Review Billy Talent – Live At Festhalle Frankfurt

  • Label: Warner
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Rock

Auch wenn das letzte BILLY-TALENT-Album „Crisis Of Faith“ nicht gerade für überschäumende Begeisterung gesorgt hat, ist die Band doch immer noch eine sichere Bank wenn es um herausragende Live-Shows geht. Das Quartett aus Kanada hat im Laufe seiner Karriere genug Hits geschrieben, um einen Abend locker damit zu füllen und ist bei Konzerten außerdem auch noch extrem sympathisch. Interessanterweise ist die Setlist von „Live At Festhalle Frankfurt“ nicht wirklich auf „Crisis Of Faith“ fokussiert, gerade mal fünf der 21 Songs stammen vom aktuellen Langspieler, dafür liegt der Schwerpunkt klar auf der klassischen ersten Trilogie des Quartetts.

Der Einstieg mit „Devil In A Midnight Mass“ hätte besser nicht gewählt sein können und auch der Sound der Live-Aufnahme überzeugt sofort. Klar und differenziert genug, aber dennoch mit ordentlich Druck und sogar der Bass von Jonathan Gallant geht nicht im Mix unter. Mit dem folgenden „This Suffering“ schraubt sich die Stimmung nochmal ein Stück nach oben und auch bei „I Beg To Differ (This Will Get Better“ zeigt sich das Publikum in Frankfurt textsicher. Die Entscheidung, ein neues Live-Album in Deutschland aufzunehmen, erweist sich von Beginn an als goldrichtig. Neben ihrem Heimatland Kanada haben BILLY TALENT hier einfach ihre größte Fangemeinde, wobei die Frankfurter Fans stellenweise doch etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt wurden. Allein die Ansagen von Frontmann Ben Kowalewicz zeigen aber, wie eng die Verbindung zwischen Band und Fans ist. Der Sänger bedankt sich immer wieder überschwänglich beim Publikum und stachelt die Menge zu noch mehr Energie an.

Bei Krachern wie „Perfect World“, „Try Honesty“, „Pins And Needles“ oder „Rusted From The Rain“ bräuchte er das aber eigentlich gar nicht, denn welcher BILLY-TALENT-Fan kann da schon still sitzen? Besonders schön ist, dass man der Band den Spaß an Liveshows zu jeder Sekunde anhört. Auch wenn an den Drums weder Original-Drummer Aaron Solowoniuk noch dessen Ersatz Jordan Hastings, sondern Loel Campbell sitzt, sind die Vier perfekt aufeinander eingespielt und harmonieren sehr gut. Einen kleinen Dämpfer bekommt die Stimmung höchstens bei neueren Stücken wie „Hanging Out With All The Wrong People“, „End Of Me“ oder „Forgiveness“, die gerade im direkten Vergleich mit älterem Material schwächer performen.

„Reckless Paradise“ bildet dabei aber die Ausnahme und eröffnet mit seiner Punkt-Attitüde den finalen Teil des Abends, für den BILLY TALENT nochmal aus allen Rohren feuern. „Surprise, Surprise“ und „Fallen Leaves“ sind sowieso immer gut, aber die an diesem Abend dargebotene Version von „Devil On My Shoulder“ dürfte für offene Münder gesorgt haben. Exzessiv und mit fettem Groove spielt sich die Truppe fast schon in eine Art Rausch, in dem Ian D’Sa und Jonathan Gallant auch noch mit Soli glänzen können. Ähnlich wuchtig fegt dann auch noch „Viking Death March“ über Frankfurt hinweg, bevor zum finalen „Red Flag“ noch einmal kollektives Ausrasten angesagt ist und Sänger Ben noch ein letztes Mal seinen Dank zum Ausdruck bringt.

Mit „Live At Festhalle Frankfurt“ liefern BILLY TALENT einen eindrucksvollen Beweis für ihre Live-Qualitäten ab. Auch wenn Ben Kowalewicz nicht mehr jeden hohen Ton perfekt trifft, haben die Kanadier nach wie vor nichts von ihrer Energie und Spielfreude verloren. Genau wegen solchen Shows braucht es Live-Alben, wobei „Live At Festhalle Frankfurt“ im Herbst zum Glück auch noch um einen Konzertfilm ergänzt werden soll.

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Wertung: 9 / 10

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