Review Örnatorpet – Vid Himinsenda

  • Label: Nordvis
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Ambient

In unserem Interview zu seinem Album „Hymner Från Snökulla“ (2019) hat der schwedische Musiker hinter ÖRNATORPET dargelegt, dass Dungeon Synth ein verhältnismäßig leicht erlernbares, anfängerfreundliches Musikgenre ist. Dementsprechend ist der Umstand, dass das Projekt mit „Vid Himinsenda“ noch in demselben Jahr ein weiteres Album vorgelegt hat, nicht unbedingt so bemerkenswert, wie es bei Bands aus anderen Stilrichtungen der Fall wäre. Tatsächlich lieferte ÖRNATORPET mit „Hymner Från Snökulla“ jedoch ein schönes Beispiel dafür, dass Tonkunst keineswegs kompliziert sein muss, um zu beeindrucken oder schlichtweg schön zu klingen. Der Nachfolger hinterlässt demgegenüber leider einen eher schalen Eindruck.

Oberflächlich betrachtet macht ÖRNATORPET hier eigentlich nichts schlechter als zuvor – anfangs möchte man sogar meinen, das Gegenteil sei der Fall. Im Vergleich zu dem meditativen, leicht frostigen und weitgehend homogenen Vorgänger beinhaltet „Vid Himinsenda“ eine weitaus größere Auswahl unterschiedlicher Keyboardklänge. Ominöse Chöre, Orgeln und Trommeln, mystisches Klavierspiel, sanfte Flöten sowie allerlei andere wundersame Sounds werden über das Tasteninstrument simuliert, wodurch ÖRNATORPET im dreiviertelstündigen Verlauf der Platte eine Vielzahl verschiedener Stimmungen wiedergibt.

Zugleich klingt das Album in seiner Gesamtheit um einiges düsterer als „Hymner Från Snökulla“ und positioniert sich damit näher am Kern des Dungeon-Synth-Genres. Womöglich ist es sogar dieser Verfinsterung geschuldet, dass die zwischen fünf und acht Minuten langen Stücke nicht so recht zünden wollen. Während der kompositorische Minimalismus der letzten Platte im Rahmen ihres beruhigenden Grundtons hervorragend funktionierte und die wenigen verspielteren Passagen umso einprägsamer machte, ist er ÖRNATORPET diesmal eher ein Klotz am Bein.

So wirken die Arrangements hier geradezu ausgehöhlt, was der obskuren Stimmung des Albums ganz und gar nicht zuträglich ist. Abgesehen von ein paar vereinzelten, ansprechenden Melodien findet man auf „Vid Himinsenda“ nichts, was begeistert oder auch nur längerfristig in Erinnerung bleibt. Anstatt voll und ganz in den Bann der Musik gezogen zu werden, nimmt man sie in diesem Fall allzu nüchtern wahr, wodurch sie an vielen Stellen recht banal wirkt.

In gewisser Weise ist „Vid Himinsenda“ gleichsam zu viel und zu wenig des Guten. Auf der einen Seite greift ÖRNATORPET in den sieben Instrumentalstücken auf ein zu umfassendes Repertoire an zumeist recht schauderhaften Stilmitteln zurück, um aus dem bescheidenen Songwriting eine Tugend zu machen und dadurch eine harmonische, hypnotische Wirkung zu erzielen. Auf der anderen Seite sind die Kompositionen zu einfach gestrickt und unausgereift, um die Vielfalt der unterschiedlichen Keyboardvariationen wirkungsvoll auszuschöpfen. Folglich hat ÖRNATORPET hiermit eine Platte geschaffen, die sich ganz gut als unauffällige Hintergrundmusik eignet, für ein genaueres Hinhören aber schlichtweg zu seicht ist.

Wertung: 6 / 10

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