Konzertbericht: Chrome Division w/ Crossplane, Virginia Hill

11.02.2019 München, Backstage (Club)

„One Last Ride“ heißt die aktuelle, fünfte und – wenn man dem Albumtitel und den Aussagen der Band Glauben schenken mag – auch letzte Platte der norwegischen Rock-Band CHROME DIVISION, die dereinst als Nebenprojekt von Dimmu-Borgir-Fronter Shagrath ins Leben gerufen wurde. Ehe es jedoch so weit ist und die Motoren ersterben, unternehmen CHROME DIVISION selbst noch einmal eine letzte Ausfahrt: eine neuntägige Europatour mit CROSSPLANE und VIRGINIA HILL.

Los geht es um kurz nach halb acht mit VIRGINIA HILL aus Oslo. Benannt nach einer in den 30er-Jahren in den USA recht bekannten Gangsterbraut und Mafiosa, ist der Name leider das einzige, was an VIRGINIA HILL verrucht klingt – und das auch nur, wenn man die Geschichte hinter dem Namen kennt. Zwar knien sich die fünf Musiker in den ihnen gegebenen 30 Minuten voll rein und machen ordentlich Wirbel auf der Bühne. Musikalisch bleiben die jungen Rocker jedoch recht blass: Wenn auch solide gemacht, bringt ihr klischeehafter, straighter Rock ’n‘ Roll, der mitunter an die Punk-Rock-Pioniere The Adicts denken lässt, heute niemanden in Wallung.

Das sieht bei CROSSPLANE anders aus: Noch bevor die Ruhrpottler um 20:20 Uhr so richtig loslegen, hat Sänger und Gitarrist Marcel „Celli“ Monig das Publikum schon durch ein paar Gags beim Soundcheck auf seiner Seite. Gelernt ist gelernt, möchte man sagen, schließlich steht er seit Jahren mit der Spaß-Thrash-Combo Onkel Tom auf der Bühne. Neben sympathischen Ansagen wie „Wir sind CROSSPLANE – und ihr seid Rock ’n‘ Roll“ hilft es, dass die Band schon einige Fans unter den mittlerweile vielleicht 60 Anwesenden zu haben scheint: Der stark Motörhead-inspirierte Hard-Rock der Truppe aus Essen kommt jedenfalls glänzend an, sodass sich das Publikum auch gerne auf Interaktion einlässt und das Quartett (wie zuvor vereinbart) nach 30 Minuten noch einmal zu einer „Zugabe“ auf die Bühne jubelt.

Nachdem das Publikum von Virginia Hill und Crossplane bereits auf Temperatur gebracht, vor allem aber direkt vor die Bühne geholt wurde, ist es für CHROME DIVISION als Hauptattraktion des heutigen Rock-’n‘-Roll-Abends ein Leichtes, an die eh schon gute Stimmung anzuknüpfen und diese noch weiter anzuheizen: Gerade der nach acht Jahren in die Band zurückgekehrte Eddie Guz, der den ersten beiden Platten von CHROME DIVISION mit seinem Gesang viel Charme verliehen hatte, kann mit seiner (wenngleich etwas tourgeschädigten) Stimme und jeder Menge guter Laune kräftig punkten. Bandklassiker wie „Trouble With The Law“ ziehen die Fans richtiggehend mit.

Auch dem Rest der Band stehen die Spielfreude und vielleicht auch die Erleichterung darüber, dass es im Backstage Club für einen Montagabend doch halbwegs voll geworden ist, ins Gesicht geschrieben. Während es Lead-Gitarrist Mr. Damage sichtlich genießt, mit dem einen oder anderen furiosen Gitarrensolo im Rampenlicht zu stehen, scheint es Shagrath geradezu entgegenzukommen, dass er als Rhythmusgitarrist von CHROME DIVISION – anders als in seinem Hauptberuf als Dimmu-Borgir-Sänger – mal nicht im Fokus steht. Erst im Laufe der Show taut die Black-Metal-Koryphäe auf und lässt sich zur einen oder anderen Pose hinreißen. Kein Wunder, die knackigen Rock-Riffs der Norweger verleiten ja schon beim Zuhören zum Mitgehen.

  1. Breathe Easy
  2. Wine Of Sin
  3. Fight
  4. Raven Black Cadillac
  5. Trouble With The Law
  6. Bulldogs Unleashed
  7. Zombies & Monsters
  8. So Fragile
  9. The Call
  10. I’m On Fire Tonight
    — Gitarrensolo (Mr. Damage)
  11. Endless Nights
  12. The Boys From The East
  13. Chrome Division
  14. One Last Ride
  15. Serial Killer

Dass diese Tour die letzte der norwegischen Rocker von CHROME DIVISION sein soll, mag man in Anbetracht der offensichtlichen Freude, die der Auftritt den Musikern macht (sowie einigen Aussagen im Interview) kaum glauben – so es jedoch dabei bleibt, verabschieden sich CHROME DIVISION jedenfalls auf die einzig richtige Art und Weise von der Bühne: mit einer intensiven, mitreißenden Rock-’n‘-Roll-Party.

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