Review Kamelot – One Cold Winters Night (live)

Erste Frage:
Gibt es etwas schöneres als eine CD einzulegen und vom ersten Ton an begeistert zu werden?
Ja, das gibt es, nämlich wenn das Album – in diesem Fall die neue Live-CD von KAMELOT – sich nicht über eine, sondern über zwei CD’s erstreckt.

Zweite Frage:
Wie beginnt annähernd jede Metal-Live-CD, egal aus welchem Genre?
Richtig, mit anschwellendem Applaus. Und dann? Ja genau, mit einem spannungsvollen, sich steigernden Intro.
Aber KAMELOT sind keine gewöhnliche Metal-Band und deshalb ist „One Cold Winter’s Night“ kein gewöhnliches Live-Album geworden.

Der Applaus schwillt zwar auch hier zu einer wahren „KlatschundSchrei-Erektion“ an, doch dann beginnt mitten in die euphorischste Begeisterung hinein, eine dunkle südländische Frauenstimme zu zigeunermäßigem Akkordeonspiel an, etwas auf spanisch zu singen. Im ersten Moment ist man etwas irritiert: Hat hier SPV etwa die falsche CD eingetütet?Die Irritation hält jedoch nicht lang an, denn wenige Sekunden später nimmt mit „The Black Halo“ – dem Namensgeber des aktuellen Studioalbums – die fantastische Darbietung ihren Lauf. Spätestens nachdem die ersten beiden Stücke vorbei sind weiß man, warum KAMELOT einen so hervorragend Ruf haben. Hier wird Power Metal ohne einengende Grenzen in seiner reinsten Form zelebriert. Eine ganz herausragende Rolle spielt dabei Sänger Khan, der zwischen tiefen düsteren und hohen kristallklaren Stimmlagen mühelos – wie es das Lied gerade erfordert – agiert. Dass er dabei noch eine sehr prägnante angenehme Stimme besitzt macht das ganze zu einem absoluten Hörgenuss.
Doch was wäre der beste Sänger ohne die entsprechenden Instrumentalisten? Besonders die Gitarren- und Keyboardabteilung machen auf der Aufnahme ebenfalls eine super Figur!

Etwas schade ist, dass die erste Ansage auf norwegisch gehalten ist. Da sich die Recken aber fortan ihrer internationalen Kundschaft besinnen und hauptsächlich Englisch sprechen, soll das nicht zu sehr ins Gewicht fallen. Insgesamt sind die Ansagen sowieso eher dezent, was der stimmungsvollen Atmosphäre der Show/Platte sehr gut tut. Dass die Publikumsreaktionen auch eher dezent in den Hintergrund gemischt sind und nur bei Bedarf die Regler hochgezogen werden, hat vor und Nachteile.
Wer ein 100%-Live-Album möchte, wird dadurch sicher etwas enttäuscht, wer das Ganze aber nimmt, weil er sich mal wieder ein KAMELOT Album zulegen möchte, wird hiermit seine helle Freude haben. Das gute Stück ist nämlich fast zu einem Best-of mit etwas Live-Atmosphäre „verkommen“, so gut ist die Klangqualität.

Wir waren jedoch vor „The Edge Of Paradise“ stehen geblieben. Schon der Anfang weitet den Rahmen dessen was man von einer Band dieses Genres erwarten kann um ein vielfaches. Düstere Chöre mit überlagertem hohen Gesang leiten hier ein Lied ein, dessen Refrain, dann zum besten Power-Metal Gassenhauer passen würde bevor man wieder in progressivere Gefilde abdriftet.
Auch das orientalische „Nights Of Arabia“ mit dem schönen Frauengesangsteil oder das anfangs verträumte „Abandoned“ können absolut überzeugen und besonders letzteres sorgt für mehr als nur eine Gänsehaut.
Als dann in der Mitte des Sets das großartige „Forever“ ink. Mitsingteil abgefeiert wird, ist bei mir längst die Entscheidung gefallen, auf jeden Fall wieder die nächste Tour zu besuchen um die Magie dieser Band hautnah erleben zu dürfen. Verständlich das das norwegische Publikum besonders entzückt auf diesen Song reagiert, entstammt das Motiv doch der Feder ihres Nationalhelden Edvard Grieg.

Das Keyboardsolo, ebenso wie das etwas später folgende Drumsolo sind die einzigen Schwachpunkte der Platte. Nicht das sie schlecht wären, nein, auf keinen Fall, aber die Band ist einfach mehr als die Summe ihrer Mitglieder und so schaffen es beide einfach nicht, alleine das sehr hohe Niveau zu halten. Doch kaum schlägt Khan die ersten geheimnisvollen Tönen von „The Haunting“ an, ist man sofort wieder versöhnt… klar das die Band auch mal ne Pause brauchte.
Als das zweite Lied der zweiten Scheibe angesagt wird – wohlgemerkt mittlerweile wurde über eine Stunde auf der Bühne Hochleistungssport betrieben – legt man noch mal richtig nach. Die Beschreibung des Inhalts des Songs lässt das Publikum die verschiedensten Mutmaßungen anstellen, dass jetzt aber der 13minüter „Elizabeth“ vorgetragen wird hat sich niemand zu träumen gewagt.
Auch der Rest des Sets besticht durch absolute Vielseitigkeit und mit jeder Minute, jeder Sekunde, ja jeder Note wird die Ausnahmestellung von KAMLOT untermauert. Eine durchweg großartige Band!

Ich kann einfach nur jedem der die Band noch nicht so richtig kennt und ein Herz für Power Metal mit progressivem Einschlag hat empfehlen sich dieses Album zuzulegen. Man bekommt mehr als bloß eine Live-CD einer der Vorzeigebands des Genres, wer KAMELOT verpasst ist selber schuld! Wer schon alle Alben hat sollte vielleicht besser zur zugehörigen DVD greifen, da mal vom Applaus und von den Ansagen abgesehen das Ganze doch sehr „sauber“ klingt.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert