Juni 2009

Review Autumnblaze – Perdition Diaries

Es wurde nicht unbedingt als Hauptkaufgrund angepriesen, dennoch steht hinter diesem Album ohne Frage die Rückkehr der klassischen AUTUMNBLAZE-Besetzung – Alvar Eldron, Arisjel und Schwadorf, das gab es seit dem 2002er Album „Bleak“ nicht mehr. Wir erinnern uns, Arisjel war bereits nach diesem Album kein Teil mehr der Band, Eldron machte einige Jahre mit Schwadorf weiter, bis es ihm nach „Words Are not what they Seem“, welches mit einer komplett anderen Besetzung eingespielt wurde, schließlich die Luft ausging und er AUTUMNBLAZE auf Eis legte.

2009 ist aber wieder alles gut und „Perdition Diaries“ hat dementsprechend irgendwo den Anspruch, auch Fans der alten Werke zufriedenzustellen. Praktisch, dass man das Album als „back to the roots“ beschreibt. Ob das jetzt tatsächlch zutrifft und wie das dann so klingt, wollen wir nun mal näher beleuchten.
Los geht es mit „Wir sind was wir sind“, der schonmal durchaus in Richtung der einen ganz speziellen Größe tendiert, der AUTUMNBLAZE doch irgendwie regelmäßig huldigen, Katatonia. Ein straighter, stampfender Rhythmus, über dem melancholische, in sich ruhende Gitarrenriffs erklingen, die sich gerne auch x-mal wiederholen, ohne langweilig zu werden. Wo man sich dann aber doch ganz erheblich von den Schweden unterscheidet, ist der Gesang: Eldron verzichtet auf „Perdition Diaries“ (meines Wissens) zum ersten Mal seit langer Zeit darauf, nur auf einfühlsamen Cleangesang zu setzen, ganz im Gegenteil bekommt man zunächst heisere, angepisste Screams zu hören, die in ihrer intensiven Darbietung einen ganz eigenen markanten Charakter haben. Insofern klingt man zu diesen Gelegenheiten dann weniger melancholisch auf die sanfte Art und Weise Katatonias, als vielmehr aggressiv und verzweifelt. So weit so gut, dachte man sich, mit einem guten Album an Katatonia erinnern ist schon cool, aber das hier ist so bedeutsam, da machen wir doch lieber ein verdammt gutes Album drauß indem wir noch eine Menge anderen Stoff mit einpacken! Gesagt getan, schon bei der zweiten Nummer „Who Are You?“ dominieren plötzlich Akustikgitarren und Eldron orientiert sich gesanglich einmal mehr an Danny und Vincent Cavanagh, diesmal allerdings in einer Weise, dass es direkt unter die Haut geht. Traurig, indes immer pendelnd zwischen resignierend und hoffnungsvoll.„I Had To Burn This Fucking Kingdom“ ist dann wieder ein zu Beginn ohne Rücksicht auf Verluste losknatternder Song, der nicht nur bezüglich der atmosphärischen Tiefe an Nocte Obducta erinnert, „Haughtiness and Puerile Dreams“ kommt zwischendurch gut punkig daher. Eines haben alle Songs gemeinsam, ob nun auf die atmosphärische oder die „cooles, flottes Riff bei dem es knattert“-Schiene, alle reißen ohne wenn und aber mit. Die hohe Abwechslung führt zwar anfangs dazu, die Scheibe für etwas unzusammenhängend zu halten, dies legt sicher aber nach einigen Durchläufen. Was bleibt, ist die Begeisterung und der Eindruck, dass Eldron und Arisjel ihre Wiedervereinigung gerade textlich ausgiebig feiern, bzw. ihre Vergangenheit aufarbeiten möchten: Fast alle Lyrics haben vor diesem Hintergrund den Beigeschmack einer Art Geständnis bzw. einer Aussprache. Ob dies nun tatsächlich so gemeint war, man weiß es nicht, uneingeschränkt ehrlich klingt es aber zu jeder Sekunde.

Was sagt man zu einem Album, das neben tollem Black Metal auch noch tollen Gothic Metal bzw. „Depressive Rock“ bietet und beides mixt und nebeneinanderstellt und mit anderen Einflüssen anreichert, ohne auch nur eine Sekunde an Überzeugungskraft zu verlieren? Keine Ahnung, aber wer wissen will, was ich meine, hört sich mal „I Had To Burn This Fucking Kingdom“ und „Empty House“ an und kauft dann schnellstens ein. Wenn „Perdition Diaries“ der Auftakt zu einer neuen Ära AUTUMNBLAZE ist und es noch besser wird, wird das nächste Album unglaublich einschlagen. Das Trio ist stärker denn je zurück und bietet Stoff mit einer Tiefe, die man in diesem Bereich zum Teil seit Jahren vermisst.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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