Albumcover Ufomammut

Review Ufomammut – Fenice

Seit über 20 Jahren stehen UFOMAMMUT für eine schier einzigartige Art, Musik zu schreiben, denn die Italiener bedienen sich in ihren überlangen Songs nicht nur grundsätzlich an der Schwere von Doom-Riffs und am Trance-Effekt durch psychedelische Soundcollagen, sondern verweben beides zu einer erdrückend-atmosphärischen Klanglandschaft, die Ihresgleichen sucht. UFOMAMMUT komponieren nicht für Zwischendurch, nicht für einen sonnigen Strandtag oder einem verregneten Herbstabend, erst recht nicht für die einfache und schnelle Konsumierung von Musik. UFOMAMMUT wollen mit ihrem selbstgetaufen Cosmic Doom den Verstand des Hörers auf eine Ebene hieven, die dich Alltag, Termine und vielleicht dich selbst vergessen lässt.

Nach ihrem achten, passenderweise „8“ (2017) benannten Album wurde es still um die Italiener. Drei Jahre nach besagter Platte gab das Trio bekannt, sich eine Auszeit nehmen zu wollen. Mit Blick auf das schwache Album ein guter Entschluss, der allerdings nur ein Jahr später, 2021, wieder zurückgezogen wurde. Nicht nur, dass die Band in dem Jahr mit „Live At Roadburn Festival 2011“ ein Live-Album veröffentlichte, auch gab man den Einstieg des neuen Drummers Levre bekannt, ehemals als deren Merchandise-Manager aktiv. Im gleichen Jahr begannen die Aufnahmen für das neue Album. „Fenice“, italienisch für Phönix, ist dabei nicht nur symbolistisch zu verstehen, für die Wiedergeburt, sondern der Name markiert auch mit Blick auf Levre ein neues Kapitel in der Geschichte von UFOMAMMUT.

Ich glaube, wir haben unsere Spontaneität von Album zu Album verloren„, sagt Bassist Urlo. „Wir haben versucht, kompliziertere Songs und Alben zu machen, aber ich glaube, irgendwann haben wir uns nur noch wiederholt. Mit „Fenice“ waren wir bereit, bei Null anzufangen, wir hatten keine Vergangenheit mehr – also wollten wir einfach wiedergeboren werden und aus der Asche auferstehen…“ Obwohl Urlos Aussagen den Anschein erwecken, als wäre ihr neuntes Alben verspielter, spontaner und eventuell etwas anderes ist als das, was man bisher von UFOMAMMUT gewohnt war, erweist sich keine dieser Vermutungen als wahr. Denn wie bereits zuvor wurde auch „Fenice“ als ein einziger Konzepttrack konzipiert, der in sechs Facetten unterteilt ist. Das Trio ist somit auch für dieses Album ein Stück weit verkopft ins Studio gegangen, um eine klare Vorstellung des Themas Wiedergeburt musikalisch umzusetzen.

Dass sich „Fenice“ aber dennoch deutlich von „8“ abgrenzt, ist dem Tabula-Rasa-Vorgehen der Italiener zu verdanken: Man hört den sechs Tracks an, dass sie keinem Muster ihrer Vorgänger entsprechen sollten, dass sie weder besonders transzendental lang noch besonders vertrackt werden sollten, sondern das einfach nur die Vorstellung eines Song umgesetzt wurde. Dadurch wurde „Fenice“ mit 38 Minuten Spielzeit nicht nur das kürzeste Album der Band, sondern die Band kehrt damit auch wieder zu den stimmungsvollen Songverläufen ihrer Anfangstage zurück, wie der zehnminütige und doch keine Minute zu lang laufende Opener „Duat“ bereits eindrucksvoll beweist. UFOMAMMUT gelingt es hier ausgezeichnet, den düsteren elektronischen Anfangspart in ein Post-Metal-artiges Ungetüm zu verwandeln, ohne, dass dabei die Melodik auf der Strecke bleibt.

Mit „Kepherer“ schließt sich ein vergleichsweise kurzer Track mit pulsierenden Samples und verzerrten Gitarren an, der fließend in den psychedelischsten Song des Album (Überraschung, er heißt „Psychostasia“) übergeht. Besonders die hallenden, stets im Hintergrund gehaltenen Gesangseffekte ergänzen sich gut mit dem kauzigen Sound der Stoner-Rock-Gitarren. Dass das Album einem Track zugrunde liegt, zeigt sich auch in den Motivwechseln innerhalb von „Metamorphoenix“ oder „Pyramind“, die immer ein Stück weit in den nächsten Song getragen werden. Wo „Psychostasia“ endet und „Metamorphoenix“ endet, ist durch die Minutenanzahl auf dem Album definiert, nicht aber beim Hören herauszufinden. Dieser durchgängige Fluss zwischen den Tracks lässt „Fenice“ immer wieder anschwellen, explodieren und zur Ruhe kommen.

UFOMAMMUT finden nach einjähriger Verschnaufpause und einem Wechsel am Schlagzeug wieder zu alter Stärke zurück; welcher Faktor davon den größten Einfluss auf ihre Wiedererstarkung gehabt hat, wird sich sicherlich erst beim zweiten Album mit Drummer Levre zeigen. Stand 2022 hat sein Zutun aber bewirkt, dass die Gründungsmitglieder Urlo und Poia wieder geradliniger und nicht mehr gewollt komplex agieren. „Fenice“ ist guter Einstieg von Levre und ein starkes neuntes Album von UFOMAMMUT.

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Wertung: 8.5 / 10

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