Review Imperium Dekadenz – Meadows Of Nostalgia

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

Müsste ich mich auf einen Aufsteiger aus der Black-Metal-Szene festlegen, so würde die Wahl definitiv auf IMPERIUM DEKADENZ fallen: Spätestens seit ihrem Vertragsschluss mit dem französischen Label Season Of Mist zum letzten Album „Procella Vadens“ geht es für die Band rapide bergauf: National wie international erntete man durchweg positive Kritiken und auch die wenigen, aber ausgewählten Shows des durch die Vargsheim-Musiker zur Live-Tauglichkeit verstärkten Duos wurden zu immer größeren Events. Nun steht mit „Meadows Of Nostalgia“ das mittlerweile vierte Album der Schwarzwälder in den Startlöchern, um den mit „Procella Vadens“ geebneten Weg entlang zu stolzieren und die wohlverdienten Lorbeeren einzusammeln.

Genau dieses Bild entsteht zumindest in meinem Kopf während den ersten Durchgängen von „Meadows Of Nostalgia“ – warum, und ob das nun positiv oder negativ zu werten ist, wird hoffentlich im folgenden klar.
Sehr IMPERIUM-DEKADENZ-typisch beginnt das Album mit Cleangitarren, Grillenzirpen und derlei semikitschigem Pathos mehr, bevor die CD mit „Brigobannis“ an Fahrt aufnimmt: Direkt ist man in der Welt von IMPERIUM DEKADENZ, unverkennbar an der Art der Riffs, der Stimmung der Gitarren, dem Songwriting, dem Gesang. Wer IMPERIUM DEKADENZ wegen genau dieser Aspekte immer schon gut fand, kann an dieser Stelle eigentlich aufhören zu lesen, das Album bestellen und sich beruhigt zurücklehnen – böse Überraschungen wird er mit „Meadows Of Nostalgia“ keine erleben: Wie nicht anders erwartet liegt der Fokus stets auf dem harschen Riffing. Dieses wird nur gelegentlich durch Breaks, die die Songs etwas abbremsen, unterbrochen – freilich nur, um anschließend umso reißender loslegen zu können. Unterstützt wird diese recht traditionelle Herangehensweise vom durchgehend harsche Gekeiffe von Sänger Horaz, dem recht gradlinigen Drumming Vespasians, sowie dem gelegentlichen Einsatz von Samples, welche auch dieses Mal als Atmosphäre generierendes Element durchaus gut funktionieren – zumindest, wenn man mit diesem Stilmittel etwas anzufangen weiß.

Doch was ist mit denen, die IMPERIUM DEKADENZ noch nicht für sich vereinnahmt haben? Besteht die Chance, dass die Band sie mit diesem Album zu überzeugen vermag? Ich wage es zumindest zu bezweifeln. Denn auch, wenn IMPERIUM DEKADENZ auf „Meadows Of Nostalgia“ definitiv alles besser machen als je zuvor, die Gitarren tighter, das Schlagzeugspiel vielseitiger und der Gesang kraftvoller klingt, ist das Ergebnis am Ende dennoch ein typisches IMPERIUM-DEKADENZ-Album: Stilistisch hat man die Ausrichtung seit „Procella Vadens“ kaum geändert und von einigen echten Glanzmomenten wie dem schlichtweg genialen Chor-Einsatz „Ave Danuvi“ abgesehen gibt es hier wenig, was direkt aufhorchen lässt oder überrascht.
Ein echter „Earcatcher“ ist hingegen der Sound aus dem Hause von Christoph Brandes, welcher in seiner Brillianz, Transparenz und Intensität erneut beweist, dass der Mann derzeit zu Recht immer wieder in den Fokus der Musikkritiker gerückt wird.

Schussendlich steht man, wie immer in dieser Situation, vor der Frage, ob man einer Band zum Vorwurf machen kann oder darf, dass sie ihren Stil gefunden hat. Würde man dies tun, dürften Formationen wie Endstille, aber wohl auch Iron Maiden, konsequenter Weise wohl nur noch mittelmäßige Kritiken ernten, die seitenlang auf der mangelnden Experimentierfreude der Musiker herumreiten – steht ein etablierter, eigener Stil doch immer im Widerspruch zu Innovation und Pioniergeist.
Dieser Argumentation folgend, möchte ich IMPERIUM DEKADENZ an dieser Stelle keine Vorwürfe machen und keine Punkte dafür abziehen, dass „Meadows Of Nostalgia“ nicht vor neuen Elementen strotzt, sondern ihnen schlicht und ergreifend zu einem Album gratulieren, das die bisherige Diskographie der Band um ein weiteres, starkes Album ergänzt. Denn „Meadows Of Nostalgia“ bereitet definitiv Freude, so fern man sich generell für den Stil der Band begeistern kann – aber klar ist auch: Wer seinen eigenen Stil gefunden hat, wird auch mit einem neuen Album niemanden überzeugen, der sich von den früheren Alben nicht hat packen lassen.

Anspieltipp: „Ave Danuvi“

Wertung: 8 / 10

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