Review Hekate – Totentanz

In der bildenden und darstellenden Kunst, in der Literatur wie auch in der Musik ist der Tod seit jeher ein zentrales Leitmotiv. Gerade die Endlichkeit des Lebens treibt uns dazu an, unser irdisches Dasein in vollen Zügen auszukosten und zugleich nach einem tieferen Sinn zu suchen. Auch das deutsche Neofolk-Kollektiv HEKATE hegt offensichtlich eine morbide Faszination für das Ende allen Seins – nicht umsonst haben sich die Prophecy-Schützlinge nach der griechischen Göttin der Totenbeschwörung benannt. Sieben Jahre nach ihrem weithin hochgelobten fünften Album „Die Welt der dunklen Gärten“ setzen sich HEKATE nun so unverblümt wie nie zuvor mit dem Memento-Mori-Gedanken auseinander, was sich allein schon aus dem kunstgeschichtsträchtigen Titel ihres neuen Werks ergibt: „Totentanz“.

So sollte man zumindest meinen, wenn man sich mit dem Albumtitel im Hinterkopf das schauderhaft majestätische Artwork, welches ein bislang unveröffentlichtes Bild des Art-Nouveau-Künstlers Franz Stassen zeigt, zu Gemüte führt. Tatsächlich nehmen sich HEKATE der vermeintlich übergeordneten Thematik doch nur im eindringlichen Titeltrack an, der mit seiner minimalistisch-beklemmenden Grundtonfolge und seinem lockenden Frauengesang definitiv den eindringlichsten Song der Platte darstellt. Folglich stehen die übrigen Lieder jeweils für sich, sowohl in lyrischer als auch musikalischer Hinsicht.

Die Einflüsse aus Folk, Klassik sowie mittelalterlicher und elektronischer Musik, die charakteristisch für HEKATE sind, kommen auf „Totentanz“ immer wieder unterschiedlich gewichtet zum Vorschein. So werden etwa das seinem Titel entsprechend erfrischende, die Lebensgeister weckende „Spring Of Life“ wie auch das subtil düstere, sinnliche „Desire“ von exotischen Hackbrettmelodien getragen, wohingegen das pompöse „Lost And Broken“ mit seinen schroff marschierenden Drums, schwungvollen Akustikgitarren, unterschwellig mystischen Keyboards und monotonen Vocals gewissermaßen so klingt, als hätten sich Death In June an Empyriums „The Turn Of The Tides“ zu schaffen gemacht.

Nach dem bombastischen, von nahöstlicher Erhabenheit geprägten Auftakt auf „The Old King“ scheinen sich HEKATE nicht mehr um ein konsistentes Zusammenwirken ihrer Songs zu kümmern. Stören muss man sich daran nicht, da „Totentanz“ auch als lose Sammlung einzelner Stücke zu gefallen weiß – auf instrumentaler Ebene. Gesanglich geben sich HEKATE leider viel zu pathosbeladen und setzen stimmlich nicht genug Akzente, um den allzu bemüht tiefsinnigen Texten zu mehr Überzeugungskraft zu verhelfen. In dem ansonsten makellosen, lupenreinen Sound stehen die Vocals zudem geradezu aufdringlich weit im Vordergrund, wodurch der besagte Problempunkt umso schwerwiegender zum Tragen kommt.

Dass HEKATE ihre eklektische Songauswahl in eine scheinbar willkürliche Reihenfolge gesetzt haben (auf den Titeltrack folgt beispielsweise ausgerechnet „Spring Of Life“), ist zwar etwas ungünstig, aber ohne Weiteres zu verschmerzen. Die einzelnen Tracks sind ausgesprochen markant, stilistisch breit gefächert und dennoch nahezu durchgehend spannend, ohne gröbere Durchhänger, sodass es letztlich einerlei ist, ob sie miteinander eine Einheit bilden. Den einzig relevanten Störfaktor stellt somit der eindimensionale, abschnittsweise zu dominante Gesang dar. Wer bereits die früheren Alben der Band kennt und schätzt, sollte damit aber wohl kein Problem haben und auch Fans von Death In June, Sopor Aeternus und vergleichbaren Interpreten werden mit „Totentanz“ sicherlich ihre Freude haben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert