Review Autumnblaze – Every Sun Is Fragile

Die Herbstflamme brennt wieder! Eine gute Nachricht für alle Freunde von düsterer, fast schon depressiver Musik, die mit häufig einfachen Stilmitteln mitten ins Herz trifft. AUTUMNBLAZE sind mit „Every Sun Is Fragile“ zurück, obwohl das Album schon kurz nach dem Vorgänger „Perdition Diaries“ geschrieben wurde, gestaltete sich die Labelsuche als ein etwas langwierigerer Prozess, aber, um es gleich vorweg zu schicken, das Warten hat sich gelohnt.

Anfänglich kommt die Platte zwar etwas schwer in die Gänge. Das gilt nicht nur für die Songs, sondern damit ist auch der Umstand gemeint, dass es den einen oder anderen Durchlauf braucht, bis die Musik zündet. Dann aber wird das Album praktisch mit jeder Rotation größer. Ich muss zwar einräumen, mit dem Vorgänger nie so richtig warm geworden zu sein, aber „Every Sun Is Fragile“ erinnert mich in seiner Gesamtheit schon an meinen bisherigen Liebling der Saarländer, das extrem relaxte „Bleak“, welches damals einen absoluten Stilbruch markierte und bis heute den Sound von AUTUMNBLAZE prägt. Zwar geht man 2013 durchaus etwas flotter zu Werke und auch der eine oder andere Growl findet sich in den zehn Songs wieder. Insgesamt setzt man aber das erfolgreiche Konzept fort: eher langsame Musik, sehnsüchtiger Gesang, Weltschmerz, Atmosphäre und viele schlicht ergreifende Melodien.
Beispiele gefällig? Schwierig, wie bei Bands mit außergewöhnlicher Ausrichtung, zu denen AUTUMNBLAZE sicher zu zählen sind, bietet es sich in der Regel an, eine Platte in seiner ganzen Länge zu konsumieren. Trotzdem stechen auf „Every Sun Is Fragile“ vor allem die Lieder im Mittelteil heraus. Die beiden kurzen, (größtenteils) deutschsprachigen Nummern „Im Spiegel“ (stark hier die Variabilität zwischen flehendem Gesang und harten Vocals, die den cleanen in Sachen Intensität und Qualität in nichts nachstehen) und „Mein Engel, der aus Augen fließt“ sind gemeinsam mit dem Titeltrack die Highlights. Das soll aber nicht heißen, dass der Rest größere Qualitätseinbußen zu verzeichnen hat, außerdem sprach ich bereits an, in welchem Maß die Platte von ihrer Wandelbarkeit lebt. Vielleicht fällt das Urteil in einigen Monaten also genau anders herum aus, AUTUMNBLAZE haben hier eine Dynamik in die Musik gebracht, die für eine entsprechende Langzeitwirkung sorgt.

„Every Sun Is Fragile“ sollte man am Stück durchhören, nur so entfaltet sich die düstere Stimmung am besten. Startet die Platte noch mit einer gewissen Euphorie, nimmt die Trauer im Verlaufe der 52 Minuten kontinuierlich zu und gipfelt im abschließenden „Verglimmt“, welches die Scheibe seinem Titel entsprechend aushaucht. Zwischendurch kann sich der Hörer quasi aussuchen, ob er leidet oder genießt oder sogar beides gleichermaßen tut, die Einladung ist jedenfalls ausgesprochen und ich kann nur raten, diese auch anzunehmen. AUTUMNBLAZE präsentieren sich hier so stark wie in meinen Ohren seit über zehn Jahren nicht mehr.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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