Review Toxik Shokk – Story Of Our Life

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Thrash Metal

Es gibt einfach Dinge, auf die ist Verlass. Zum Beispiel ist Verlass darauf, dass eine Band mit dem Namen TOXIK SHOKK ein bestimmtes Genre bedient: Thrash Metal. Und Verlässlichkeit wissen Thrash-Metal-Fans zu schätzen. Schließlich teilen sie eine Vorliebe für eine Sparte, von der böse Zungen behaupten, ihre Vertreter würden seit den Achtzigern nur immer wieder dieselben zehn Riffs neu auflegen. Wenn Tom Araya über ein neues Slayer-Album spricht, dann sagt er, dass es wie Slayer klingen wird. Thrash Metal – da weiß man, was man hat. Dem eingeschränkten Innovationsfaktor zum Trotz ist Thrash nicht totzukriegen, erlebt seinen x-ten Frühling und TOXIK SHOKK tragen ihren Teil dazu bei. Das Vierergespann aus dem Raum Mannheim macht seit 2013 gemeinsam Musik und legt nun nach der 2014er Demo „It’s Aliiiive!“ sein Album-Debüt „Story Of Our Life“ vor.

Elf Tracks hat das Quartett auf die Scheibe gepackt, wobei es sich bei den letzten vier Nummern um die noch mal frisch eingespielten Songs der Demo handelt, die sich gut ins neuere Material einfügen. Bei Spieldauern zwischen zwei bis viereinhalb Minuten pro Titel kann man TOXIK SHOKK getrost zu den Formationen zählen, die lieber schnörkellos drauflosrocken, anstatt sich in Solo-Orgien zu verlieren. Unterm Strich kommt „Story Of Our Life“ so auf eine Gesamtlänge von 37 Minuten, was in dem Genre absolut in Ordnung geht.

Doch genug der Zahlen – der Opener „Bleeding Red“ knallt sogleich heftig los und vereint in Kürze alle typischen Kriterien, die man von so einer Platte erwartet – und eben auch schätzt: zackiges Riffing, punkiger Ufta-ufta-Beat, Gang-Shouts und gebellte Textzeilen, die zum Ende hin in tiefe Abgründe stürzen. Fronter Christian Müllers Vocals klingen verrückt-besessen wie Bay-Area-Legende Paul Baloff, schrill wie John Connelly von Nuclear Assault und werden von seinem eigenen, individuellen Stil abgerundet. Die Saitenfraktion um Gitarrist Matthias Ruoff und Bassist Tim Scholl überzeugt mit tightem Spiel sowie unaufdringlichen Soli bzw. solidem Fundament, während Axel Görgs makellose Drum-Performance vor allem mit präzise abgefeuerten Doublebass-Salven positiv auffällt. Das Ganze wurde von Kai Stahlenberg im Kohlekeller Studio, der auch schon u.a. für Benighted, Cripper und Powerwolf an den Reglern saß, mit einer authentischen, zeitgemäßen und druckvollen Produktion in Szene gesetzt.

Von den üblichen Merkmalen abgesehen schauen TOXIK SHOKK aber auch des Öfteren über den stilistischen Tellerrand des reinen Thrashs und lassen so aufhorchen. So verfügt etwa „Streets Of Blood“ zwar über eine unverkennbare Slayer-Black-Magic-Huldigung, beugt jedoch mit abwechslungsreicher Struktur einem 08/15-Schema vor. Vor allem fällt jedoch auf, wenn Müller statt wütenden Shouts rauen Clean-Gesang hören lässt und die Instrumentalisten mit rockigem Midtempo Ausflüge in den traditionellen Heavy-/Speed-Metal- oder gar Hard-Rock-Bereich machen („Gas Food Murder“, „Story Of Our Life“). Diese rockige Ausrichtung findet ihren Höhepunkt schließlich im Rausschmeißer „Dr. Frankenmosh“, einer Spaßnummer mit Rock-‘n‘-Roll-Riff und Cowbell. Auf dem Weg dorthin zeigen TOXIK SHOKK, dass sie sich auch in schleppenderem Tempo wohlfühlen („Coming Home“) und vor Full-Breaks mit unverzerrten Gitarren keine Scheu haben („Screaming“).

Mit „Story Of Our Life“ legen TOXIK SHOKK alles in allem einen gelungenen Full-Length-Einstand hin, der es schafft, bis zum letzten Track unterhaltsam zu bleiben. Die Scheibe, die stilgetreu mit einem detailverliebt gezeichneten Old-School-Artwork aufwartet, beweist, dass man auch in Eigenproduktion ohne Label seine Platte in einer sehr anständigen Soundqualität auf den Markt bringen kann. Wer auf klassischen Thrash mit Rock- und NWoBHM-Anleihen steht, sollte bei „Story Of Our Life“ also nicht lange zögern und zugreifen.

Wertung: 8 / 10

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