Review Høstsol – Länge Leve Döden

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

Es gibt kaum spannenderes, als neue Projekte bekannter Musiker: Wird das Projekt eher nach der Band des einen, der des anderen oder nach etwas komplett neuem klingen? Entsprechend gespannt dürften viele Black Metaller dem Debüt von HØSTSOL entgegengefiebert haben: Mit Niklas Kvarforth (Shining, Skitliv) und Tor-Helge Skei alias Cernunnus (Manes, Lethe) haben hier immerhin zwei hochverdiente, vor allem aber musikalisch sehr verschiedene Komponisten zusammengefunden. Nicht – wie zunächst angekündigt – zu hören ist allerdings Hellhammer (Mayhem); an seiner statt trommelt mit Rainer Tuomikanto (Grave Pleasures, Ajattara) zwar auch kein Unbekannter, aber unbestreitbar auch kein ganz so namhafter Ersatz.

Davon, dass der Name Tor-Helge Skei in den meisten seiner Projekte vor allem für programmierte, sphärische Sounds steht, darf man sich allerdings nicht in die Irre leiten lassen. Denn mit HØSTSOL, wo er als Gitarrist agiert, wollen Skei und Kvarforth dem Black Metal der frühen ’90er-Jahre nachspüren. Zwar sind die fünf Stücke von „Länge Leve Döden“ („Lang lebe der Tod“) durch Ambient-Sounds verbunden, und auch manche Riffs sind von Keyboardspuren unterlegt. In den wirklich sehr „oldschoolig“ arrangierten und inszenierten Songs dieses ansonsten absolut genrereinen Black-Metal-Albums bleiben sie allerdings über weite Strecken weit im Hintergrund. Vielmehr wirken die eher modern klingenden Ambient-Sounds dort, wo sie mal in den Mittelpunkt rücken – einem Break in „Det Som En Gång Var (Det Kommer Aldrig Igen)“ etwa – eher wie Fremdkörper.

Ansonsten ist das Material vom Charakter her nämlich tatsächlich ziemlich räudig: Das beginnt beim Sound, der zwar den Bass erfreulich präsent durchklingen lässt, gerade das Schlagzeug betreffend jedoch ziemlich trocken (Becken) und leider auch etwas undifferenziert (Bass-Drum) klingt. Vor allem aber das Riffing ist hält alles in allem wenige spannende Momente vor, und auch der für seinen exaltierten Gesang bekannte Kvarforth klingt auf „Länge Leve Döden“ zwar unverkennbar, aber dennoch unspektakulär. So ist es am ehesten noch der Bass, der in den überlangen Songs (zwische 7:32 und 10:29 Minuten!) mit hübschen Figuren für Unterhaltung sorgt – und das nicht nur im Bass-fokussierten Mittelteil von „Länge Leve Den Ansiktslöse Mördaren“. Alles andere an „Länge Leve Döden“ klingt unausgegoren und wenig überzeugend.

In seinem ganzen Charakter erinnert „Länge Leve Döden“ damit – leider – an „Øl, Mørke Og Depresjon“, das Debüt Den Saakaldte: Auch dieses Projekt hatte als Kollaboration aus Musikern von Pantheon I, Urgehal und Dødheimsgard sowie Niklas Kvarforth am Mikrophon extrem hohe Erwartungen geschürt, die allerdings erst auf dem zweiten Album „All Hail Pessimism“ erfüllt wurden. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Twist auch HØSTSOL gelingt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert