Konzertbericht: Tito Larriva und Tarantula w/ Support

2012-07-18 München, Backstage

Die Titty Twister-Bar aus „From Dusk Till Dawn“ hat ihren Platz in der Filmgeschichte ebenso sicher wie TITO LARRIVA UND TARANTULA mit ihrem größten Hit „After Dark“: Eben jener Song dringt über die Lautsprecherboxen, als sich Salma Hayek in einen sexy Vampir verwandelt und damit die große Wende in diesem Road Movie einleitet. Solche überraschenden Wendungen sind bei Tito Larriva und seiner Band anno 2012 live nicht mehr zu erwarten. Dafür verfügt der aus Mexiko stammende Sänger und Schauspieler über andere Qualitäten.

Bevor der Altmeister mit seiner Gitarre die Bühne der Münchner Backstage Halle betritt, darf sich THE WHISKEY FOUNDATION als Support versuchen. Stilistisch sind die Münchner vor ihrem Heimpublikum eine gelungene Wahl. Ohne große Worte zu verlieren oder auf den Heimvorteil zu setzen, legt das Quintett mit erdigem Blues Rock los und behält diesen Kurs in der folgenden halben Stunde bei. Sänger Murat Kaydirma mit seiner rauchigen Stimme hinterlässt am Mikro einen guten Eindruck und allgemein verkaufen die Musiker sich selbst und ihre Kompositionen, die sich irgendwo zwischen Tito & Tarantula, The Doors und Canned Heat bewegen, überzeugend. Nur wird bereits früh an diesem Abend klar, dass die psychedelischen Riffs und Rhythmen nicht unbedingt zum Headbangen und Moshen, sondern eher zum Genießen und Schwelgen einladen. Eben wie eine gute Flasche Whiskey oder Scotch. Im Fall von THE WHISKEY FOUNDATION dürfte der Abgang allerdings gerne noch etwas nachhaltiger sein.

TITO LARRIVA UND TARANTULA – anno 2012 sind dies neben Tito Larriva und seiner mehrjährigen Begleiterin Caroline „Lucy LaLoca“ Rippy Portillo am Bass noch zwei weitere Damen am Schlagzeug und an der Gitarre, die mit dem Mexikaner aktuell auf Europatour sind. Das letzte Studioalbum der Band namens „Back Into The Darkness“ hat inzwischen rund vier Jahre auf dem Buckel und demnach ist es wenig überraschend, dass der Auftritt in München mehr einer Best of-Show gleicht. Bereits beim Auftakt mit „Tokyo Town“ und „I Do“ zeigt sich trotz Sonnenbrille, wie sehr Humberto alias Tito seine Musik immer noch l(i)ebt. Dass seine musikalischen Begleiterinnen an ihren jeweiligen Instrumenten wenig elegant oder gar virtuos agieren, scheint ihn dabei wenig zu stören. Die Bühnenarbeit übernimmt er beinahe im Alleingang, was in Anbetracht der spielerischen Qualitäten seiner drei Damen zu begrüßen ist. Bereits nach wenigen Songs betritt Titos Sohn die Bühne, um je nach Bedarf unterstützend an der Gitarre oder anderen Instrumenten mitzuwirken: Bei der akustischen Einlage namens „Pistolero“ ist der Zögling der einzige, der seinen Vater am Schlagzeug begleiten darf.
Je später der Abend, desto größer das Hitpotential in der Songauswahl: Nach einigen The Cruzadores-Coverversionen wie „Motorcycle Girl“ und „Don’t Throw Stones“ greift der Gitarrenvirtuose in die Filmsoundtrack-Schublade: Von „Desperados“ über „Machete“ steigert sich Tito über den kurzen Abstecher „Angry Cockroaches“ schließlich bis zum unvermeidlichen Abschluss „After Dark“ – das „From Dusk Till Dawn“-Duo wegen der wohl die Mehrheit den Weg in die gut gefüllte Halle angetreten ist. „After Dark“ wird mit einem extra ausführlichen Gitarrenintro eingeleitet und schließlich davon gekrönt, dass sich alle tanzwilligen Besucher zusammen mit der Band auf der Bühne versammeln. Tito genießt diesen Teil sichtlich und reicht sogar seine Gitarre an einen weiblichen Fan weiter, der sich als überraschend talentiert im Umgang mit dem Saiteninstrument erweist. Am Ende setzen TITO LARRIVA UND TARANTULA eben jenes Ausrufezeichen, welches vorher fehlt. Dazu gestaltet sich der Auftritt ohne nennenswerte Bühnenshow besonders für Szenefremde zu gleichförmig. Dies kompensierte Tito durch seine sichtbare Spielfreude. Mit einer qualitativ höherwertigen Liveunterstützung dürften seine Konzerte allerdings noch deutlich eindrucksvoller wirken.

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