Review Jack Slater – Blut / Macht / Frei

JACK SLATER stehen schon seit „Playcorpse“, spätestens aber seit dessen Nachfolger „Metzgore“ für Death Metal der Extra-Klasse. Und auch „Blut / Macht / Frei“ schlägt musikalisch in die selbe Kerbe: Brutales Gemetzel mit vollkommen undurchschaubaren Songstrukturen, kranken Fills und Breaks, technisch hohem Anspruch und erstaunlichem Ideenreichtum. Etwas anders fällt diesmal allerdings die Präsentation aus: Hatte man vorher immer noch sehr auf das Gore-Image gesetzt, findet sich diesmal ein für die Musikrichtung alternativ wirkendes Cover und bis auf vielleicht „Töten“ auch keine auf den ersten Blick dumpf wirkenden Songtitel. Alles in allem wirkt man 2008 also irgendwo seriös, es stellt sich natürlich die Frage, ob das Konzept noch aufgeht.

Die Frage ist schnell mit einem klaren „Ja“ beantwortet, die Lyrics sind im Endeffekt immer noch abgedreht und passen zu den Songs, dass sie auch zum Teil intelligent wirken, wertet natürlich auf. Auch musikalisch ist man gereift, Songs wie „Blut / Macht / Frei“ oder „Rohrspast“ sind strukturell auf jeden Fall gut durchdacht. Mit „Rost“ und „Narbe, Part III“ finden sich gleich zwei 8-Minüter auf der Platte, für Death Metal eigentlich vollkommen untypisch. Ehrlich gesagt, hier ist es durch die doch sehr anstrengende Musik schwierig, die volle Laufzeit bei der Sache zu bleiben, hier wären einige melodischere Stellen vielleicht zum aufatmen ganz nett gewesen. Trotzdem Daumen hoch für den Versuch, und auf der anderen Seite findet sich sogar nur ein Song, der mit seinen weniger als zwei Minuten eher Grindcore-typisch daherkommt, „Du selbst“ offenbart eine weitere Eigenheit JACK SLATERs: Selbst in dieser kurzen Spielzeit werden wirklich massig Riffs und Ideen verbraten, da bleibt Zeit, um vom Gemetzel zu stampfenden Parts zu wechseln, dann wieder Fahrt aufzunehmen und sogar noch verschiedenste Gitarren-Leads zu präsentieren. „Amnestia“ dagegen wirkt mit melodischem Pre-Chorus und Refrain fast konventionell. „Fast“ deswegen, weil es doch eher selten vorkommt, dass melancholische Melodien mit Brutal Death Metal und Lead-Fills in einem Song verwurstet werden. Das Gesamtprodukt gefällt trotzdem und dürfte einer der „massentauglichsten“ (haha) Songs in der JACK SLATER-Diskographie sein.
Ich sprach vorher schon „Narbe, Part III“ an, dieses ist Teil des vierteiligen „Narbe“, welches insgesamt 21 Minuten dauert und sich durch maximierten Ideenreichtum und, festhalten, Saxophon-Einsatz auszeichnet. Ja, richtig, hier wird ein im Jazz beheimatetes Instrument vortrefflich in den (übrigens wunderbar klaren und drückenden) Sound des Death Metal eingegliedert und wertet das ansonsten wiederum etwas überfordernde Mammutwerk atmosphärisch gewaltig auf, bzw. verleiht ihm überhaupt erst so etwas wie Stimmung.

Prinzipiell machen JACK SLATER alles richtig, auf „Blut / Macht / Frei“ bekommt man derart viele Einfälle zu hören, dass es eigentlich eine wahre Freude sein müsste und härtetechnisch bekommt man die volle Packung. Das Problem liegt aber auf der Hand: Auch nach mehrmaligem Konsum der fast 50-minütigen Scheibe sind die Songs schwer zu fassen, da man eben nicht zur melodischen Fraktion gehört, bleibt von den unheimlich sperrigen Riffs auch nicht viel hängen. Dies ist natürlich vor allem bei den beiden 8-Minütern schade, die kaum am Stück genießbar sind. Trotzdem muss der Band neben den wirklich beeindruckenden technischen Fähigkeiten attestiert werden, dass Kreativität selbstverständlich kein Negativ-Punkt ist und konventionellere Songs dem Unikat-Status nicht wirklich gut tun würden. Auch die subjektiv gesehen zu lange Spielzeit ist eigentlich positiv zu sehen, macht es aber unmöglich, die Scheibe Stück zu hören. Sollte man es schaffen, nachdem man vom Konzept schonmal reifer wirkt als auf dem Vorgänger, in Zukunft mehr einprägsame Riffs zu schreiben, dürften sich solche Probleme aber nicht mehr stellen. So ist Reinhören mal angesagt, und wenn man mit dem Sound dann gut zurechtkommt, darf man getrost nochmal anderthalb Punkte auf die Wertung draufschlagen und zugreifen.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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