Konzertbericht: Unheilig w/ WETO, FAQ

2008-10-11 Backstage, München

Am 11.10. luden Unheilig im Rahmen ihrer „Vorhang Auf!“-Tour ins neue Münchner Backstage. Unterstützt wurde der Graf dabei sowohl von seinen beiden Mitmusikern als auch von den Supportbands WETO und FAQ.
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Die Schweizer Kombi FAQ eröffnete den Abend vor dem eigentlich angekündigten Beginn und so wohnte ich lediglich dem letzte Drittel ihres Auftritts bei. Dieser war geprägt von einer überwiegend schlechten Akustik, die durch eine extreme Lautstärke dominiert wurde. Der Gesang und die Instrumente gingen dabei völlig unter. Gegen Ende legte sich dies etwas und die Band offenbarte ein paar kleinere Qualitäten. Mich erinnerte die Musik an eine härtere Form von Placebo, wobei der Sänger meiner Meinung nach durch sein Outfit und sein Gehabe zu sehr versuchte, gewisse Klischees zu bedienen. Seine Stimme ließ sich auf Grund der Akustik leider nicht wirklich beurteilen, aber ein paar einprägsame, vielversprechende Refrains gab es neben einigen durchschnittlichen Nummern auch zu hören. Leider brauchte das Publikum einige Zeit zum Warmwerden, so dass die Reaktionen größtenteils verhalten ausfielen..
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Bei den Lokalmatadoren namens WETO war das inzwischen mengenmäßig größer gewordene Publikum direkt gut dabei. Neben einigen Nummern aus ihrem Album „Das zweite Ich“ wie z.B. „Koma“, „Flucht“ und „Irrlicht“ gab es noch ein paar neue Stücke wie „Krank“ und „Schattenspieler“ zu hören, die allesamt Lust auf ein zweites Album der Band machten. Eingefleischten Fans dürfte nicht entgangen sein, dass Stefan von Schandmaul am Schlagzeug durch Til von Regicide ersetzt wurde. Ob dies nur vorübergehend der Fall ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Ansonsten zeigte sich Sänger Thomas Lindner, den die meisten wohl eher von seiner Tätigkeit bei Schandmaul kennen, gut bei Stimme und textsicher. Besonders gegen Ende setzte das Publikum bei der bandinternen Hymne „Wolfsherz“ lautstark mit ein, obwohl ich mit diesem Song immer noch nicht richtig warm werde. Für Schandmaulfans gab es als Abschluss noch den ursprünglichen „Feuertanz“ zu hören, der allerdings keine großen Unterschiede zur „Mit Leib und Seele“-Version offenbarte. Schön zu sehen war wiederum, wie sich Thomas und Co. an diesem Abend das Publikum im Laufe der Zeit immer mehr erspielten und am Ende verdientermaßen reichlich Applaus ernteten. Leider wurden die Band und ihre Musik bisher von der Fachpresse nicht entsprechend gewürdigt, denn hinter dem Projekt steht definitiv mehr als ein billiger Schandmaulabklatsch. .
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Ich muss zugeben, dass ich mit Unheilig bzw. dem Grafen bis jetzt nicht sonderlich vertraut war. Bei größeren Festivals habe ich die „Band“ lediglich am Rande verfolgt. Doch an diesem Abend gehörte dem Grafen meine gesamte Aufmerksamkeit. Und die Energie, mit der er von der ersten Sekunde an zu Werke ging, konnte mich und scheinbar auch das gesamte restliche Publikum direkt in den Bann ziehen. Die elektronischen Elemente in den einzelnen Songs wirkten absolut passend, pulsierend und stimmig, obwohl ich damit ansonsten weniger anfangen kann. Wie ein Derwisch lief der Sänger, Texter und Produzent in Personalunion handküsschen-verteilend über die gesamte Bühne und suchte mehrfach den direkten Kontakt zu seinen Fans über einen kleinen Steg. Sein Tanzstil mag zunächst etwas merkwürdig wirken, genießt aber beim Stammpublikum so etwas wie Kultstatus. Der Graf scheint sich regelrecht von der Euphorie der Fans und den Beats treiben zu lassen, während die Bühne in ein angenehm dunkles Licht mit vielen Kerzen getaucht ist. Regelmäßig verschwand er kurz links neben der Bühne, um sich zu erfrischen, während seine Mitmusiker den nächsten Song einläuteten. Die Setliste wirkte bunt gemischt und schien sich nicht nur auf seine neuesten Werke zu beschränkten. Ich persönlich konnte mehr mit den schnellen Nummern wie „Sage ja“ anfangen, während die eingefleischten Fans bereitwillig alle Refrains mitsangen und mit ihm zum Mond flogen. Eine besonders persönliche Note erhielt das Konzert, als der Graf über seine Krankheit sprach, die ihn beinahe seine Karriere gekostet hätte – und über seinen verstorbenen Freund, zu dessen Ehren er eigentlich ein bestimmtes Lied nicht mehr singen wollte. Letztendlich entschied er sich dagegen und während er teils mit Tränen in den Augen auf der Bühne stand, kannte der Jubel keine Grenzen mehr.Aus Anreisegründen musste ich leider auf die Zugaben und die „After-Show-Party“ verzichten, doch auch so war die Fannähe der Band offenkundig. Eine sehr positive Überraschung und größtenteils besser als die ruhigere „Elektrofraktion“ in Form von Qntal und Faun, die ich bis dato live gehört habe.

Setliste Unheilig:

01. Spiegelbild
02. Fang mich auf
03. Schutzengel
04. Sage ja
05. Auf zum Mond
06. Astronaut
07. Tanz mit dem Feuer
08. Spielzeugmann
09. An deiner Seite
10. Feuerengel
11. Sei mein Licht
12. Lampenfieber
13. Maschine
14. Freiheit
15. Mein Stern
16. Ich will alles
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17. Mein König
18. Der Vorhang fällt

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