Review Vanhelga – Höst

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Nach dem unschönen, durch den Tod des Chefdenkers Jonas Bergqvists bedingten ableben Lifelovers schien die Lücke im suizidalen, depressiven Black-Metal-Bereich unsagbar groß. Zu eigen, merkwürdig und verrückt mutete die Musik der sieben Querköpfe an. Johan Gabrielson, welcher Lifelover unter dem Pseudonym „1853“ bei den ersten drei Alben als Texter zur Seite stand, hat nun unter dem Namen VANHELGA ein neues Projekt am Start.

Bereits 2003 gegründet, brachte man es bisher neben diversen anderen Veröffentlichungen auf eine Full-Length. „Mortem Illuminate Mea“, so der Titel des Erstlings, bot noch mehr oder weniger handelsüblichen Black Metal, welcher zwar sauber gespielt wurde, aber doch wenig Neues oder gar Aufsehenerregendes beherbergte. Mit dem zweiten Streich betritt man indes recht vorhersehbare oder besser gesagt: absehbare Pfade. Woran das liegt? Nun, die Aura Lifelovers umgibt „Höst“ wie ein dunkler Schleier. Dieser Umstand ist in puncto Wiedererkennungswert natürlich alles andere als hinderlich und stellt sicher, dass man zumindest das Interesse der Lifelover-Fans auf seiner Seite haben sollte. Wie dem auch sei, neben den bekannten Lifelover-Trademarks wie den melancholischen Klavier-Elementen ist es vor allem die stimmliche Leistung des Sängers, welche für den nötigen Funken Individualität sorgt und VANHELGA vom Status einer bloßen Kopie abheben könnte, es aber über weite Strecken nicht tut. Er kreischt, wimmert und quält sich durch das Album und hinterlässt zwar einen positiven Eindruck, schafft es aber nur ansatzweiße, eine eigene Note in das musikalische Treiben einzubringen.

Macht man sich also bewusst, dass VANHELGA auf dem Fundament Livelovers aufbauen, so ist „Höst“ trotz aller Vergleiche und Ähnlichkeiten ein Werk voller Verzweiflung und vertonter Depression geworden. Ob Mid-Tempo-Walzen wie „A Sinister Longing“, welche im Mittelteil zu einem rasenden Ungestüm mutieren oder rein elektronisch gehaltene Zwischenspielchen wie „Udda Tankar“, die stilistische Bandbreite vermag dem Titel „Höst“ (dt.: „Herbst“) in jeder Hinsicht gerecht zu werden. Für welche Zielgruppe ist das Zweitwerk VANHELGAs schlussendlich am ehesten geeignet?

Zum einen ganz klar für Fans von Lifelover, welche seit dem Ende ihrer Lieblinge einen gleichwertigen Ersatz suchen. Hier seid ihr definitiv an der richtigen Adresse! Darüber hinaus sollten aber alle Musikliebhaber, die ein Faible für stimmungsvoll umgesetzte, in Hoffnungslosigkeit getauchte Trauer haben, ein Ohr riskieren. Es lohnt sich definitiv!

VANHELGA ist trotz einiger Schwächen bezüglich der Eigenständigkeit ein trostloses wie auch äußerst lebendiges Werk gelungen, welches für die kälteren Jahreszeiten wärmstens zu empfehlen ist. Wenn also der Herbst vor der Türe steht, wird er nach dem Genuss von „Höst“ sicherlich mit offenen Armen empfangen werden.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Michael Ay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert