Review HIM – Greatest Lovesongs Vol. 666

HIM? Gothic Metal? Aber ja! Dieses Review fällt gewissermaßen in die Kategorie „Sie waren unbekannt, ungebunden und konnten tun was sie wollten“. Das Endprodukt unterscheidet sich dabei teilweise maßgeblich von dem Material, das Jahre später über die TV-Bildschirme flimmert. Abgesehen von der „666 Ways to Love“-Demo, die offiziell nur in Finnland erhältlich war, ist das die erste reguläre Veröffentlichung des trinkfreudigen Quintetts.

Los geht es direkt mit einem Kracher der Oberklasse, „Your Sweet 666“. Linde’s tiefe Gitarre brettert drauf los, erst in der Strophe wird es wieder gemäßigter, wo Ville Valo – an dieser Stelle – überraschend hohen Gesang einbringt. Der Refrain überzeugt dann durch geichmäßig verteilte Melodie und harte Gitarren. Ein wirklich überzeugendes Stück Musik, das erfreulicherweise nach wie vor ein ziemlich fester Bestandteil der Live-Setlist ist.
An zweiter Stelle folgt eine Coverversion des Chris Isaak-Songs „Wicked Game“. Ohne allzu viel „Disrespect“ für Chris Isaak übrig zu haben muss ich sagen, dass ich das Original für ziemlich langweilig halte. Was HIM hier bieten, sagt meinen Gehörgängen schon viel eher zu, Gesang und Gitarren sind tief, und für mich persönlich entfaltet sich erst durch dieses Cover, dass der Song besonders im Refrain eine tolle Melodie hat. „Wicked Game“ wurde zudem mit einem Video bedacht und avancierte unter anderem dadurch zu einem Hit in der Szene.
Nach den ersten zwei Songs wird es mit „The Heartless“ etwas ruhiger, mit akkustischer Gitarre und sanftem, hohen Gesang. Leider kann diese Mischung in diesem Fall nicht auf ganzer Linie überzeugen, so dass diese Nummer meiner Meinung nach der schwächste der „Greatest Lovesongs Vol. 666“ ist. Eine kurze heftigere Stelle hebt das Gesamtbild aber noch etwas.

Mehr als nur eine Entschädigung dafür ist „Our Diabolikal Rapture“, das sich an vierter Stelle auf dem Album befindet. Schon der Anfangs-Riff ist nicht von dieser Welt, tief und atmosphärisch, so hat sich Gothic Metal anzuhören! Nach bewährtem HIM-Prinzip geht es in den Strophen nicht mehr so energisch zu, das Anfangs-Merkmal des Songs wird aber weitergeführt. Nach rund 4 Minuten gibt es noch so etwas wie einen „Ausbruch“, der dem Song die Krone aufsetzt. Groß!
Schnell, tief und hart geht es mit „It’s all Tears“ weiter, das in den Strophen dann im gehobenen Mid-Tempo weitergeht. Von einer kurzen Zwischenspiel-Ausnahme abgesehen belässt der Song es dann auch dabei, so dass er an und für sich zwar gut, jedoch nicht sonderlich abwechselungsreich ist.
„When Love and Death embrace“ ist wie „Wicked Game“ einer der großen Hits aus frühen Tagen und der Song, der einer Ballade am nächsten kommt. Ein hart-romantischer Riff am Anfang leitet in die sehr sachte Strophe, die den eigentlich balladesken Charakter des Songs unterstreicht. Das Keyboard ist ein essentieller Bestandteil des Refrains und sorgt für die Ohrwurm-Melodie. Die instrumental gehaltene Stelle bei etwa dreieinhalb Minuten (und weiter) ist groß, ebenso die Gitarre, die das Stück nach sechs Minuten Spielzeit abrundet.

Geradezu apokalyptisch tönt „The Beginning of the End“, das mit ultratiefer Saitenhexerei und einem atmosphärischen Keyboard überzeugen kann. Eine gesprochene Passage folgt einer gut unterlegten Passage, aus der dann der Refrain mit dem Muster des Intros entspringt. Alles andere als ein Tiefpunkt des Albums!
Das zweite Cover auf dem Album gibt es in Form von „Don’t fear the Reaper“, ursprünglich vom Blue Öeyster Cult. Hier teilt sich Valo den Gesang mit einer weiblichen Stimme. Im Gegensatz zu „Wicked Game“ hat man sich hier etwas enger an die ursprüngliche Version gehalten. Das mag auch der Grund sein, warum mich dieser Song nun nicht aus den Latschen fegt…wie dem Original fehlt auch hier irgendwie das, was man nichtssagend als das „gewisse Etwas“ bezeichnet. Naja.
Hauptsächlich im Mid-Tempo, trotzdem mit der gehörigen Portion Gitarrenhärte präsentiert sich der Hörerschaft „For you“. Gegen Eintönigkeit hat man einen aufbauenden Refrain und einen Akkustik-Part eingebaut, nach welchem es noch einmal bitterböse und extrem tiefgestimmt rund geht. Ein Song mit Atmosphäre, der aber leider auch schon der letzte der großartigsten Liebeslieder in der 666. Ausgabe ist.

Fazit: Nun, eben das ist auch schon ein kleiner Nachteil des Albums. Nach nur 9 Songs, von denen zwei Coverversionen sind, ist der schaurig-schöne Spuk schon wieder vorbei. Das enthaltene Material bietet aber insgesamt wirklich Goth Metal vom Feinsten, der 9 von 10 anderen Bands aus dem Genre zeigt, wo der Hammer hängt. Lediglich zwei Songs halten nicht ganz mit dem Rest mit, sind aber trotzdem noch gut anzuhören. Eigentlich ist es schade, dass der ein oder andere Song vom Demo-Material nicht den Weg auf die Platte gefunden hat.
Wem kann ich das Album empfehlen? Im Prinzip natürlich jedem Gothic Metal-Freund mit männlichem Gesang (sowas soll’s auch noch geben), HIM-Fans…aber auch Leuten, die die „neuen“ HIM zwar nett, aber irgendwie zu seicht und poppig finden. Hätte das Album ein wenig mehr Spiellänge und keinen Song, der dem Rest wirklich hinterher hinkt, hätte ich die Höchstwertung kaum noch umgehen können, so gefällt mir der Nachfolger „Razorblade Romance“, auch wenn er stilistisch anders ausgefallen ist, noch geringfügig besser.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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