Review Vanum – Burning Arrow (EP)

  • Label: Eisenwald
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Je nachdem, aus welchem Land ein Album kommt, bringt man damit oftmals unterschiedliche Charakterzüge in Verbindung – selbst wenn es sich terminologisch um ein und dasselbe Genre handelt. Black Metal aus Norwegen gilt gemeinhin als frostig und rau, in südlicheren Gefilden klingt ebenjene Spielart hingegen wärmer und enthemmter. Doch nur weil eine Band in einem bestimmten Breitengrad beheimatet ist, muss ihre Musik nicht zwangsläufig danach klingen. Somit ist es zwar kurios, aber zweifelsohne legitim, dass die Amerikaner VANUM auf ihrer EP „Burning Arrow“ Stilmittel griechischen und slawischen Ursprungs miteinander verknüpfen. Das Ergebnis ist eine knappe halbe Stunde Schwarzmetall, der in erster Linie kräftig, in gewisser Weise aber auch erhaben und stimmungsvoll ist.

Auf filigrane Melodiebögen oder technische Präzision legen VANUM augenscheinlich keinen großen Wert, was jedoch nicht bedeutet, dass ihre Songs allzu grobschlächtig oder unsauber gespielt klingen. Vielmehr strotzen die drei Nummern, die zwischen sieben und neun Minuten lang sind, nur so vor unbändiger Vitalität, ja, die EP ist gänzlich von einer archaischen Stärke erfüllt. Charakteristisch für „Burning Arrow“ sind die heiseren, biestigen Screams, die griffigen, bisweilen sogar majestätischen und kämpferischen Riffs sowie das hemmungslose Drumming mit einer gehörigen (aber nicht übersättigenden) Portion Double-Bass und Blasting.

Wenngleich VANUM weder die Hoffnungslosigkeit des DSBM noch die infernalische Bosheit satanistischen Black Metals in ihren Sound aufnehmen, geht ihr Schaffen hier doch weit über geistloses, barbarisches Geprügel hinaus. So kann man in den Tremolo-Riffs und Leadgitarren trotz all ihrer Rohheit immer auch einen Hauch Melancholie und Dramatik heraushören. Obwohl die drei Tracks vergleichsweise geradlinig strukturiert sind, schafft es das Duo, seine Kompositionen spannend und stimmig zu gestalten.

Demnach sind die gelegentlichen atmosphärischen Clean-Passagen und die epischen Backing-Chöre, die VANUM von Zeit zu Zeit integrieren, auch nicht als Fremdkörper zu betrachten, sondern als sinnvolle Bestandteile ihres Instrumentariums. Eingängig ist „Burning Arrow“ nur in Teilen, innovativ ebenso wenig. Die Charakteristika der von ihnen verkörperten Black-Metal-Variationen machen sich die Amerikaner jedoch derart effektiv zunutze, dass das Minialbum trotzdem auf voller Länge gefällt, was übrigens auch für die kraftvolle, aber nicht zu raue Produktion gilt.

Mit „Burning Arrow“, das den Stil, für den sich VANUM auf ihrem 2015er Debüt „Realm Of Sacrifice“ entschieden haben, fokussierter wiedergeben soll, haben die zwei Black-Metaller eine in voller Länge und in nahezu allen Aspekten überzeugende EP kreiert. Eingängigkeit und Neuartigkeit sind zwar keine Eigenschaften, die VANUM für sich verbuchen können, doch das trübt den Hörgenuss und den Wiederhörwert keineswegs. Die Empfehlung richtet sich an alle, die sich gerne an der ungestümen Majestät und der subtilen Spiritualität des osteuropäischen und des hellenischen Black Metals erfreuen. Hier stimmt nämlich praktisch alles, Schwachstellen hat sich das Duo keine erlaubt.

Keine Wertung

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