Interview mit Olav Iversen von Sahg

Was lange währt, wird endlich gut: Neben der üblichen Promotion-Arbeit zum neuen Album „Sahg II“ stand für die Norweger SAHG im April auch noch eine kleine Nordeuropa-Tour an, so dass ich, nachdem ich mehrfach vertröstet wurde, die Hoffnung auf ein Interview schon fast aufgegeben hatte. Doch ich wurde eines Besseren belehrt, denn schließlich fand Sänger Olav Iversen doch noch die Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.

Euer neues, zweites Album mit dem schlichten Titel „Sahg II“ ist grade herausgekommen. Habt ihr viel Stress mit Promotion-Arbeit für das Album?
Ja, die Metal-Presse hat dem Album in den letzten Wochen viel Aufmerksamkeit geschenkt, was natürlich gut ist. Es ist wirklich schön zu sehen, dass so viele Leute Interesse an der Band und unserem neuen Album haben.

Bist du persönlich absolut zufrieden mit jedem Detail der CD, oder gibt es deiner Meinung nach irgendetwas, was du jetzt schon anders machen würdest, hättest du die Möglichkeit dazu?
Nein, das Album ist wirklich eine ziemlich perfekte Dokumentation, wo die Band zur Zeit steht. Es gibt immer kleine Dinge, die man sich anders vorgestellt hat, aber das sind Details, mit denen man schnell leben lernt.

Was sind die größten Unterschiede zwischen „I“ und „II“, bezüglich einerseits des Entstehungsprozesses, andererseits bezogen auf das fertige Resultat?
Der Hauptunterschied bezüglich der Songs der beiden Alben liegt wohl in der Vielfalt und Reife der Kompositionen, die sich in der Zeit zwischen den beiden Alben weiterentwickelt hat. Die Band war weniger als ein Jahr alt, als wir „Sahg I“ aufgenommen haben. Wir hatten also nur eine relativ begrenzte Zeit, um musikalisch und bezüglich des Sounds herumzuexperimentieren. Bevor wir „Sahg II“ geschrieben haben, haben wir eine Menge Live-Erfahrungen gesammelt und hatten genug Zeit, verschiedene musikalische Richtungen auszuprobieren und unser musikalisches Spektrum so zu erweitern. Aus diesem Grund ist das Material auf „Sahg II“ vielfältiger: Wir haben das Selbstvertrauen entwickelt, unsere Musik von einem erweiterten musikalischen Bereich beeinflussen zu lassen. Wir merken auch, dass wir bezüglich des Arrangements gewagter zu Werke gehen. Songs wie „Star-Crossed“ und „Monomania“ sind weit von traditionellen Standards entfernt.

Auch beim Gebrauch zusätzlicher Instrumente haben wir auf „Sahg II“ mehr herumprobiert, unter anderem mit Klavier, Mandoline sowie einem vielseitigeren Einsatz der Perkussion. Das Album wurde teilweise im Studio live eingespielt, wobei die Live-Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, von großem Nutzen waren. Kurz gesagt ist das Album also für SAHG in jeder Hinsicht ein großer Schritt nach vorne.

Wie sind bei SAHG die Aufgaben beim Songwriting verteilt? Schreibst du alle Texte alleine? Ist jeder Song das in Heimarbeit entstandene Werk eines Einzelnen, oder entwickeln sich die Songs im Proberaum oder gar erst im Studio?
Die Texte habe alle ich geschrieben. Aber Thomas, der für die meisten Songs verantwortlich ist, hat mir für einige Lieder des Albums mit ein paar thematischen Ideen unter die Arme gegriffen. Einige der Stücke sind auf klare, thematische Grundlagen aufgebaut, was für uns eine neue und fruchtbare Arbeitsweise darstellt. Meistens liegt den Songs die Idee eines der Bandmitglieder zu Grunde, die wir dann als Band ausarbeiten. Manchmal werden diese Ideen aber auch schon als fast fertig ausgearbeitete Songs vorgestellt, manchmal sind sie aber auch noch taufrisch und benötigen Beiträge vom Rest der Band, um sich weiterzuentwickeln.

Deine Art zu Singen erinnert mich an eine Mischung aus Bruce Dickinson, Zakk Wylde und Phil Anselmos Klargesang bei „Escape The Crimson Sun“. Haben dich Sänger wie diese bezüglich deines Gesangsstils beeinflusst?
Es ist interessant, dass du diese Namen erwähnst. IRON MAIDEN waren in meiner Jugend eine meiner ersten Lieblingsbands, und sind es bis heute geblieben. In den „Vulgar Display Of Power“- und „Far Beyond Driven“-Zeiten war ich auch ein großer PANTERA-Fan, und bin jetzt ein großer Fan dessen, was Phil mit DOWN macht. Ein herausragender Sänger, ohne Zweifel. Bezüglich Zakk bin ich vor allem Fan von ihm in seiner Rolle als Ozzys Gitarrist. Eine ganze Menge legendärer OZZY OZBOURNE-Songs sind durch Zakks Kompositionen und Gitarrenspiel entstanden – einer der größten Gitarrenhelden unserer Zeit. Ich mag aber auch eine Menge des BLACK LABEL SOCIETY-Materials.

Mit SAHG spielt ihr Stoner Rock, aber King Ov Hell und du sind auch in härtere [Black] Metal Projekte involviert. Ist SAHG für dich eine nötige Ergänzung – in gewisser Weise vielleicht auch ein Ausgleich – zu dem härteren Material, um mehr Vielfalt in die Musik zu bringen, die du erschaffst?
Ich denke, fast jeder Musiker erreicht irgendwann den Punkt, an dem er die eigenen musikalischen Wurzeln erkunden will. Und das war auch der Anfang von SAHG: Wir realisierten, dass wir die verschiedensten Arten von Metal gespielt hatten, alles basierend auf jüngeren Einflüssen. Also war es an der Zeit, zurück zu den Anfängen zu gehen, und unsere eigene Interpretation der Musik zu erschaffen, die uns ganz zu Anfang dazu gebracht hat, Instrumente zu lernen: Heavy Rock aus den 70ern und 80ern. Was wir mit SAHG machen, reicht also tiefer zu unseren musikalischen Ursprüngen zurück als unsere anderen Bands. Es war etwas, was an einem bestimmten Punkt kommen musste.

King Ov Hell spielt bei GORGOROTH, du bist in der Death/Doom Metal Band MANNGARD aktiv. Worin liegen die Hauptunterschiede zwischen einer so harten Band und einer Band wie SAHG?
Das sind wirklich zwei sehr verschiedene Angelegenheiten, zwei sehr verschiedene Arten, sich musikalisch auszudrücken. MANNGARD dreht sich um extremen Hass, Wut und Verzweiflung und ist auch physisch eine extreme Herausforderung. Bei SAHG geht es mehr um die Dynamik, die Atmosphäre und die melodische Umsetzung. SAHG ist auf andere Art und Weise anspruchsvoll, es fordert uns als Songwriter, Instrumentalisten und Performer.

Bevorzugst du, wenn du in deiner Freizeit Musik hörst, Black Metal und andere harte Musik oder eher SAHG-ähnliches Material?
Etwas von beidem!

Welche Bands kannst du empfehlen?
Momentan höre ich sehr oft die letzten Alben von DOWN, THE SWORD, TROUBLE und THE BLACK CROWES. Alles wirklich gute Platten!

Welche Bands würdest du als Haupteinflüsse auf die Musik, die ihr mit SAHG erschafft, nennen?
Oh, da gibt es viele. Aber BLACK SABBATH und OZZY, LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, PINK FLOYD und PENTAGRAM sind wohl unter anderem als Haupteinflüsse zu nennen.

Was ist deine Intention hinter SAHG? Gibt es eine Aussage, die SAHG vermitteln soll, oder machst du es nur „just for fun“, weil dir die Musik taugt?
Wie schon gesagt, unser Hauptziel ist es, unsere eigenen musikalischen Wurzeln zu erforschen und all jenen Bands, die sich mit jedem Song, mit jedem Album wiederholen, zu beweisen, dass sie das nicht tun müssen! Öffnet einfach eure Augen und euren Geist und lasst die Musik heraus. Abgesehen davon haben wir viel über Spiritualität zu sagen, was sich alles in unseren Texten finden lässt.

Ihr seid grade von einer kleinen Nordeuropa-Tour zurückgekehrt. Wie war die Tour, und wie schauen die Pläne für die Zukunft aus? Eine Pause, weitere Live-Shows oder schnellstmöglich ein neues Album aufnehmen?
Wir haben grade die Tour als Support von TROUBLE beendet, und es war wirklich großartig! Wir werden im Frühling und Sommer einige wenige Festivals spielen und uns parallel dazu dem Komponieren von neuem Material zuwenden. Dann, gegen Ende des Jahres, werden wir eine weitere Europa-Tour spielen, auf der wir hoffentlich auch nach Süddeutschland und in andere Gegenden, in denen wir noch nicht gespielt haben, kommen werden.

Vielen Dank! Das war meine letzte Frage. Wenn es noch etwas anderes gibt, dass du sagen oder erklären willst, hast du dazu jetzt die Gelegenheit!
Hört euch unser neues Album „Sahg II“ an und schaut bei einer unserer Shows vorbei. Es wird keiner enttäuscht werden!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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