korrekter Begebenheiten zaubert zum Wohlwollen des Hörers eine sehr dichte Atmosphäre.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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