Konzertbericht: Vader w/ Devian, Inactive Messiah

2008-05-25 Steinbruch Theater Darmstadt

Seit 25 Jahren schon existiert die polnische Kriegsmaschine Vader und legt regelmäßig Konzerthallen in Schutt und Asche. Anlässlich des Jubiläums geben die vier Herren sich ein weiteres Mal die Ehre und touren seit dem 21.4. und noch bis zum 7.6. quer durch Europa. Mit im Gepäck haben sie die beiden griechischen Exporte Inactive Messiah und Septic Flesh und Devian, die schwedischen Newcomer mit Erik „Legion“ Hagstedt (Ex-Marduk) am Mikro. Am Sonntag, den 25.5., machten sie Halt im Steinbruch Theater in Darmstadt. Grund genug, um mal vorbeizuschauen.

Erstmal muss ich gestehen, den Anfang der Opener Inactive Messiah hab ich gründlich verpasst. Da saß ich nämlich noch mit ein paar Freunden draußen im Biergarten und wir kriegten gar nicht so recht mit, dass die Griechen schon seit etwa 19.30 Uhr am spielen waren. Erst als ich mal kurz richtung Toiletten austrat und von daher durch den eigentlichen Konzertsaal stiefelte, fiel mir auf, dass auf der Bühne ja schon was los ist. Also mal reingehört, wobei ich sagen muss, dass ich die Jungs vorher gar nicht kannte. Sie spielten melodischen Death Metal mit leichtem Symphonie-Einschlag und das gar nicht so schlecht. Zumindest schien die Band ihren Spaß zu haben und auch der Sound kam recht wuchtig rüber, das Schlagzeug war etwas laut gedreht. Schade nur, dass die Keyboard-Einlagen aus der Konserve kamen und deswegen mit dem Geballer der eigentlichen Band kein homogenes Gesamtbild abgab. Das störte ein wenig. Genau wie die Teilnahmslosigkeit des Publikums. Inactive Messiah waren zwar prinzipiell nicht der Überhammer, hätten mit ihrer netten Show aber mehr verdient, als diesen lahmen Opener-Platz, bei dem das Publikum noch am Antröpfeln war und die meisten noch im Biergarten, an der Bar oder sonst wo hingen. Nach etwa dreißig Minuten verließen die fünf Jungs aber auch schon wieder die Bühne und gaben sie für den Umbau frei.

Ich setzte mich derweil an den Rand und spielte ein wenig mit meiner Digicam rum, um diese ordentlich einzustellen, da sie bei Inactive Messiah mehr schlecht als recht ordentliche Bilder lieferte. Außerdem war ich etwas nervös wegen dem, was da heute noch kommen sollte, aber dazu später mehr. Jedenfalls beobachtete ich nur mit halbem Auge was sich auf der Bühne tat. Trotzdem kam mir der nette Herr mit dem langen, platinblonden Haupthaar und dem roten Vollbart doch etwas bekannt vor. Zumal er für einen Roadie eine etwas seltsame Kluft trug. Schnell mal den Blick über die Bühne schweifen lassen… Moment mal… Das sind gar keine Roadies. Da steht ja Legion am Mikro und macht seinen eigenen Soundcheck. Und da hinten an den Drums sitzt ja Emil Dragutinovic… Ich sprang also direkt mal auf und machte gleich die ersten paar Fotos von Devian, mit denen ich um die Uhrzeit eigentlich noch gar nicht gerechnet hatte. Der Umbau und der Soundcheck gingen sehr fix vonstatten, das Publikum zeigte sich allerdings nur mäßig begeisterter als noch bei Inactive Messiah. Immer noch war vor der Bühne ein riesiger Freiraum, in dem sich nun immerhin ein paar Fotografen tummelten. Die Musikuntermalung vom Band setzte aus, die Nebelmaschine sprang an und ein eher ruhig gehaltenes Intro kündete uns an, dass der Devian-Gig hiermit begonnen haben sollte. Der blonde Gitarrist reckte bereits die Pommesgabel in die Höhe und als ich in der ersten Reihe es ihm gleich tat, dankte er es mir direkt mal mit einem erhobenen Daumen. Legion kreischte noch ein „Guten Abend Deutschland“ ins Mikro und schon legte der schwedische Fünfer mit „Dressed In Blood“ los. Der Sound ging von Anfang an schon sehr in Ordnung, lediglich die Bass-Drum von Emils Schlagzeug machte ein paar Zicken, weswegen während dem ersten Song noch ein Techniker auf die Bühne kroch, um das Ganze zu richten. Was Legion nicht davon abhielt, auf derselben schon ordentlich sein Kilometergeld zu verdienen. Auch die etwas verhaltene Reaktion des Publikums zu Anfang juckte den charismatischen Fronter nicht. Der stiefelte über die Bühne, kreischte was das Zeug hielt und fuchtelte dabei in seiner bewährt liebenswürdigen Art und Weise wie immer kräftig mit der linken Hand rum, während er seine Texte zum Besten gab. Waren schon Inactive Messiah sehr ordentlich unterwegs, so hatten Devian die Spielfreude erst Recht gepachtet. Vor allem der schon erwähnte blonde Gitarrist Tomas Nilsson trug gemeinsam mit Legion die Show. Nettes Gitarrengepose hatte er drauf, der Herr… Aber gut, gegen Legions Leistung ist das nichts. Der unterzog die Bretter der Bühne einem ausgedehnten Belastungstest und als er davon die Schnauze voll hatte, sprang er mal fix runter, bahnte sich seinen Weg durch die erste Reihe und warf sich (wild am Mikro-Kabel zerrend) ins Publikum. Zwischen den Tracks verwöhnte er das Publikum mit ein paar Ansagen auf Deutsch (leider recht unverständlich) und dazwischen wurden ein paar Samples eingespielt… Tanz der Teufel, wenn ich mich nicht täusche („Join us…“ daher also vielleicht Joinus‘ Pseudonym). Auch die Fans tauten langsam auf und ein paar bangten sehr ordentlich, auch wenn die Publikumsdichte noch sehr überschaubar war und ich den Schweden ein paar aktivere Zuschauer gewünscht hätte. Naja, ich hab jedenfalls getan, was ich konnte. Nach etwas über einer halben Stunde (ich hab nicht auf die Uhr geschaut) schlossen Devian den Gig dann mit dem Titeltrack ihres Albums „Ninewinged Serpent“. Was die Setlist angeht bin ich überfragt, das ging teilweise stark ineinander über und wie gesagt konnte ich die Ansagen nicht sonderlich gut verstehen, aber auf jeden Fall wurden unter anderem noch „Suffer The Fools“ und „Scarred“ gespielt. „Instigator“ hätte ich mir wohl noch gewünscht, weil ich gerne gesehen hätte, wie sich Joinus und Nilsson mit den Gitarren duelieren, aber naja, man kann nicht alles haben.

Als nächstes hätten dann wohl Septic Flesh auf dem Programm gestanden, aber ich hatte besseres zu tun, nämlich erst mal auf die Suche nach dem Tourmanager zu gehen. Mit dem hatte ich nämlich schon bevor Inactive Messiah die Bühne geentert hatten abgesprochen, dass Legion mir nach dem Devian-Gig höchstpersönlich Rede und Antwort stehen würde. Besagter Tourmanager sprang auch gleich auf, als er mich kommen sah. Und… lief schnurstracks an mir vorbei in die angeschlossene Bar. Ich schaute ihm kurz verdutzt hinterher, bis er einige Sekunden später wiederkam und… wieder an mir vorbeieilte (wobei er mir immerhin noch ein „One second“ zuraunte). Das gleiche Spielchen zog er gleich noch zwei bis drei mal ab und ich stand immer noch etwas verwirrt direkt am Eingang des Steinbruchs herum. Bis der Tourmanager plötzlich wieder vor mir stand und etwas davon nuschelte, dass wir das Interview draußen im Tourbus machen könnten. Und keine zwei Sekunden drängte er sich wieder an mir vorbei und direkt vor mir stand Legion, schüttelte mir fix die Hand und schleifte mich raus aus dem Club, wobei er zum einen recht stark hinkte und zum anderen auf recht ordentlichem Deutsch erklärte, dass er sich vor ein paar Tagen eine Fußverletzung zugezogen hatte. Das änderte allerdings nichts daran, dass er sich nicht nur als absolut sympathische Frontsau sondern auch als absoluter Traum-Interviewpartner herausstellte und in seinem Redefluss kaum zu bremsen war.

Etwa eine halbe Stunde und einige nette Fotos und Autogramme später schleppte ich mich zurück in den Club, nur um zu sehen, dass Septic Flesh schon bei ihrem letzten Lied angekommen waren. Was ich vom Eingang aus sah begeisterte mich nicht sonderlich, also ging’s noch mal in den Biergarten und ich schenkte mir das eine Lied und nahm stattdessen noch einen Cola-Einlauf in Angriff (ich musste natürlich mal wieder fahren… typisch). Als ich den dann hinter mich gebracht hatte, ging’s auch wieder rein in den Club und möglichst weit nach vorn, um von der polnischen Todeswalze noch ordentlich was mitzukriegen. Mittlerweile war es auch brechend voll im Steinbruch, die Leute standen dicht an dicht bis vorne an die Bühne ran und ich kam immerhin noch bis etwa zur dritten Reihe vor. Kaum dort angekommen, schon stiefelten Peter, Daray, Novy und Mauser auf die Bühne. Letzterer machte irgendwie einen recht abgespannten Eindruck, lieferte aber trotzdem eine saubere Leistung ab. Tja… was soll man zur Show sagen? Ich will nicht sagen, dass es gut war… Ich will auch nicht sagen, dass es schlecht war… Es war ganz einfach Vader. Wer zu einem Konzert der Brachialtruppe geht, der weiß, was ihn erwartet. Dauergeballer satt und natürlich den einen oder anderen Moshpit im Publikum. Die Fans gingen ordentlich ab, Peter dankte es ihnen, indem er eine sehr beeindruckende Performance am Mikro auffuhr und auch ein paar nette Zwischenansagen machte. Was die Trackliste anbelangt sieht’s noch dusterer aus als bei Devian… Ich mag Vader, ich kenne Vader, ich hab drei Originale… Live hört sich trotzdem alles gleich an. Von den Ansagen her kann ich noch zurückschließen, dass „Silent Empire“, „Helleluyah!!!“ und „Epitaph“ gespielt wurden… Ansonsten… naja. Jedenfalls verbreiteten Vader gute Laune und konnten mit einem wirklich mächtigen Sound glänzen. Nach etwa einer Stunde Spieldauer war der Spaß vorbei, da gingen die vier von der Bühne… Natürlich um nach Ertönen der lautstarken „Vader“-Sprechchöre wieder aufzutauchen. Novy und Mauser positionierten sich links und rechts vor den Boxen, dem Publikum den Rücken zugewandt. Und als Daray am Schlagzeug Platz nahm und in längeren Abständen rhythmisch auf die Felle hieb, da wusste der ganze Saal schon, was kam… Richtig, die Zugabe wurde stilecht mit „Raining Blood“ zelebriert. Vader holten noch mal alles aus sich raus, die Fans genau so. Der Saal kochte noch mal für etwa dreieinhalb Minuten, dann war’s vorbei. Peter ging noch mal die Reihe ab und schüttelte ordentlich Hände (ich bekam ihn auch noch mit knapper Not zu fassen), dann war’s vorbei.

Wir nahmen noch mal im Biergarten Platz und beschlossen, den Abend besinnlich ausklingen zu lassen. Naja, bis der Steinbruch dann gegen viertel nach zwölf die Tore schließen wollte und wir vor die Tür gesetzt wurden. So blieben uns nur noch die Erinnerungen an die coolen Auftritte und das nette Interview mit Legion. Gerne wieder.

Geschrieben am 25. Mai 2008 von Metal1.info

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