Review The Chariot – One Wing

Chaos und Anarchie – sollte man versuchen diese Begriffe versuchen zu vertonen, so landet man unvermeidbar bei Every Time I Die, Converge und natürlich THE CHARIOT. Diese legen mit „One Wing“ ihr fünftes Album vor und, soviel sei vorweggenommen, schaffen es unglaublicher Weise sich, im Vergleich zum genialen 2010er Vorgänger „Long Live“, noch einmal zu steigern.

Dabei führt „One Wing“ das lebhafte Bandkonzept konsequent weiter. Hier wird Musik nicht nur als Plattform für die Darbietung von Instrumenten und Stimmen verstanden. Musik wird hier gelebt, geliebt und nicht zuletzt gelitten. Und dieses höchst seltene Gut schein THE CHARIOT, und allen voran deren kongenialen Sänger Josh Scogin, dermaßen leicht von der Hand zu gehen, dass sich bei vergleichbaren Bands schon einiger Neid breitmachen muss. Denn wer in zehn Jahren fünf Alben raushauen und sich dabei beständig steigern kann, der muss schon etwas ganz Besonderes haben.
Die Songtitel beschränken sich jeweils auf ein Wort und mit dem Prädikat Durchschnitt oder auch nur Gut gibt man sich hier nicht zufrieden. Minimalismus im Bereich höchster Qualität. Letztliche ergeben die Songtitel aneinandergereiht die beiden Sätze „Forget Not Your First Love. Speak In Tongues And Cheek.“ Zwei Sätze a fünf Wörter – ein Album in zwei Teilen zu je fünf Songs. Die ersten fünf Songs zeigen, dass THE CHARIOT ihren Stil perfektioniert haben, während die Herren im zweiten Teil der Platte einfach nur verrückt agieren und ihre Kunst auf ein neues Level hieven.

Bereits im Opener „Forget“ wird alles gezeigt, was THE CHARIOT so unglaublich interessant macht: dissonante Riffs, denen wilde Schreianfälle gegenübergestellt werden, hypnotische Chaosanfälle und Riffs, die einfach irgendwie quer zu Allem stehen – THE CHARIOT pur eben, vertrackt, verspielt, spannend. „Not“ schreit einem der nächste Song entgegen und man kann nur davon abraten auf diesen Hinweis zu hören, ist der Track doch absolute Klasse. Und vor allem immer und immer wieder anhören – das ganze Album! Nur so kann man sich diesem kruden Bastard aus Klängen, Arrangements und Chaos irgendwie nähern. Wobei Eingängigkeit durchaus durch einzelne Ansatzpunkte gegeben ist.
So überrascht „First“ durch die Kombination von Spaghetti-Western-Musik mit aggressivem Shouting, „Love“ kommt in einem punkigen Kostüm daher, „Tongues“ kreuzt Ambient- und Doom-Einflüsse und das abschließende „Cheek“ bekommt den Award für das atmosphärischste und schlicht geilste Outro, dass THE CHARIOT seit „And Then, Came Then“ geschrieben haben.

Mit ihrem fünften Output zemntieren THE CHARIOT ihre Position als Ausnahmeband. „One Wing„ ist zu gleichen Teilen rau, geistesgestört, wunderschön und gewaltig – ein grundlegendes wie strapaziöses Release. Hier wird der Kopf dessen, was heute unter Hardcore/Metalcore/Matchcore durchgeht abgeschlagen und auf einen blutigen Speer gesteckt. Lang lebe THE CHARIOT!

Wertung: 8.5 / 10

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