Review Ruadh – The Rock Of The Clyde

  • Label: Northern Silence
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Obwohl „Sovereign“ (2019), das Debütalbum der schottischen Ein-Mann-Band RUADH, mitunter eine verblüffende Ähnlichkeit zu dem folkigen Black Metal des ebenfalls in Glasgow beheimateten Soloprojekts Saor aufwies, konnte Mastermind Tom Perrett mit seinem primär von Windir inspirierten Stil ein paar dezente, eigene Akzente setzen. Vor allem die stimmungsvollen, unaufdringlichen Keyboards standen den noch etwas ungeschliffenen, aber größtenteils mitreißenden Songs gut zu Gesicht. Lediglich ein Jahr später legt der Einzelgänger mit „The Rock Of The Clyde“ seine zweite Platte nach, auf der sich Perrett einigen neuen Einflüssen gegenüber öffnet. Doch so konträr es auch erscheinen mag: Eigenständiger ist die Musik von RUADH dadurch nicht geworden.

Schlug sich der Folk auf „Sovereign“ noch lediglich in den Untertönen und der Ästhetik des Albums nieder, so hält er hier vollends Einzug in den stilistischen Kern des Projekts. Schon der anfangs noch stürmisch vorpreschende Opener „Embers“ macht nach einer Weile mit friedvollen Tin-Whistles hellhörig und den anschließenden, erhaben voranschreitenden Titeltrack baut RUADH über weite Strecken um ein vorzeitlich anmutendes Bouzouki-Motiv und den neuerdings wesentlich präsenteren Klargesang herum auf. Mit dem relativ kurzen „Only Distant Echoes Reign – Part 1“ stößt man gegen Ende der Platte sogar auf eine reine, dem romantisch verklärten Bild längst vergangener Tage nachtrauernde Folk-Ballade, in der gänzlich auf harsches Black-Metal-Getöse verzichtet wird.

Die Parallelen zu Saor, die sich auf dem Debüt noch in den primitiv gegrölten Screams und den majestätischen Leadgitarren erschöpften, sind inzwischen kaum noch von der Hand zu weisen. Dass sich die Gegenüberstellung mit Andy Marshalls kreativem Wirken auf „The Rock Of The Clyde“ nicht länger vermeiden lässt, wirft jedoch leider umso mehr Licht auf die Schwachstellen, über die RUADH bereits auf der Vorgängerplatte nicht immer hinwegtäuschen konnte.

Sowohl der gutturale Gesang als auch das geradlinige Schlagzeugspiel machen hier erneut einen recht plumpen Eindruck und hin und wieder schlägt die gewollt epische Stimmung der Lieder in unfreiwilligen Kitsch um („Fields Of Heather“). Dass Perretts in den Vordergrund gerückten Clean-Vocals und insbesondere die weiblichen Gastgesänge an Stimmgewalt vermissen lassen, ist leicht zu verschmerzen. Einen wesentlich größeren Störfaktor stellt die dünne und zugleich grobe Produktion dar, aufgrund derer RUADH die Stärken der intensiveren Passagen nicht richtig ausspielen kann – was sich gleich zu Beginn des bereits erwähnten Einstiegtracks „Embers“ bemerkbar macht.

Dass RUADH durch den vermehrten Einbezug von Folk-Elementen die vormals bereits offensichtlichen Gemeinsamkeiten mit Saor weiter forciert hat, ist grundsätzlich nichts Schlechtes. Gerade die ein Gefühl von Ursprünglichkeit vermittelnden Flöten- und Bouzouki-Arrangements gehören neben den erhebenden Gitarrenmelodien zu den schönsten Merkmalen der Platte. Im nun nicht mehr zu umgehenden Vergleich mit seinem Bruder im Geiste sieht RUADH jedoch eher schlecht aus: „The Rock Of The Clyde“ steckt zwar voller einnehmender Ideen, scheitert jedoch vielfach an der mäßigen Umsetzung. Das ist dem Einzelkünstler auf dem Debütalbum noch eine Spur besser gelungen.

Wertung: 6.5 / 10

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