Konzertbericht: In Extremo w/ Turisas

2005-07-23 Burg Veldenstein, Neuhaus

Nach 2002 fand das Veldensteiner Festival auf Burg Veldenstein in Neuhaus a.d. Pegnitz bereits zum vierten mal statt. Die Kulisse für Konzerte ist auch mal sehr angenehm, der Burghof bot genug Platz für viele Besucher und dazu gab es noch einen kleinen Mittelaltermarkt. Im Vorfeld wusste man eigentlich nur, dass In Extremo hier spielen werden, über die Vorbands war so gut wie nichts bekannt, und die erfuhr ich auch erst am Vortag. Als erste Band sollten Feuerschwanz spielen und, was mich besonders freute, als zweite Band Turisas.

Um 19.00 Uhr betraten dann aber erstmal Hauptmann Feuerschwanz, Sir Richard Hodenherz, Walther von der Vögelweide und Eisi, der Mann mit der eisernen Maske die Bühne. FEUERSCHWANZ war also doch ein durchaus passender Bandname für die mir bis dato völlig unbekannte Gruppe, die im Intro unter anderem schon zum Besten gab, dass sie alle Schandmaul-Texte rückwärts rülpsen können. Lange dauerte es nicht, da hatte „Des Hauptmanns geiler Haufen“ mit seiner Mittelalter-Comedy-Show das Publikum schon ziemlich gut im Griff. Spätestens aber nach dem zweiten Lied, als Hauptmann Feuerschwanz die beiden Maiden auf die Bühne holte, die dann nur zwischendurch mal im Hintergrund mitgesungen haben und hauptsächlich auf der Bühne tanzten ;) Gegen Ende spielten sie auch eine etwas schnellere Version des Schandmaul-Hits „Herren der Winde“. Ansonsten durfte man sich an vielen Weisheiten aus dem Mittelalter erfreuen (zB „Der Ritter reitet die Herde ein / er beschränkt sich nicht auf die Pferdelein / das Leben ein Kampf, die Lanze muss rein / heut solls die Frau vom Müller sein“) oder Ankündigungen wie „Jetzt spielen wir ein Sauflied. Und das heisst Sauflied“. Waren 45 unterhaltsame Minuten zum Anfang!

Die Umbaupause danach war dann leider etwas lang, die veranschlagten 30 Minuten wurden noch mal um 15 überzogen, so konnten TURISAS erst um 20.30 Uhr auf die Bühne. Da wurde dann auch schnell klar, dass das hiesige Publikum nicht allzu viel mit den Finnen anfangen konnte und sie es schwer haben würden, hier zu überzeugen. Dazu war der Sound auch nicht perfekt, vor allem war der Leadgesang teilweise leiser eingestellt als die für den Hintergrundgesang, aber ansonsten wars in Ordnung, sogar die Chöre kamen sehr gut rüber. Durch ihr Auftreten (siehe Bilder weiter unten) hatten Turisas auf jeden Fall einen Exotenbonus bei dem leicht irritierten Publikum, dass mit der Zeit immer mehr Applaus nach den Songs gab und zum Schluss sogar einige Zugaberufe abgab. In den 45 Minuten wurden unter anderem „As Torches Rise“, „The Land Of Hope And Glory“, “Rex Regi Rebellis”, „The Messenger“ und “Battle Metal” vom gleichnamigen Album gespielt. Spaßig waren die Ansagen hier auch wieder, unter anderem das „Wollt ihr ein Geigensolo“ in gebrochenem Deutsch vom glatzköpfigen Geigenspieler, was natürlich gerne vom Publikum angenommen worden ist. Immerhin brachten Turisas einige Besucher zum Bangen und nachdem mich später um die 15 Leute gefragt haben, was das denn für ne Band war und wie toll der Auftritt doch war, bin ich mir sicher, dass man hier einige neue Fans gefunden hat. War jedenfalls wirklich ein klasse Konzert, auch wenn das Publikum nicht für Turisas gemacht war und eben zum größten Teil wegen In Extremo da war.

Nach diesmal „nur“ 40 Minuten Umbau kamen IN EXTREMO unter tosendem Beifall kurz vor 22.00 Uhr nach und nach auf die Bühne und eröffneten ihr Set erwartungsgemäß mit „Erdbeermund“, welches live auf jeden Fall besser ist als auf CD… Der Sound war jetzt ohne jeden Mangel und bei ihrem zweiten Auftritt auf Burg Veldenstein hatten sie das Publikum von der ersten Sekunde bis zur letzten voll im Griff. Gut war auch die Aktion von Sänger Micha, als er die Security anwies, zwei Leute aus den ersten Reihen rauszuwerfen, die andere dauernd geschubst haben und anscheinend auf Schlägerei aus waren. Die Bühnenshow war diesmal ziemlich abgespeckt, da die Bühne einiges kleiner war als In Extremo es gewohnt ist, trotzdem gab es noch genug Pyro- und Feuereffekte zu bestaunen. Vom neuen Album wurden mit „Horizont“, dem Titelstück „Rasend Herz“, der neuen Mitsinghymne „Nur ihr allein“ und dem großartigen „Spielmann“ vier Lieder gespielt, ansonsten kamen auch viele ältere Stücke zum Zuge, was mich doch sehr erfreut hat. Besonders „Die Gier“ kam wirklich genial rüber. Am Ende spielten In Extremo 20 Minuten länger als geplant (waren dann fast 2 statt 1 ½ Stunden), da hatte natürlich niemand was dagegen bei der guten Stimmung. Die Einbindung und Kommunikation mit dem Publikum war wirklich klasse, wirkte auch alles nicht einstudiert, was Micha gesagt hatte.

Damit ging ein schönes Burgfestival zu Ende, mit drei überzeugenden Bands am Samstag und herrlicher Atmosphäre. Mit 27 Euro war der Eintritt auch noch in Ordnung. Da das Aufgebot am Freitag aus Silbermond, Plot und Yellow Press bestand, blieb ich dem wohl verständlicherweise lieber fern.

Geschrieben am 23. Juli 2005 von Metal1.info

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