Konzertbericht: Eläkeläiset

2005-05-07 Lübeck, Treibsand

Dass man für ein Konzert eine Reise von zwei Stunden aufwendet, ist für mich als Fast-Hamburger eher selten. Dass ich dies jenen verregneten Samstag doch auf mich nahm, hängt zum Einen mit der durchlaufenen Abiturphase und einer nun angenehmen Schaffenspause, die zum Feiern genutzt werden will, zusammen. Ein anderer, vielleicht noch viel gewichtigerer Grund war der zu erwartene Act im Lübecker Treibsand: Eläkeläiset! Die sympathischen Suffköppe aus Suomi liefen schon im Vorfeld mit Flens-Buddeln in den Händen durch die Gegend und sorgten so schon für Stimmung. Gegen halb 6 betraten wir dann das Zelt. Unangenehm fiel auf, dass die Veranstalter scheinbar damit überfordert waren, trotz vorheriger Absprache eine Person auf die Gästeliste zu setzen und ich daher unnötigerweise zahlen musste.

Die frühe Veranstaltung mit zwei Supports sollte bereits um 18 Uhr starten, etwa eine halbe Stunde danach betraten – ich nehme es an, es sollte „Kein Kompromiss“ sein – zwei Männer die Bühne, einer am Schlagwerk, ein anderer an Stromklampfe und Mikrofon. Nunja, nach fünf Minuten undefinierbarem Geschrammel und Geschrei fragte ich Pekka vom Merchandise-Stand, ob sie irgendeinen Einfluss auf ihre Vorbands gehabt haben, was selbstverständlich negiert wurde. Er sagte mir überdies, dass die Band wohl gegen 9 Uhr erst spielen werde, was ich dann mit meiner Begleitung zu einem wesentlich angenehmeren Kneipenbesuch nutzte. Der Dauerregen ließ sich unter festem Dach doch besser ertragen als in einem immer weiter zugematschten Zelt, zudem wissen die Leute im Treibsand wohl überhaupt nicht, wie man einen Zombie zubereitet.Zur entsprechenden Uhrzeit kehrten wir dann mit Gerstensaft gestärkt zum Treibsand zurück. Die Band, heute nur zu viert ohne Keyboarder Onni Varis, saß bereits im traditionellen Rentner-Kostüm an ihren Biertischen und zelebrierten einen etwa halbstündigen Soundcheck, der von ungeduldigen „Humppa, Humppa“-Sprechchören der tobenenden Masse begleitet wurde. Als es dann endlich losging, war kein Halten mehr für die ca. 500 Gäste, die überwiegened der Punk- und Metalszene zugehörig schienen. Schon mit den ersten Tönen von „Poro“ ging ein ungeheures Wippen durch das immer matschiger werdende Zelt und erste Polonaisen schoben sich durch die Menge. Etwa zwei Stunden lang wurde eine Wahnsinnsparty auf und vor der Bühne gefeiert, etwas Anderes war bei dieser Band auch nicht zu erwarten. Über eine Setlist kann ich natürlich nichts sagen, dazu kann ich zwischen den fünfzigtausend Namensvarianten von „Humppa“ und „Jenkka“ leider zu schlecht unterscheiden und außerdem interessiert’s eh kaum einen. Natürlich wurde auf Hits wie „Ranttalihumppa“, „Humppa Tai Kuole“, „Hump“ oder „Pöpi“ nicht verzichtet, auch kam der Showaspekt (sprich exzessives Gelage auf der Bühne) nicht zu kurz. Stagediver prägten durchgehend das Bild darunter, Verletzungen konnte ich trotz der immensen Bewegung in der Meute nicht feststellen. Nach mehreren Zugaben verließen die Finnen dann gegen viertel vor 12 die Bühne.

Sichtlich gut gelaunt war auch Klamottenverkäufer und Zeichner Pekka, der mehrfach dazu genötigt wurde, seinen legendären Poro (das Rentier) auf die Kleidung der Besucher zu malen. Ein ebensolcher ziert nun auch meine Hose, die immer noch schlammverkrustet in der Ecke liegt. Noch schlimmer hat es meine Stiefel erwischt.Tja, aber je schlechter das Wetter, desto besser die Party. Dieser Abend wird aufgrund einer wie immer bestens aufgelegten Band lange in Erinnerung bleiben. Eläkeläiset sind nunmal ein Garant für Spitzenunterhaltung, das wurde hier wieder einmal eindrucksvoll demonstriert. Bis zum nächsten Mal, ihr Trunkenbolde!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert