Review The Dark Red Seed – Stands With Death (EP)

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Was genau Musik interessant macht, ist eine Frage, über die wohl schon seit den frühesten Anfängen der Tonkunst eifrig debattiert wird. Muss ein Lied schwer zu spielen oder komplex arrangiert sein oder ist es nicht auch ein Kunststück, eine Melodie zu schreiben, die sich vielen verschiedenen Menschen ins Gedächtnis brennt? Ausnahmebands wie King Dude oder das kürzlich aus ebenjenen hervorgegangene Duo THE DARK RED SEED machen die Beantwortung dieser Frage nicht gerade leichter. Auf ihrer Debüt-EP „Stands With Death“ präsentieren sich die Letztgenannten nämlich als äußerst minimalistische Songwriter und lösen damit im Hörer eine eigentümliche Mischung aus Skepsis, Neugier und Faszination aus.

Das drei Songs starke Minialbum soll – wie der Albumtitel und das überaus ästhetische, aber auch subtil düstere Artwork nahelegen – eine Studie über den Tod sein. In jedem der Tracks behandeln THE DARK RED SEED diese morbide Thematik in einem anderen Kontext. Doch auch musikalisch inszenieren sich die Dark-Folk-Rocker als Mysterium. Reduziert und monoton sind die Arrangements, die die Amerikaner gute 20 Minuten lang zum Besten geben. Im politisch ausgerichteten „The Antagonist“ beschränkt man sich beispielsweise auf rauchigen Gesang in der Tradition von Nick Cave und Johnny Cash, ein paar vereinzelte bluesige Gitarrentöne und schlurfende Perkussion.

Lässig ist der Opener auf alle Fälle, dennoch wäre er wohl eine kleine Enttäuschung, würde sich darin das klangliche Repertoire von THE DARK RED SEED erschöpfen. Besieht man sich den Rest der EP, macht die Nummer im Zusammenspiel jedoch eine gute Figur. Im über neun Minuten langen „The Master And The Slave“ packt das Duo dann nämlich stampfende Rhythmen und rohe, mit viel Hall unterlegte und doomige Gitarren aus. Auch zurückgelehnte Bassläufe und Soli sind mit von der Partie, zum Schluss verdreschen THE DARK RED SEED ihre Instrumente dann in einem chaotischen Crescendo.

Das Highlight in puncto Atmosphäre ist auf „Stands With Death“ jedoch eindeutig „The Tragedy Of Alesund“. In seinem Aufbau sogar fast noch karger als „The Antagonist“ spiegelt der Abschlusstrack das in den Texten umschriebene Endzeitszenario mit nachdenklichem Gesang und improvisiert wirkendem Gitarrenspiel sehr überzeugend wieder. Besonders hier zeigen THE DARK RED SEED, wie viel Ausdrucksvermögen in den leisesten Tönen stecken kann, wenn man sich ihrer gekonnt bedient.

„Stands With Death“ ist gewiss keine bahnbrechende Offenbarung, genau genommen ist das Kurzalbum nicht einmal besonders raffiniert komponiert. Melodie und Rhythmik werden im Lauf der drei Songs wenig bis gar nicht abgewandelt. Die Strukturen sind derart simpel, dass man meinen könnte, die beiden beteiligten Musiker hätten sie im Zuge eines entspannten Nachmittags spontan aus dem Hut gezaubert und noch am selben Tag aufgenommen. Doch gerade dass THE DARK RED SEED ihr Schaffen auf die grundlegendsten Elemente beschränken, macht ihre Musik so spannend und unverfälscht. Die Neugierde auf die für den Sommer 2018 angekündigte Full-Length-Fortsetzung „Becomes Awake“ haben die zwei Amerikaner damit jedenfalls schon kräftig geschürt.

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