Review Polaris – The Death Of Me

POLARIS ist nicht nur der hellste Stern am Himmel, sondern auch eine der strahlendsten Newcomer-Bands der Metal-Szene. So gelang es den Australiern, die Herzen vieler Metalcore-Fans im Sturm zu erobern: Sie spielten sich in den letzten Jahren in die Line-Ups großer Tourneen und Festivals und absolvierten vergangenen Sommer sogar ihre ersten Headliner-Shows auf dem europäischen Festland. Verdient hat die Truppe sich das allemal, war ihr Debüt „The Mortal Coil“ doch einer der besten Metalcore-Releases des gesamten letzten Jahrzehnts. Wer so vorlegt, macht es sich selbst für das zweite Album jedoch nicht einfach. So stellt sich nun die Frage, ob „The Death Of Me“ das Niveau des Vorgängers halten oder vielleicht sogar übertreffen kann?

Zumindest steigen POLARIS so stark, wie man es erwartet hatte, ins Album ein. „Pray For Rain“ beginnt mit einzelnen atmosphärischen Gitarrentönen, bevor Jamie Hails Shouts einsetzen und der Track durch das langsame Hinzufügen der restlichen Instrumente aufgebaut wird. In der Folge wird dem Hörer alles geboten, was er an den Australiern zu lieben gelernt hat: Vertrackte Riffs, ein tolles Gespür für ruhige Sektionen und ein famoses Zusammenspiel zwischen Jamie Hails Shouts und Jake Steinhausers Klargesang. Ganz ohne Clean Vocals und deutlich chaotischer kommt das anschließende „Hypermania“ daher – im Gegensatz dazu steht das emotionale Highlight „Masochist“ als dritter Song. Sind beide Singles von Grund auf verschieden, haben sie doch eine große Gemeinsamkeit: Sie erweitern das Spektrum des musikalischen Schaffens von POLARIS. So bewegen sich die Metalcoreler aus ihrer Komfort-Zone heraus und erschließen dadurch neue musikalische Gefilde, die im Verlauf der Platte immer wieder hervorstechen.

Das hohe Niveau wird auch während „Landmine“ gehalten, mit dem live getreu dem Namen jeder Pit explodieren sollte. So erschaffen POLARIS hiermit nicht nur den vielleicht härtesten Song ihrer Karriere, sondern verweben die knallenden Breakdowns mit einem rein geschrienen Ohrwurmrefrain und einem tollen Solo. Dadurch beweisen die Mannen aus Down Under auf den ersten vier Songs, dass sie die zweieinhalb Jahre seit Veröffentlichung des Debüts sinnvoll genutzt haben und befinden sich auf dem besten Weg, eben dieses toppen zu können. Im weiteren Verlauf geht ihnen stellenweise jedoch die Luft aus. „Vagabond“ beginnt mit einem coolen Intro-Riff, verkommt dann jedoch zu einem 08/15-Metalcore-Song, „Above My Head“ ist zwar ein überdurchschnittliches Lied, jedoch auch schnell wieder vergessen und die Ballade „Martyr (Waves)“ kann nicht endgültig zünden – gerade wenn man bedenkt, wie viel Hingabe und Energie das Pendant „Dusk To Day“ vom ersten Full-Length in sich hatte.

Dass POLARIS es besser können, beweisen sie zugleich mit dem ebenfalls sehr melodischen und clean-lastigen „All Of This Is Fleeting“, mit dem sie dank der Symbiose aus harten Gitarren und emotionalen Vocals ein wahrliches Highlight aufbieten können. „The Descent“ schlägt zum Ende nochmals in eine härtere Kerbe. Auf dem Rausschmeißer werden alle Stärken der Band gebündelt, eingängiges Riffing trifft auf treibende Rhythmus-Parts und die zwei bestens aufgelegten Sänger können abermals glänzen. So wird der Hörer nach einem zwischenzeitlichen Durchhänger doch mit einem breiten Lächeln im Gesicht aus den 42 Minuten Spielzeit entlassen.

POLARIS machen auch auf „The Death Of Me“ sehr vieles richtig. Sie besinnen sich größtenteils auf ihre Stärken und finden gleichzeitig einen Weg, sowohl mehr Härte als auch Melodie in ihren Sound einzubauen. Neben den abwechslungsreichen und verspielten Melodien trägt auch Drummer Daniel Furnari mit seinem dynamischen Spiel und dem ein oder anderen tollen Fill einen großen Teil zur kurzweiligen und überzeugenden Instrumentierung bei. Der einzige, aber leider schwerwiegende Kritikpunkt ist, dass drei Filler-Tracks auf einem zehn Songs umfassenden Album schlichtweg zu viele sind. Die drei erwähnten Songs wären bei vielen anderen Bands womöglich noch die besten der Platte, fallen bei einer solch begnadeten Truppe wie POLARIS jedoch stark vom Niveau ab. So ist „The Death Of Me“ zwar nicht das Überalbum, das man sich erhofft (und vielleicht sogar erwartet) hat, aber dennoch ein absolutes Muss für jeden Metalcore-Fan.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

Ein Kommentar zu “Polaris – The Death Of Me

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