Review XIV Dark Centuries – …den Ahnen zum Gruße

Als „Heidnischer Thüringer Metal“ bezeichnen die sechs Thüringer (klar, was sonst) ihre Musik selbst, von Bezeichnungen wie Pagan, Viking oder Black Metal wollen sie sich ganz bewusst lösen und etwas eigenständiges kreieren.
Die Eigenständigkeit beginnt schon beim Cover. Hier gibt’s weder kitschige Wikingerschiffe oder böse Schwarzweißfotos zu sehen, sondern nur ganz schlicht ein Bild aus einem fast hundert Jahre alten Geschichtsbuch. In dieser altertümlichen Form geht es auch im Inneren weiter, in dem hübsch gestalteten Booklet sind alle Liedtexte in altdeutsch abgedruckt. Und wenn man auch noch einen Blick auf die Namen der Lieder wirft, sollte jedem Anhänger der genannten Stile klar werden, dieser Scheibe mal ein Ohr leihen zu müssen.

Wo wir schon beim Thema Eigenständigkeit waren: Auf „…den Ahnen zum Gruße“ geht es doch einen ganzen Zacken metallischer zu als auf vielen vergleichbaren Bands des Genres. Nach dem folkigen Intro „Nordwärts“ schallt der erste Song „Walhalla’s Tore“ dem Hörer entgegen, dem schon jetzt klar wird, dass der Gitarrenarbeit hier eine sehr gewichtige Rolle zusteht, der elektrischen mehr als der akustischen. Bei vielen Songs gibt’s hier gar zweistimmige Gitarrenleads zu hören, was vor allem beim verkappten Titeltrack „Unseren Ahnen zum Gruße“ wunderbar funktioniert.
Wenngleich jedes Lied wirklich noch auf Metal aufgebaut ist und auch viele schnellere Passagen vorkommen, stehen die Melodien immer ganz stark im Vordergrund. Und XIV Dark Centuries machen hier das richtig, was vielen anderen Bands nicht gelingt, und zwar der richtig dosierte Einsatz des Keyboards. Viele Grußßen übertreiben es, wirken dadurch zu kitschig und teilweise sogar poppig, aber zu wenig der Tastenklänge ist auch nicht gut… Hier jedenfalls hat man dem Keyboard eine nahezu optimale Rolle gegeben, es spielt sich nicht penetrant in den Vordergrund sondern agiert im Hintergrund und trägt sehr viel zur Atmosphäre und der Stimmung bei, wie auch die gut eingesetzten akustischen Gitarren.
Ganz nebenbei erwähnt darf man sich über wirklich viele Breaks, Tempowechsel und teilweise auch nette, kleine Frickeleien freuen.

Auch gesanglich orientiert man sich nicht allzu sehr an vergleichbaren Bands (ich selbst will hier jetzt keine Vergleiche aufstellen, jedoch wird Menhir in diesem Zusammenhang oft erwähnt). Der Sänger Michel entlockt seinen Stimmbändern hier sowohl Black- als auch Death-Metal artige Gesänge, die ziemlich dreckig und räudig klingen und gut zur Musik an sich passen. Auf klare Gesänge wird zu weiten Teilen verzichtet, wenn man vom ein oder anderen Refrain absieht. Hätte zwar nicht geschadet, das ein wenig mehr einzusetzen, aber reicht auch so.
Die textliche Komponente muss hier wohl kaum näher beleuchtet werden, ds sollte jedenfalls schon aus den Songnamen an sich ziemlich klar sein. Ob jetzt gegen das Christentum oder über Ragnarök und Odin gesungen wird, Überraschungen gibt’s hier eher keine. Die Lieder hängen textlich auch nicht zusammen, ein Konzept das sich über die 52 Minuten hinzieht, gibt es also nicht.

Dafür gibt’s einen, für eine in Eigenregie aufgenommene und gemischte Scheibe, sehr amtlichen Sound. Könnte zwar an einigen Ecken und Enden etwas druckvoller und knackiger sein, aber für ne Eigenproduktion ist das schon wirklich überaus respektabel. Das hat wohl auch das österreichische Label CCP-Records erkannt und die Band im Sommer 2003 unter Vertrag genommen.
XIV Dark Centuries dürften mit einer guten Vermarktung eine große Zukunft haben. Als Anspieltipps würde ich die treibenden „Thor’s Hammer“ und „Unseren Ahnen zum Gruße“ empfehlen! Aber da man sich das Teil für 10 Euro über XIVDarkCenturies.de oder Blackmetal.de zu kleinem Preis bestellen kann, sollte man sich nicht lange mit Fragmenten des Albums aufhalten, sondern zuschlagen!

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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