Review S.T.E.A.M. – Osiris

Aktuell assoziieren die Zocker unter uns mit dem Wort Steam die Plattform schlechthin für gelungene Abende vor dem Rechner: Age Of Empires, Far Cry, Doom und Co. waren immer dann für tolle Stunden da, wenn man quality time lediglich mit sich verbringen wollte.

Nun schicken sich die vier Polen von S.T.E.A.M. an, jenen Begriff inhaltlich neu zu besetzen, nämlich mit Djent-orientiertem Prog Metal. Das Rezept dahinter ist nicht neu und wurde bereits um ein Vielfaches von den Matadoren dieses Genres hervorragend in Szene gesetzt, dennoch wagen S.T.E.A.M. mit ihrem Debüt „Osiris“ den Sprung in dieses Haifischbecken.

Ihre Hörerschaft ködern die Warschauer dabei mit viel groovigen Djent, unterlegt mit coolen elektronischen Loops. Eine gewisse Nähe zu Textures oder Khroma ist schnell erkennbar, nur, dass S.T.E.A.M. entgegen der Erwartung, dass ihr Debüt unmöglich einer Textures-Platte das Wasser reichen kann, genau das kann (besonders der letzten). Auf neun Songs zeigt das polnische Quartett einige Raffinessen, die „Osiris“ spannender werden lassen als mit Abspielen des ersten Songs zu erwarten war.

Die Djent-Interpretation von S.T.E.A.M. schwimmt dabei vollends auf der Modern-Metal-Welle mit: viel Klargesang, viel Palm Muting Riffs, viel Melodik. Für letzteres besitzen die Polen ein gutes Händchen, für ersteres leider eher zwei linke Hände. „Osiris“ profitiert vom Geschick der Musiker, ihre Songs in einer Soundlandschaft einzufangen, die gute Arrangements zeigt; die elektronischen Beats leiten gut und abwechslungsreich ein und das Keyboard generiert dort einen dichten Klangteppich, wo reines Riffing und Drumming die Musik zu dünnhäutig klingen lassen würde.

Einzig der Klargesang von Sänger Adam wirkt mal stärker, mal schwächer wie ein Fremdkörper auf dem Album. Manche Passagen bedürfen einer geschulten Stimme, einer Stimme, deren Leistungsspektrum mehr abdeckt als das, was Adam zeigt. Dass er nur eine gewisse Höhe halten kann, ist ebenso wenig förderlich wie die Diskrepanz, dass seine Gesangslinien und der Musikverlauf oftmals nicht deckungsgleich sind. Besonders bei einem guten Track wie „The Pioneer“ kann das den Hörer verärgern.

Auf ihrer ersten Full Length zeigen S.T.E.A.M. ihr Talent für Eingängigkeit, die weder erzwungen wirkt noch langatmig wird. Zusammen mit dem typisch abgehackten Riffing ergibt sich hieraus eine durchaus hörbare Djent-Platte. Dass die Polen vor hatten, jedem ihrer neun Songs einen eigenen Charakter zu geben, ist deutlich hörbar; leider trifft das aber auch auf den Klargesang zu.

Wertung: 6 / 10

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