Konzertbericht: August Burns Red 10 Years Constellations Tour w/ Erra & Currents

04.12.2019 München, Backstage (Werk)


Seit vielen Jahren sind die Amerikaner von AUGUST BURNS RED eine der großen Konstanten im Metalcore. Jedes ihrer bisherigen Alben konnte mit Spielfreude und Qualität überzeugen. So natürlich auch ihr Durchbruchsalbum „Constellations“, dessen zehnjährigen Geburtstag die fünf Mannen dieses Jahr mit Touren in Nordamerika, Australien und schließlich auch Europa gebührend feiern. Mit im Gepäck haben die christlichen Metaller ihre Landsmänner von ERRA und CURRENTS – ein Package, das einem solch besonderen Anlass allemal würdig ist.


Den Start machen die Newcomer von CURRENTS. Mit ihrem Debütalbum „The Place I Feel Safest“ gelang es ihnen, frischen Wind in die Metalcore-Szene zu bringen und gelten seitdem als eine der großen Hoffnungen für die Zukunft des Subgenres. Diesen Status bestätigen sie auch am heutigen Abend. Ist beim Opener „Into Despair“ die Fläche vor der Bühne noch relativ leer, zieht der Auftritt der Jungs aus Connecticut schnell die bereits Anwesenden vor die Bühne. Sänger Bryan Wille muss man eine starke Entwicklung eingestehen, klingt er doch viel energischer und aggressiver als beim Auftritt an selber Stätte im letzten Jahr. Mit ihrer zwar kurzen, jedoch clever zusammengestellten Setlist – mit Brechern wie „Apnea“ oder dem frisch veröffentlichten „Poverty Of Self“ sowie dem melodischen „The Rope“ zeigen CURRENTS ihre gesamte Bandbreite auf – gelingt es der Band zudem, ihre Fans zu einem ersten kleinen Moshpit zu animieren. Jene beweisen sich auch als äußerst textsicher. Dass sich nach Ende des Konzerts eine ganze Schar an Leuten am Merchstand um die Band drängt, beweist, dass die Amerikaner sehr vieles sehr richtig machen.

  1. Into Despair
  2. Apnea
  3. Poverty Of Self
  4. The Rope
  5. Withered
  6. Forever Marked
  7. Night Terrors


Mit ERRA wird es noch ein Stück progressiver als es bei Currents bereits war. So erinnert die Band aus Alabama rein musikalisch schon etwas an Periphery. Dass dieser Sound auch beim Publikum gut ankommt, zeigt sich jedoch erst nach einigen Songs. So ist zwar schon zum Start des Auftritts das Gedränge deutlich größer als noch beim Opener, Bewegung will trotzdem erstmal nicht aufkommen. Dies ändert sich allerdings mit dem vierten Song des Sets, „Luminesce“, schlagartig: Ein immer größer werdender Moshpit breitet sich im Backstage Werk aus. Soundtechnisch klingen ERRA am heutigen Abend astrein und glasklar. Die verspielten Melodien können sich toll entfalten und die mit Hall unterlegten Screams von Sänger J.T. Cavey fügen sich passend in den Sound ein. Einzig der Klargesang von Gitarrist Jesse Cash ist gewöhnungsbedürftig. So würde es der Band vielleicht besser stehen, würde sich Cash einzig auf sein tolles Gitarrenspiel fokussieren, bei dem er mit spannenden Soli und Riffs vollends überzeugt. So räumen ERRA nach einer Dreiviertelstunde und unter großem Applaus die Bühne und machen Platz für die Band des Abends: August Burns Red.

  1. Disarray
  2. Monolith
  3. Irreversible
  4. Luminisce
  5. Eye Of God
  6. Ghost Of Nothing
  7. Drift
  8. Rebirth
  9. Skyline
  10. Breach


Nach angenehmen 20 Minuten Umbaupause ist es dann schon soweit: Das Gedränge vor der Bühne ist immens und die Besucher scharren schon mit den Füßen. Als dann die ersten Töne von „Thirty And Seven“ erklingen, gibt es kein Halten mehr. Praktisch im gesamten Kessel unterhalb der Treppen im Werk bricht Chaos aus. Fast ohne Ansagen zocken AUGUST BURNS RED das Album „Constellations“ in voller Länge runter – und das ist auch gut so. Die enorme Energie wird somit ohne Unterbrechung aufrechterhalten und ihre größten Hits wie „White Washed“ oder das famose „Marianas Trench“ ausgelassen gefeiert. Dass das zehnjährige Jubiläum auf beeindruckende Art und Weise glückt, liegt derweil nicht nur an der Qualität der Songs, sondern vor allem auch daran, wie die Band diese präsentiert. Gelten AUGUST BURNS RED sowieso schon als tolle Live-Band, setzen sie heute nochmals einen drauf. Sänger Jake Luhrs fegt mit seinen druckvollen Vocals alles aus der Halle, während der sich mit Flip-Flops auf der Bühne befindende J.B. Brubaker voller Spielfreude den anspruchsvollen Melodien und Riffs widmet. Das absolute Highlight befindet sich jedoch abermals im Hintergrund: Matt Greiners abwechslungsreiches und exaktes Schlagzeugspiel beeindruckt immer wieder aufs Neue. Zudem ist er einer der wenigen Drummer, bei denen ein Schlagzeugsolo tatsächlich Spaß macht – in Kombination mit dem kleinen, extra auf die Bühne geschobenen Set, auf das Bassist Dustin Davidson eintrommelt, gestalten die beiden das Schlagzeugduett sogar sehr abwechslungsreich. Nach Abschluss der zwölf Songs von „Constellations“ fügt die Band zudem noch einige weitere Hits an. Mit „Ghosts“, „Empire“, „Composure“ und dem vom aktuellen Album stammenden „Invisible Enemy“ fahren AUGUST BURNS RED eine hochkarätige Zugabe auf und hinterlassen und hochzufriedenes, durchgenässtes und lädiertes Publikum.

  1. Thirty And Seven
  2. Existence
  3. Ocean Of Apathy
  4. White Washed
  5. Marianas Trench
  6. The Escape Artist
  7. Indonesia
  8. Paradox
  9. Meridian
  10. Rationalist
  11. Meddler
  12. Crusades
  13. Drum Solo
  14. Ghosts
  15. Invisible Enemy
  16. Empire
  17. Composure

Weshalb Jubiläumstouren oft kritisch beäugt werden, kann nach diesem Abend wohl keiner der Anwesenden verstehen. So bieten AUGUST BURNS RED allen Fans eine tolle Reise zurück in die Vergangenheit und zudem die Chance, zu nie zuvor live gehörten Tracks abzufeiern. Geschieht das alles mit einer solchen Energie und Spielfreude von Seiten der Band, wie an diesem Abend, spricht tatsächlich alles für diese Art der Tour. Obwohl der Headliner das absolute Highlight darstellt, muss man sowohl ERRA als auch CURRENTS ein großes Lob aussprechen. Denn dem Dreiergespann gelingt einer der besten Konzertabende des Jahres.

Publiziert am von Silas Dietrich

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