Review Milking The Goatmachine – From Slum To Slam – The Udder Story

Irgendetwas Neues müssen sich die Gebrüder Udder immer wieder einfallen lassen: Sei es ein Konzeptalbum zum Grimm-Klassiker „Der Wolf und die sieben Geißlein“, eine Cover-Platte mit teils sehr verhaltensauffällig ausgewähltem Liedgut oder, zuletzt mit dem 2017er Werk „Milking In Blasphemy“, das Verwursten von Black-Metal-Anleihen in Songtiteln und Sound – wenn man wie MILKING THE GOATMACHINE Deathgrind mit Ziegenmasken und -wortspielen zockt, hat man sich selbst zu stilistischer Stallhaltung verdonnert und greift nach jedem Strohhalm, mit dem man zumindest ein bisschen frisches Weidengras naschen kann.

Und so hat sich das Duo aus Goat E Borg für seinen nunmehr achten Longplayer „From Slum To Slam – The Udder Story“ die US-amerikanische Hip-Hop-Szene der Neunzigerjahre vorgenommen. Doch nicht nur das: Gemäß dem Motto Für keinen Flachwitz zu schade – ein Credo, das sich auch bei dieser Scheibe bandytpisch erneut durch die komplette Tracklist zieht – inszenieren Sänger und Drummer Goatleeb sowie Gitarrist und Bassist Goatfreed einen Bruder-Beef, der nach dem Prinzip (Achtung, Trommelwirbel) „East Goat vs. West Goat“ in einem zweigeteilten Album mündet – für jeden Bruder eine Hälfte.

An der musikalischen Ausrichtung von „From Slum To Slam – The Udder Story“ sowie der homogenen Darbietung der Songs ändert das ausgeklügelte Konzept freilich nichts: Auch diesmal bieten MILKING THE GOATMACHINE ihre bekannte Mischung aus Death Metal, Grindcore und Crust-Punk. Mit „Now We Are Old School“ – und somit deutlich früher als 2013 mit dem Track „In 10 Years We Are Old School“ vom Output „Stallzeit“ angekündigt – leitet der Zweier seine neue Full-Length ein und zitiert dabei einen wahren Vertreter der alten Hip-Hop-Schule, Rapper und „Human Beat Box“ Doug E. Fresh. Im Anschluss geht es aber tatsächlich los mit peitschenden Thrash-Beats und Doublebass-Walzen, Growls und Pig-Squeals, Breakdowns und Mitgröl-Refrains.

Vereinzelte Anspielungen auf Hip Hop und Black Culture finden sich noch hier und da, etwa in einem Liedtitel wie „Goatz With Attitudes“ (N.W.A.) oder dem „Whoosah“-Dialog aus Michael Bays Action-Klamotte „Bad Boys II“ im Intro von „Shed-Boyz“. Ansonsten bieten MILKING THE GOATMACHINE alten Wein in neuen Schläuchen. So werden etwa wieder Genre-Klassiker verballhornt: „Like An Everflowing Cream“ (Dismember) kommt im klassischen Schwedentod-Stil daher, während „Grass Appeal Madness“ (Napalm Death) mit wüstem Geballer aufwartet und „Prost Mortem“ (Slayer) mit einem original chaotischen Krakel-Solo versehen wurde. Dazu gesellen sich irgendwo zwischen genial und grenzdebil mäandernde Songtitel in englischer („Milking Me Softly“, „Udder Pressure“, „Strawpocalypse“, …) und deutscher Sprache („1234 Leckstein“, „Finger oder Zeh“). Die Tracklängen liegen dabei im Durchschnitt zwischen zwei und drei Minuten – auch wenn manchmal nach einer Minute eigentlich schon alles gesagt ist (z. B. „Metal Liker“, „Candy Shed“). Ob es obendrein nötig war, den Die-Ärzte-Oldie „Blumen“ niederzumähen, sei dahingestellt.

Zugutehalten muss man MILKING THE GOATMACHINE, dass sie die Songs auf „From Slum To Slam …“ durchweg abwechslungsreich halten: Ob stürmische Blasts und schleppende Doublebass-Teppiche, punkiges Uptempo oder schwere Slam-Death-Einlagen – man kann auch nach sieben Alben und mittlerweile über zehn Jahren Ziegenköttel auf dem Plattenteller noch Freude finden an den albern anmutenden, aber unterm Strich supertight und professionell dargebotenen Songs. Dazu kommt, dass mit Ferli Thielmann zwar auch hinterm Mischpult keine Neuerungen vollzogen wurden,  dieser die Scheibe jedoch mit einem richtig fetten Sound versehen hat, der die vorherigen Outputs klangtechnisch in den Schatten stellt. Nicht zuletzt deshalb kann man MILKING THE GOATMACHINE trotz stilistischem Wiederkäuer-Alarm nach wie vor eine Chance geben.

Wertung: 7 / 10

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