Interview mit Gabriel Franco von Idle Hands

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Schon ihre EP „Don’t Waste Your Time“ (2018) kam gut an – knapp ein Jahr später legen die Rock-/Post-Punk-Newcomer IDLE HANDS nun mit „Mana“ ihr Debüt-Album nach. Noch bevor dieses erscheint, gehen die Jungs aus Portland, Oregon, zum zweiten Mal in diesem Jahr auf Europatour. Bandkopf Gabriel Franco darüber, was ihn antreibt, was IDLE HANDS ausmacht und wieso es eine gute Idee war, zuletzt mit lauter Black-Metal-Bands zu touren.

Deine Band heißt IDLE HANDS – wegen des Films?
Nein. Tatsächlich hatte ich erst später erfahren, dass ein solcher Film existiert.

Was war dann deine Idee dahinter, IDLE HANDS als Bandnamen zu wählen?
Der Bandname ist ein Verweis auf den alten Satz „Idle Hands are the devil’s playthings“ – was ungefähr bedeutet: Wenn man nichts zu tun hat, ist man anfälliger für negative Aktivitäten. Faulheit, Trinken und so weiter. Was immer du im Leben tust, verstärkt sich selbst: Je mehr du tust, desto mehr wirst du künftig tun, je mehr du nicht tust, desto mehr wirst du nicht tun. Achte deswegen darauf, dass du immer das tust, was du tun willst.

Kürzlich wart ihr mit Gaahls Wyrd und Tribulation auf Tour – wie kam es zu dieser ziemlich mutigen Kombination?
Unser guter Freund und Booking-Agent war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat uns für die Tour vorgeschlagen. Das Headliner-Management beschloss, uns eine Chance zu geben. Wir hatten eine tolle Zeit. Das Publikum schien generell etwas irritiert – nur in Deutschland war es den Fans scheißegal: Ich hatte den Eindruck, dass die deutschen Metalheads etwas aufgeschlossener waren. Allerdings haben wir in jeder Stadt Fans gefunden und uns sehr gut geschlagen. Außerdem waren die Bands, mit denen wir auf Tour waren, sehr herzlich und alle waren am Ende gute Freunde.

Also hast du dich von den Black-Metal-Fans geschätzt gefühlt, hat das Konzept funktioniert?
Einige waren empfänglich, andere nicht. Aber das war zu erwarten. Ich meine, ich verstehe, dass einige Leute ihre Musik ernster nehmen als andere. Das war nie mein Ziel. Ich habe immer nur versucht, Spaß zu haben. Aber es gab viele Leute, die gesagt haben, dass wir sie überrascht haben und sie nichts dergleichen erwartet haben, und dann einen Haufen Merchandise von uns gekauft haben.

Hört ihr selbst Black Metal, oder wie war es für euch, in diesem Setting zu spielen?
Meine Lieblingsbands aus dem Black Metal sind Satyricon und Dissection. In letzter Zeit habe ich jedoch mehr Uada und Mgła gehört. Als ich diese Band gegründet habe, war die Idee, Black Metal mit cleanem Gesang zu schreiben, aber es hat sich zu dem entwickelt, was es jetzt ist. Als diese Tour zustande kam, war mir sehr bewusst, dass wir das schwarze Schaf sein würden, aber es fühlte sich trotzdem irgendwie so an, als würde es funktionieren, ich hatte ein gutes Bauchgefühl bei der Sache. Also haben wir das Angebot genommen und sind einfach jede Nacht dort hochgegangen und haben getan, was wir tun. Am Ende des Tages ist es nur ein Konzert, du sollst kommen, um Spaß zu haben – und wenn du das nicht tust, ist es nicht meine Schuld sondern deine.

Bald kommt ihr wieder auf Tour – was erwartet ihr von den Shows?
Ich erwarte nichts von irgendwem. Ich kann nur mein Bestes tun, jeden Tag. Der Rest wird sich von selbst regeln.

Ihr habt nur eine EP und ein Album – wie lang wird die Setlist sein?
Wir haben viele verschiedene Shows, Clubs, Theater, Festivals. Opener-, Mittel- und Headliner-Slots. Wir haben dafür ein 30-, 40-, 45-Minuten- und ein Stunden-Set. Leider ist eine Stunde das längste, das wir spielen können – das ist alles Material, das wir im Moment haben. Aber bei den meisten Shows werden wir das 45-Minuten-Set spielen.

Gibt es Songs, die du eigentlich nicht gerne live spielst, die du aber spielen musst, damit das Set eine ausreichende Länge hat?
Nein, wenn ich einen unserer Songs nicht gut genug finden würde, hätte ich ihn nicht veröffentlicht. Es gibt aber ein oder zwei, die sehr schwer zu singen sind. Aber wir werden auch die spielen.

Euer neues Album heißt „Mana“. Worum geht es in den Texten und gibt es einen Zusammenhang zwischen Texten, Titel und Artwork?
Die Textthemen variieren von Song zu Song, aber die Botschaften sind im Allgemeinen positiv. Ich habe die meisten offen für Interpretationen gelassen. Die Idee hinter „Mana“ ist die Hoffnung, dass die Platte dem Zuhörer ein wenig magische Kraft einflößt, und vielleicht gehen sie von dem Erlebten nach Hause und sind dadurch inspiriert, selbst etwas Magie zu schaffen.

Das Album wird auf dem deutschen Label Eisenwald veröffentlicht. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Sie waren das vertrauenswürdigste Label, mit dem ich gesprochen habe. Ich war nicht auf der Suche nach einem großen Namen, sondern nach einem guten Deal. Den haben sie uns gegeben. Mein Freund Jake von Uada hat mich mit dem Labelchef in Kontakt gebracht, der Rest ist Geschichte. Wir könnten nicht glücklicher sein und planen, die Band, das Label, die Agenten und die Crew in den nächsten Jahren gemeinsam aufzubauen. Solange du deinen Teil dazu beiträgst, bleibst du Teil des Teams. Niemand wird für jemand Größeren oder Besseren beiseite geschoben. Es wird ein Team des Vertrauens sein.

Das Album wird als eine Mischung aus NWOBHM, Occult-Rock und dem Sleaze der 80er-Jahre beworben – für mich klingt es eher nach Post-Punk und New Wave, Bands wie Killing Joke oder – aktueller – Grave Pleasures – wie siehst du das?
Jemand hat das über uns geschrieben. Es gab viele Beschreibungen über unsere Band, aber noch scheint noch niemand das genaue Genre zu kennen. Ich hoffe natürlich, dass das so bleibt. Post Punk ist cool, aber entwickeln uns nicht in diese Richtung – Metal wird immer an erster Stelle stehen. Wenn wir jemals weicher würden, denke ich, wäre es eher in Journey- oder Classic-Rock-Richtung, aber mit wütenden Texten. Wer weiß, ich arbeite einfach Tag für Tag weiter und schaue, was dabei herauskommt.

Ihr seid junge Musiker, ihr seid eine neue Band – und doch spielt ihr Musik, die sehr retro ist – wie kommt es? Was inspiriert plötzlich junge Musiker zu diesem Musikstil?
Das kommt nicht von ungefähr, Bands machen das seit ich vor zehn Jahren angefangen habe, Musik zu machen und noch viel länger. Ich schiebe es auf die Popularität des klassischen Rock und die Eingängigkeit von Rock-’n‘-Roll-Instrumenten, in Kombination mit Eltern, die ihre Musik weitergeben, und einer Million anderer Dinge. Es hat gerade einfach Musikrichtungen überlebt. Die Menschen wollen rocken, die Menschen wollen diesen Lebensstil leben. Reisen, Feiern, kreativ sein … das ist sehr verlockend für einen jungen Menschen, der nie weit von zu Hause weg war. Ich bin mit Videos meiner Lieblingsbands aufgewachsen, die Wacken spielen und war einfach völlig erstaunt über die schiere Größe der ganzen Sache. Es sah einfach total unwirklich aus. Das hat mich angezogen. Von da an gab es keine wirkliche Entscheidung, „Retro-Musik“ zu spielen – ich spiele einfach Riffs, die ich gut finde.

Siehst du dich selbst als Teil einer neuen Szenegeneration, und gibt es Bands, die du als Inspiration dafür sehen würdest – einerseits unter den Genregründern, aber auch unter den Newcomern der Szene?
Ich sehe mich im Moment nicht als etwas Besonderes. Ich hoffe, dass wir irgendeine nachhaltige Wirkung haben. Aber das hängt ganz von der Qualität unserer Musik ab. Ich bin inspiriert von alten und neuen Bands, ja. Die alten Bands haben meiner Meinung nach immer noch das bessere Songwriting, sie hatten etwas mehr Geld zum Ausgeben, das kann etwas damit zu tun haben. Aber was ich von den neuen Bands schöpfe, ist Motivation. Ich schaue mir jemanden in meinem Alter an, der etwas tut, was ich tun will, und ich sage: Wenn der das kann, dann kann ich es auch!

Vielen Dank für das Gespräch! Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Deutschland:
Ich liebe euer Bier und euer Essen. Bayern ist absolut schön und Ihr habt eine sehr reiche Geschichte. Auch für Metal ist das Land fantastisch.
Joy Division: Ich habe „Love Will Tear Us Apart“ 1000-mal gehört – ihr Album „Closer“ sieben oder achtmal, das hat bei mir einfach nicht gezündet. Aber ich werde diese Band weiterhin auschecken. Sie sind hier in den USA sehr angesagt.
IDLE HANDS in 10 Jahren:
Headliner in großen Hallen oder aufgelöst, je nachdem, was zuerst eintritt. Wir werden uns den Arsch aufreißen, bis das entschieden ist. Wann immer dieser Tag kommt, liegt an uns und liegt zugleich nicht an uns. Es ist schon seltsam.
Donald Trump:
Wir sollten freundlicher zu unseren mexikanischen Nachbarn sein.
Dein Lieblingsalbum im Moment: Daft Punk – Random Access Memories

Nochmals vielen Dank für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir:
Wir kommen vom 18. April bis 1. Juni nach Europa. Die Tourdaten findet ihr auf unserer Facebook-Seite. Unser Album „Mana“ erscheint dann am 10. Mai über Eisenwald Records. Wir verkaufen es auch auf Tour. Behaltet unser Facebook und Instagram für Ankündigungen dazu im Auge. Für den Rest dieses Jahres werden wir höchstwahrscheinlich keine kleinen Clubreisen durch Europa planen. Wenn wir noch einmal zurückkommen, dann als Support-Act, also ist diese Tour jetzt eure Chance, uns dabei zu erwischen, wie wir all unsere Sachen in persönlicher Atmosphäre spielen. Zum Schluss vielen Dank, dass du dich um die Band und die Musik kümmerst. Es klingt klischeehaft und generisch, aber wir könnten das nicht ohne jeden einzelnen Menschen tun, der sich für unsere Musik interessiert und wir sind dafür zutiefst dankbar.

https://youtu.be/0PVnML09w50

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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