Interview mit Tom G. Fischer von Hellhammer / Triumph Of Death

„Ich nehme nichts als gegeben an, ich verfalle nicht meinem eigenen Mythos“, sagt Tom Gabriel Fischer immer, wenn andere sich an seiner Stelle im Glanz ihrer Leistungen sonnen würden. So auch jetzt, wo parallel ein Re-Release der legendären HELLHAMMER-EP „Apocalyptic Raids“ und die Veröffentlichung des endlich vollendeten und von TRIPTYKON auf dem Roadburn 2019 aufgeführten Requiems anstehen.

Ein Interview – ganz social-distancing-konform via Skype geführt – über die Folgen der Corona-Krise, den Re-Release von HELLHAMMERs „Apocalyptic Raids“ und Veröffentlichungspläne von TRIUMPH OF DEATH. Teil 2 des Interviews dreht sich um Live-Alben, die einzigartige „Requiem“-Show von TRIPTYKON auf dem Roadburn Festival und cholerische Zwerge.

Hallo und danke, dass du dir Zeit genommen hast. Wie geht es dir?
Eigentlich ganz gut. Außer dass es nervt, dass man eingesperrt ist, aber da bin ich ja nicht der Einzige.

Wie sieht es bei euch in der Schweiz bezüglich Corona und den Maßnahmen aus?
Genau wie bei euch. Es ist gemessen an der Bevölkerungsdichte ziemlich stark, fast wie Italien, wir sind alle eingesperrt. Wobei es keine Ausgangssperre ist, man darf einkaufen oder spazieren gehen, aber trotzdem: Man sieht niemanden. Es sind jetzt alles Geisterstädte.

Hast du als Musiker durch die gegenwärtige Situation mehr oder weniger Stress? Es sind ja  nun auch einige Festival-Shows von euch ausgefallen …
Ja, es sind Auftritte ausgefallen. Das ist mein Lebensunterhalt, mein Lohn. Der fällt jetzt einfach weg. Und es ist fraglich, ob ich vom Schweizer Staat eine Kompensation erhalte, weil meine Band nicht rein schweizerisch ist … das ist hier ein bisschen kompliziert. Ich habe jetzt bis auf weiteres keine Live-Einnahmen. Das ist keine lustige Situation, denn ich habe auch meine Verpflichtungen.

„Als Musiker lebst du eigentlich von Zahlung zu Zahlung.“

TRIPTYKON ist eine große Band, ihr verdient damit euren Lebensunterhalt. Wie kommt ihr als Band damit klar, wenn Gagen und Merch aktuell wegbrechen – aber auch auf lange Sicht gesehen?
Na ja, da hat man ja keine Wahl. Man muss damit klarkommen. Mal schauen, wie lange das dauert, aber schwierig ist das schon. Als Musiker hat man es in der teuren Schweiz nicht so leicht. Du sagst, wir sind eine große Band, okay. Ich sehe uns als nicht so groß – wir sind weit weg von Metallica oder Bon Jovi. Deshalb ist es nicht so, dass wir Reserven hätten oder es uns leisten könnten, monatelang nicht zu arbeiten. Ganz im Gegenteil. Als Musiker lebst du eigentlich von Zahlung zu Zahlung, das ist die Realität. Das ist eigentlich absurd – in den 1980er-Jahren, als wir eine völlige Underground-Band waren, habe ich mehr Geld verdient als jetzt, wo ich viel bekannter bin. Der Musikmarkt hat sich einfach komplett geändert. Aber zu lamentieren hilft ja auch nichts. Es ist, wie es ist. Jetzt schauen wir mal, wie lange diese Seuche hält, verglichen mit dem Mittelalter ist es ja eigentlich harmlos.

Das ist richtig, aber auch so hat die Situation großen Einfluss auf die Szene: Konzerte und Festivals fallen aus, Clubs müssen vorübergehend schließen, Bands fehlen Einnahmen. Was denkst du, wie sich das auf lange Sicht auf die Szene auswirken wird? Werden viele Bands oder Veranstalter aufgeben müssen?
Ich denke nicht, dass viele Bands aufgeben müssen. Die meisten haben nebenher noch Jobs. Das ist einfach so, weil der Musikmarkt sich eben grundlegend geändert hat. Früher war das anders. Deswegen denke ich, dass sich die meisten Musiker wahrscheinlich auf ihre anderen Jobs fokussieren werden und dann wieder Musik machen, wenn es wieder möglich ist. Aber ich befürchte, dass das Ganze trotzdem in unserer Szene bleibende Schäden hinterlässt: bei Veranstaltern, Konzertagenturen und Plattenfirmen. Vor allem aber – und das ist für mich am tragischsten – bei den Roadcrews. Die ganzen Roadcrew-Mitglieder leiden jetzt am meisten! Als einigermaßen bekannte Band hast du vielleicht immer noch ein paar Einnahmen durch Merchandise, du bekommst deine Tantiemen, GEMA-Gelder … als Roadie hast du das nicht.

„Ob da anschließend noch alles so ist,
wie es vor der Krise war, wage ich zu bezweifeln.“

Als Roadie lebst du auch von Zahlung zu Zahlung, und du bist darauf angewiesen, dass du immer eine bestimmte Dichte an Jobs hast, dass du immer kurz nach dem Ende einer Konzertserie bei der nächsten Band aufspringen kannst. Die meisten Crew-Mitglieder, die ich kenne, haben sich das so gebucht. Manchmal auch mit Mühe und Not, es läuft ja nicht immer alles … die Bands, mit denen sie arbeiten, sind nicht immer auf Tour. Wenn die alle gerade im Studio sind, ist es unter normalen Umständen für ein Crew-Mitglied schon schwierig. Aber ich weiß, dass viele Crew-Mitglieder, die ich kenne, jetzt eine wirklich schwierige Zeit haben. Es ist gut möglich, dass die sich jetzt einen Job außerhalb der Szene suchen und damit verloren gehen. Und das sind fantastische Leute. Ohne die läuft gar nichts. Die Leute, die unseren Spaß – den von Bands und Fans – möglich machen, die Clubs, die Agenturen, die Roadcrew-Mitglieder – die verdienen jetzt kein Geld. Ob da anschließend noch alles so ist, wie es vor der Krise war, wage ich zu bezweifeln.

Bleibt auch zu hoffen, dass seitens der Fans nicht durch Zeitarbeit oder gar Jobverlust ein finanzieller Einbruch kommt, damit die Leute nach der Krise überhaupt wieder auf Konzerte gehen können …
Das ist gut möglich. Unsere Szene ist nicht gerade krisenresistent. Natürlich hört man auch in der Krise gerne Musik, um das Ganze zu vergessen. Aber was die Protagonisten angeht, ist das nicht gerade ein krisenresistenter Beruf. Auf was verzichtet man zuerst, wenn die Not kommt? Nicht auf das Brot, sondern vielleicht auf Dinge, die nicht ganz so notwendig sind … Konzerte, CDs oder was auch immer man so kauft. Das kann schon drastische Auswirkungen haben.

„Selbst der Fan mit dem größten Herz kann nicht so viel Merchandise kaufen,
um all seine Lieblingsbands am Leben zu halten.“

Andererseits hat man momentan das Gefühl, dass es auch eine Welle der Sympathie für Kunstschaffende gibt, dass Leute gezielt Bands unterstützen wollen, etwa mit Merchandise- oder eben Musikkäufen. Bekommst du das zu spüren?
Es ist noch zu früh, um für mich konkret sagen zu können, ob sich unsere Verkaufszahlen geändert haben. Aber ich weiß nicht, ob eine Band allein von einem kleinen Anstieg solcher Verkäufe überleben kann. Das kompensiert dir keinen Festivalauftritt. Ich meine, ich finde das super, ich sehe diese Welle an Solidarität und das Verständnis auch. Aber es gibt so viele Bands … selbst der Fan mit dem größten Herz kann nicht so viel Merchandise kaufen, um all seine Lieblingsbands am Leben zu halten. Das ist schon ein Problem.

Lass uns das Beste hoffen und jetzt trotzdem den Bogen zur Musik schlagen: Am 24. April erscheint ein Re-Release der HELLHAMMER-EP „Apocalyptic Raids“ von 1984. Die EP wurde bereits 1990 wiederveröffentlicht, mit einem neuen Artwork. Wie kam es dazu?
Das war damals einfach die Bemühung von Noise Records, noch ein bisschen Geld rauszuquetschen, weil die EP noch nicht auf CD erschienen war. Die hassten HELLHAMMER eigentlich, hatten uns das auch hunderttausendfach mitgeteilt … aber als sich CDs dann verkauften, war es plötzlich trotzdem wichtig, sie als CD herauszubringen, um mit den Fans noch ein bisschen Geld zu machen. Deswegen kam sie damals noch mal heraus. Martin (Eric Ain, zweites Bandmitglied) hatte dafür dann noch mal mit der Plattenfirma kollaboriert und das ganze Konzept und die Art-Direction gemacht – obwohl wir damals schon länger nicht mehr mit Noise Records gearbeitet hatten. So ist „Apocalyptic Raids 1990 A. D.“ entstanden.

„Wir waren Teenager, wir hatten absolut keine Ahnung […]
deshalb besitzen wir keine Rechte an dieser Musik.“

Die neue Version ist sehr nah am Original gehalten – wohl auch, weil du selbst involviert warst. Wie kam es dazu und wo konntest du mitreden?
Für diese Musik, aber auch die ersten drei CELTIC-FROST-Alben, haben wir 1984 Verträge unterzeichnet, als wir zum allerersten Mal einen internationalen Plattenvertrag bekommen haben und überhaupt keine Erfahrung hatten. Diese Verträge waren extrem unvorteilhaft für uns. Das wussten wir damals aber noch nicht. Wir waren Teenager, wir hatten absolut keine Ahnung von irgendwas in der Musikindustrie. Wir kamen aus der Schweiz, wo man keine Vorbilder fragen konnte – deshalb besitzen wir keine Rechte an dieser Musik. Die Rechte sind nach dem Bankrott von Noise Records durch verschiedene Firmen gewandert und liegen mittlerweile bei BMG Rights Management. Weil ich mit TRIUMPH OF DEATH jetzt wieder unterwegs bin, haben die natürlich eine Gelegenheit gesehen, die Musik noch mal zu verschachern, und beschlossen, das noch mal aufzulegen. Das begrüße ich aber, weil „Apocalyptic Raids“ nun sehr lange nicht mehr erhältlich war, das hat mich etwas gewurmt. Insofern war diese Entscheidung für mich okay. Ich hatte damit aber nichts zu tun und auch kein Recht, mich zu involvieren. Großartigerweise sind BMG aber auf mich zugekommen und haben gesagt: Wir würden sehr gerne mit dir zusammenarbeiten und würden dir das Konzept und die Art-Direction übertragen. Da habe ich selbstverständlich ja gesagt, weil ich wollte, dass das Ganze gut aussieht. Ich habe sie dann auch dazu bewegen können, ein wirklich gutes Package zu machen, mit Postern, großem Booklet mit Liner-Notes, seltenen Fotos und so weiter. Ich wollte, dass den Fans nicht einfach nur Geld abgeknöpft wird. Ich bin selbst ja auch Fan und Vinyl-Sammler. Wenn ich ein Re-Issue kaufe, will ich ja auch, dass da etwas dabei ist. Dass sich das lohnt. Und so gehe ich dann auch vor, wenn ich so etwas mache.

Den Sound hat Viktor Bullock im Woodshed-Studio überarbeitet – wo zieht man da die Grenze zwischen „authentisch“ und „gut“?
Das kommt natürlich immer drauf an, was du remasterst. Bei HELLHAMMER waren wir extrem konservativ und sind sehr, sehr behutsam rangegangen. Wir wollten nichts verändern, weil uns klar ist, wie wichtig dieses Originalgefühl, dieser Spirit der Zeit ist. Wir gehören nicht zu der Fraktion Bands, die alles neu aufnehmen oder komplett verändern. Ich finde, das ist ein Sakrileg, das darf man nicht. Die Stimmung der Aufnahmen von damals, aus den frühen 1980ern, kannst du nicht ändern, kannst du nicht verbessern und sollst du auch nicht anrühren. Deshalb haben wir den Sound nur ganz behutsam etwas kompatibler gemacht, dass er auch im Stream gut klingt. Aber eben ganz sachte und nur wenig verändert. Es ist wirklich sehr authentisch geblieben. Ich habe die Weißpressung dann auch einem sehr guten Freund gegeben, einem Vinyl-Fetischisten, den ich schon mein Leben lang kenne und der damals noch bei HELLHAMMER in den Proberaum gekommen ist – also einer der noch lebenden Zeugen quasi – und habe ihn gebeten, es als HELLHAMMER-Fan von damals mit neutralen Ohren zu beurteilen. Er war begeistert. Das war für mich ein Zeichen, dass wir es richtig gemacht haben.

„Es gibt Alben, die auch mit extremen Mängeln zu Klassikern wurden.“

Du hast gerade gesagt, dass es ein Sakrileg wäre, die Sachen zu überarbeiten Ist es andererseits manchmal auch eine Chance? Wie stehst du generell zum Thema Re-Master oder sogar Re-Mix?
Das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, die man vermutlich nicht generell beantworten kann. Es gibt Alben, die auch mit extremen Mängeln zu Klassikern wurden. Da empfiehlt es sich meiner Meinung nach nicht, etwas zu ändern – auch wenn man es könnte. Die Alternative ist, es zu machen, wie Deep Purple es bei manchen Alben gemacht haben. Da besteht der Re-Release aus einem Re-Master des originalen Albums und dann ist auch noch eine Version mit neuem Mix dabei, sodass der Fan die Wahl hat.

Das hätte ich beispielsweise gerne mit „Into The Pandemonium“ von CELTIC FROST gemacht. Das steht soundmäßig sehr schlecht da, weil wir damals von Noise Records gezwungen wurden, mit einem sehr unpassenden Toningenieur zu arbeiten, der noch nie etwas mit Metal zu tun hatte und mit diesem experimentellen Album völlig überfordert war. Dieser Mensch hat einen absolut nicht zu machenden Fehler begangen: Es gibt eine Phasenverschiebung in der Gitarre – was katastrophal ist. Das darf nie, nie passieren. Das wurmt uns seit 1987. Als wir diese Alben mit BMG geremastert haben, haben wir geschaut, ob es die Originalbänder noch gibt. Gibt es aber nicht, weil Noise Records die natürlich hundertfach benutzt und überspielt hat. Es gab nur noch das Master – also konnte man nichts mehr neu mixen. Trotzdem haben wir versucht, soweit man das im fertigen Mix eben noch kann, diese Phasenverschiebung auszulöschen, was natürlich nur ganz begrenzt möglich war. Es klingt jetzt besser, aber wenn ich die Originalbänder gehabt hätte, hätte ich das Album neu gemischt – selbstverständlich selbst – und hätte dann das alte und das neue Album zusammen veröffentlicht, damit der Fan die Wahl hat zwischen dem kultigen Klassiker und dem gut klingenden Album.

Die Demo-Tapes von HELLHAMMER waren bereits 2008 unter dem Titel „Demon Entrails“ in einer schönen Box neu aufgelegt worden. Aktuell gibt es von dem Material nur eine Tape-Box – ist da auch ein Re-Release geplant?
Ich glaube, es gibt Pläne, das noch mal auf Vinyl herauszubringen, das ist nämlich noch schöner gewesen als die CD-Box, da sind noch Poster dabei und die Booklets sind groß und so weiter. Soviel ich weiß, gibt es wegen TRIUMPH OF DEATH auch da Pläne – dadurch, dass das jetzt wieder in den Medien ist, wittern die Plattenfirmen natürlich eine Chance. Das ist ja auch verständlich, jeder muss sein Business machen. Das ist absolut legitim. Mich würde es nicht stören, weil das eben ein offizieller Release ist und Martin und ich persönlich an diesem Release gearbeitet haben. Daher halte ich diesen Release für absolut legitim. Ich habe mal gehört, dass das in Planung ist, müsste mich aber informieren, ob das wirklich geschieht.

Du hast TRIUMPH OF DEATH jetzt mehrfach angesprochen, das Projekt, mit dem ihr HELLHAMMER live Tribut zollt. Wird das weitergehen oder war das eine Phase, etwas, das du einfach mal gemacht haben wolltest?
Sollte es jemals wieder Konzerte geben (lacht) … nein, es macht so viel Spaß, diese Songs live zu spielen. Das ist so pur und unverfälscht. Weil eben kein kommerzieller Druck herrscht. Weil kein Album promotet werden muss – im Gegensatz zu TRIPTYKON, was trotz allem Idealismus eben auch mein Beruf ist, ist TRIUMPH OF DEATH einfach nur Fun. Wir gehen auf die Bühne, das Publikum und wir verbinden uns, und wir rotzen diese alten Proto-Black-Metal-, Proto-Extreme-Metal-Songs raus und es geht einfach nur darum, mit kultigen Klassikern eine gute Zeit zu haben. Das macht so viel Spaß! Wir haben auch in der Band ein extrem gutes Verhältnis zueinander, wir genießen das sehr – und bisher schien es auch so, dass das Publikum das sehr genießt. Insofern würden wir das gerne noch lange machen.

„Wenn es zu viel Nostalgie ist,
ist es fast wie diese 70’s-Schlager-Tourneen.“

Würdet ihr dann auch eine Club-Tour in Betracht ziehen – wenn denn dann wieder Konzerte stattfinden – oder bleibt TRIUMPH OF DEATH eine Festival-Band?
Es gibt eine Anfrage einer amerikanischen Band, die gerne mit uns eine Co-Headliner Tour in Europa machen würde. Da sind wir natürlich schon interessiert. Wir sind mit denen schon länger in Verhandlungen. Wie das jetzt aussieht, wenn die ganze Sache hier vorbei ist, ist natürlich fraglich, ich weiß ja nicht, wie sich das entwickelt, ob überhaupt ein Markt da ist. Aber wir sind definitiv interessiert, das auch als Tour zu bringen, wenn das geht. Warum auch nicht?

Ihr seid ja nicht die einzige Band aus den 1980ern, die ein Revival feiert – man denke an Tormentor, Master’s Hammer oder Venom. Wäre das nicht auch was, ein Package mit Bands aus dieser Zeit?
Klar … warum nicht? Aber ich bin auch vorsichtig. Wenn es zu viel Nostalgie ist, ist es fast wie diese 70’s-Schlager-Tourneen oder auf einem Kreuzfahrtschiff, wo sich die ganzen Hausfrauen nochmal ihrer Jugend erinnern. Man muss da auch vorsichtig sein, das passt nicht unbedingt zu unserer Musik. Im richtigen Rahmen wäre ich definitiv dabei, aber es darf auch nicht übertrieben kitschig sein. Immerhin geht es schlussendlich doch noch um Black Metal und Texte, die es in sich haben. Da gibt es natürlich auch gewisse Grenzen.

Aber gäbe es Bands aus dieser Zeit von damals, mit denen du dir das vorstellen könntest?
Es gäbe vermutlich tonnenweise Bands … schon allein eben Venom, die für HELLHAMMER ja auch sehr wichtig waren.

„Ich bin einfach froh, dass das geklappt hat.“

In unserem letzten Gespräch hast du noch daran gezweifelt, ob bei den Fans überhaupt Interesse an TRIUMPH OF DEATH besteht. Ich denke, diese Zweifel sind mittlerweile ausgeräumt. Wie sehr hat dich das überrascht? Hast du wirklich daran gezweifelt, dass das Konzept aufgeht?
Das wird viele überraschen, aber ich bin kein großkotziger Typ. Ich nehme nichts als gegeben an, ich bin sehr vorsichtig. Ich verfalle nicht meinem eigenen Mythos wie viele andere Musiker, die ich kenne und bei denen ich das beobachte. Ich finde das einen sehr ungesunden Trend. Ich bin lieber vorsichtig und bescheiden. Und selbstverständlich habe ich es nicht als gegeben angesehen, dass andere Leute diese Idee auch gut finden. Ich habe die Pros und Contras natürlich sehr vorsichtig abgewogen. Dass das jetzt klappt – und dass es dem Publikum bisher offenbar sehr gut gefallen hat, haben wir natürlich auch bemerkt – finde ich fantastisch. Das freut mich unheimlich, da bin ich extrem dankbar. „Überrascht“ ist da vielleicht das falsche Wort. Ich bin einfach froh, dass das geklappt hat und die Leute verstehen, wie wir das meinen: Dass es nicht ein billiger Kommerztrick ist, sondern dass wir das wirklich tun, weil wir es gerne tun. Und weil wir dabei Spaß haben. Ich denke, das überträgt sich auch von der Bühne auf das Publikum – und dann eben auch wieder zurück vom Publikum auf die Bühne. Das sieht man vermutlich auch bei der Interaktion zwischen uns allen in der Band – dass das eine Freundschaft ist und wir ehrlichen Spaß haben und es kein Kommerzprojekt ist. Als wir CELTIC FROST wiedervereinigt haben, hat mir eine Band mal auf einem Festival im Backstage-Bereich erzählt, dass sie sich nur wegen des Geldes wiedervereinigt haben. Das fand ich ziemlich traurig – das ist bei TRIUMPH OF DEATH definitiv anders.

“ Wenn bei mir ein Wechsel im Lineup passiert,
muss es schon seinen Grund haben.“

Du sprichst viel von der Freundschaft in der Band – allerdings gab es bei TRIUMPH OF DEATH zuletzt auch einen Besetzungswechsel, der wohl nicht „in aller Freundschaft“ vonstattenging. Mia Wallace ist nicht mehr dabei, obwohl du sie in unserem letzten Interview noch als treibende Kraft bei der Umsetzung gelobt hast. Wie kam das?
Mia hat damals den Auslöser gegeben, dieses Projekt, das ich in meinem Kopf hatte, wirklich umzusetzen. Ich hatte bereits 2013, als wir mitten in der Produktion des zweiten TRIPTYKON-Albums waren, mit gewissen Leuten darüber gesprochen, dieses Projekt umzusetzen. Ich hatte mir die Band im Kopf eigentlich schon zusammengestellt, mir fehlte aber noch ein Bassist. Und das ist für mich eine wichtige Position, denn unser Bassist war damals Steve Warrior, mit dem habe ich HELLHAMMER gegründet. Deshalb konnte das jetzt nicht einfach irgendwer sein. Als ich dann mit Mia beim NIRYTH-Projekt zusammengearbeitet habe, habe ich ihr von der TRIUMPH-OF-DEATH-Idee erzählt und sie fand auch, dass ich das machen muss, weil sie HELLHAMMER auch gut fand. Das gab dann den Auslöser, das wirklich umzusetzen und das Projekt nicht nur im Kopf mit mir herumzutragen.

Wer mich kennt, weiß, wie konservativ ich mit Lineup-Wechseln bin. Wenn bei mir ein Wechsel im Lineup passiert, muss es schon seinen Grund haben. Den letzten habe ich irgendwann in den 1980ern gemacht. TRIPTYKON hat seit zwölf Jahren ein stabiles Lineup. Der einzige Wechsel war Norman Lonhard [Schlagzeug, A. d. Red.], der selbst gesagt hat, dass er aussteigen möchte, weil er gerne andere Musik spielen möchte, der aber nach wie vor ein Freund der Band ist und zu unseren Konzerten kommt. Das letzte Mal, dass ich ein Bandmitglied ausgewechselt habe, ist Jahrzehnte her. Das spricht wohl Bände …

“ Meiner Ansicht nach ist das ein super Album,
eines der besten, die ich je gemacht habe.“

Ist das angesprochene Projekt NIRYTH damit auch Geschichte?
Ich bin zur gleichen Zeit gemeinsam mit dem Schlagzeuger bei NIRYTH ausgestiegen. Es ist aber so, dass die Musik existiert, die Produktion war abgeschlossen, das Material bereits bei der Plattenfirma. Eigentlich war geplant, dass das am 24. April erscheint. Meiner Ansicht nach ist das ein super Album, eines der besten, die ich je gemacht habe. Da ich ungefähr 75 Prozent der Musik sowie alle Texte geschrieben und das Ganze auch produziert und mit meiner Plattenfirma und meiner Managerin finanziert habe, gehören mir auch die Rechte an diesen Aufnahmen. Ich habe mit dem Schlagzeuger die Band jetzt quasi neu formiert, unter einem anderen Namen. Den Namen NIRYTH haben wir Mia überlassen, weil ihr das wichtig war, aber wir haben die Band neu formiert und werden diese Aufnahmen zu gegebener Zeit leicht verändert und mit unserem neuen Lineup herausbringen.

Gibt es den Namen schon?
Ja, den Namen gibt es schon. (lacht) Aber alles zu seiner Zeit. Wir wären eigentlich in zwei Wochen in Deutschland im Studio, um die Aufnahmen noch etwas zu verändern und auch zwei neue Songs aufzunehmen, aber das ist in der gegebenen Situation natürlich unmöglich. Deswegen weiß ich noch keine Termine und warte lieber noch mit Ankündigungen, bis klarer ist, was geschehen wird.

Du hattest in unserem letzten Interview angedeutet, dass eventuell ein Livemitschnitt von TRIUMPH OF DEATH kommen könnte – gibt es da Neues?
Wir haben letztes Jahr etliche Konzerte aufgenommen und sollte es jemals wieder Konzerte geben, werden wir auch die mitschneiden. Wir hatten etwa geplant, unseren Auftritt beim Inferno-Festival aufzunehmen. Es gibt also bereits Aufnahmen und es werden noch weitere hinzukommen. Da dieses Jahr wohl mehr auf der kreativen Seite stattfinden wird, werden wir dieses Material sicher sichten und einiges davon mischen und als Live-EPs herausbringen. Wir haben dafür schon einen Vertrag mit Century Media. TRIUMPH OF DEATH wird dieses Jahr also sicher auch eine Band mit Tonträger.

Hier geht es weiter:

>> Teil 2 des Interviews über TRIPTYKON und „Requiem“!

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Dieses Interview wurde per Telefon/Videocall geführt.

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