Review Katharos XIII – Palindrome

Selbst unter Depressive-Black-Metal-Enthusiasten (sofern Enthusiasmus in Bezug auf die besagte Stilrichtung überhaupt angebracht ist) dürften KATHAROS XIII wohl nur den Wenigsten ein Begriff sein. Wer mit der Band mit dem kryptischen Namen bislang nicht vertraut ist, muss jedoch nicht beschämt sein, denn – ganz unverblümt gesagt – allzu viel hat man mit ihren ersten beiden Alben nicht verpasst. Weiß man hingegen um den vormals eher mittelmäßigen Output des Quintetts Bescheid, offenbart sich „Palindrome“ umso deutlicher als das Produkt einer bemerkenswerten Weiterentwicklung. Für ihre dritte Platte haben KATHAROS XIII ihren rastlosen Schwarzmetall-Stil nämlich nicht nur mittels Verlangsamung in Doom Metal umgeformt, sondern ihn zu großen Teilen gegen geschmeidigen Jazz eingetauscht.

Nun sind KATHAROS XIII freilich nicht die ersten, die auf die Idee gekommen sind, Extreme Metal und Jazz zu kreuzen. Man denke hierbei nur an den vertrackten Technical Death Metal von Cynic oder den noch jungen Hype um zum Saxophon greifende Black-Metal-Gruppen wie White Ward oder die norwegischen Shining. Dennoch gelingt es den Rumänen auf „Palindrome“ überraschend gut, diesen kuriosen Stilmix auf ihre eigene Weise anzugehen. Anders als etwa Shining, die vor ihrer abrupten Kehrtwende in Richtung Pop Rock auf „Animal“ für ihre hyperaktiven, haarsträubenden Kompositionen bekannt waren, musizieren KATHAROS XIII um einiges maß- und stimmungsvoller.

Rasantes Tremolo-Picking und Blasting bekommt man in keinem einzigen der fünf Songs auf „Palindrome“, die bis auf den achtminütigen Opener „Vidma“ allesamt die Elf-Minuten-Marke erreichen bzw. überschreiten, zu hören. Sieht man von ein paar wenigen Passagen wie etwa dem mittigen Break auf „To A Secret Voyage“, in welchem die Doom-Jazzer unheimlich gewisperte Screams sowie rumpelnde Gitarren und Drums auspacken, ab, entzieht sich die Musik sogar weitgehend dem, was man sich üblicherweise unter Metal vorstellt. Stattdessen nutzen KATHAROS XIII die unterschiedlichsten Gesangstechniken, Instrumente und Soundeffekte, um das Album mit einer dichten, finsteren Atmosphäre zu erfüllen, wobei den Arrangements viel Raum zum Atmen gelassen wird.

Während die Stücke hinsichtlich der Vocals eindeutig von Manuela Marchis nebulösem Klargesang getragen werden und die gelegentlichen Scream-, Flüster- und Spoken-Word-Parts lediglich unterstützend auftreten, lässt sich die Instrumentierung kaum an einem einzelnen Stilmittel festmachen. Selbst das seidig weich gespielte Saxophon, das insbesondere auf „Caloian Voices“ im Zusammenspiel mit den hypnotischen Gitarrenmelodien eine einnehmende Wirkung entfaltet, lassen KATHAROS XIII phasenweise zugunsten ominöser Dark-Ambient-Soundflächen, wundersamer Hackbrettklänge („Xavernah Glory“) und sogar eines kauzigen, spacigen Theremins („No Sun Swims Thundered“) ruhen.

Eine stilistische 180-Grad-Drehung, wie sie KATHAROS XIII auf „Palindrome“ vollführen, gelingt wohl nur in den seltensten Fällen auf Anhieb und daher verwundert es nicht, dass auch das dritte Album der Rumänen ein paar Schwachstellen aufweist. So erscheinen die Songs bisweilen bruchstückhaft – eine etwas unerfreuliche Nebenwirkung der Vielfalt und Ungewöhnlichkeit der Stücke – und vor allem gesangstechnisch ein wenig ungelenk. Dass sich KATHAROS XIII hiermit von ihrer generischen DSBM-Vergangenheit losgesagt und sich eine eigene, kleine, musikalische Nische geschaffen haben, lässt jedoch problemlos über die wenigen Mängel, die ihrem neugefundenen Stil noch anhaften, hinwegsehen. Shinings „Blackjazz“ stellen KATHAROS XIII mit „Palindrome“ jedenfalls ein durchaus würdiges Doom-Jazz-Pendant gegenüber.

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Wertung: 8 / 10

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